CH-Schluss: Fester – Pharma-Schwergewichte sorgen für klare Gewinne
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag mit deutlichen Gewinnen geschlossen. Der Markt war ohne klare Richtung in den Handel gestartet, legte dann aber vor dem Mittag, getrieben von den Index-Schwergewichten, deutlich zu. Am Nachmittag sorgten schlechter als erwartete US-Konjunkturdaten für einen kurzzeitigen Rückgang der Gewinne. Bis zum Schluss stieg der Leidindex aber wieder deutlich über die Marke von 8’800 Punkten.
Für die vorübergehenden Rückschläge sorgten am Nachmittag die Zahlen zum Einkaufsmanagerindex aus dem Raum Chicago, der sich überraschend stark eingetrübt hatte. Etwas später folgten dann noch die Daten zum US-Verbrauchervertrauen, die ebenfalls tiefer als erwartet ausgefallen waren. Dass es doch weiter nach oben ging, führten Markbeobachter auf anhaltende Übernahmeaktivitäten, vor allem in der Pharmabranche zurück. Die am Morgen publizierten Daten zur Teuerung in der Eurozone dürften derweil weiteren Druck auf die Währungshüter ausüben. Dass EZB-Chef Mario Draghi allerdings bereits am Donnerstag neue Massnahmen ankündigen könnte, halten Ökonomen für eher unwahrscheinlich.
Am Schluss legte der Swiss Market Index (SMI) um 0,67% auf 8’835,14 Punkte zu. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann hingegen lediglich 0,48% auf 1’306,93 Zähler, der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,62% auf 8’695,61 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 23 im Plus, 6 im Minus und Swiss Life unverändert.
Insgesamt gab es kaum kursrelevante Nachrichten zu den Blue Chips. Deutlich fester notierten die Pharmatitel. Dabei profitierten die Valoren laut Marktbeobachtern von der anhaltenden Übernahmewelle im Sektor. Zuletzt meldete Johnson & Johnson die Absicht das Geschäft mit Medikamenten gegen Viruserkrankungen durch eine Milliardenübernahme zu stärken. Actelion (+1,1%), die schon mehrmals als möglicher Übernahmekandidat gehandelt wurden, legten am Dienstag denn auch deutlich zu. Aber auch Novartis (+1,2%) und Roche (+0,9%) verzeichneten klar überdurchschnittliche Gewinne. Eine weitere Stütze bildeten Nestlé mit einem Plus von 0,9%.
Mit zur Spitzengruppe im SMI/SLI gehörten auch die erst kürzlich aufgenommenen Aryzta (+1,7% auf 82,35 CHF). Die Titel zeigen sich seit der Zahlenvorlage vom Vortag zum per Ende Juli abgeschlossenen Fiskaljahr verhältnismässig volatil. Am Berichtstag erhöhten UBS und die Bank Vontobel ihre Kursziele für den Valor auf 94 (90) CHF bzw. 75 (70) CHF, bestätigten aber ihre Einstufungen («Buy» bzw. «Hold»).
Unter den grössten Gewinnern fanden sich auch einige zyklische Werte. So legten Kühne+Nagel (1,4% auf 120,60 CHF) zu, nachdem die Deutsche Bank das Kursziel auf 120 (114) CHF nachgezogen und das «Hold»-Rating bestätigt hatte. Daneben ging es auch für Clariant (+1,7%) oder Holcim (+1,2%) klar nach oben.
Bei den Finanzwerten lagen Credit Suisse mit einem Plus von 0,8% klar in Front, aber auch Julius Bär (+0,5%) wurden am Berichtstag höher bewertet. UBS (-0,4%) gehörten hingegen zu den schwächsten Titeln. Finanzchef Tom Naratil räumte an einer Investorenkonferenz laut einer Nachrichtenagentur ein, dass die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal weiterhin die geopolitischen Unsicherheiten als auch die Sommerflaute widerspiegle. Eine konkrete Guidance liess er sich aber nicht entlocken. Überdies wurde bekannt, dass die UBS die Kaution von 1,1 Mrd EUR an die französiche Justiz überwiesen hat.
Am Tabellenende notierten die Papiere von Richemont (-0,8%). Händler führten die Abgaben auf die unsicheren Lage in Hongkong zurück, einem der wichtigsten Absatzmärkte des Konzerns. Die Titel bewegten sich im Bereich des Jahrestiefs, wobei die Aktien des Branchennachbarn Swatch (+0,1%) im Jahresverlauf mit einem Minus von über 20% bisher eindeutig stärker unter die Räder kamen als Richemont (-11%).
Am breiten Markt fielen Leonteq (+9,7% auf 213,30 CHF) nach einem positiven Kommentar der Credit Suisse auf. Aktuell sei lediglich die Hälfte des Wachstumspotenzials eingepreist und die Investoren würden die mittelfristigen Aussichten unterschätzen, meinte der zuständige Analyst. Die Grossbank hat die Abdeckung des Valors mit dem Rating «Outperform» und einem Kursziel von 285 CHF wieder aufgenommen.
News gab es von Addex (+12,1%), Aevis (+0,1%) und Cytos (-5,3%), die am Morgen ihre Zwischenergebnisse vorgelegt hatten. Abgaben gab es auch für Autoneum (-0,3%). Belastend wirkte sich hier die Gewinnwarnung von Ford aus. (awp/mc/pg)