Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Dienstag mit Kursverlusten abgeschlossen, dies nachdem der Leitindex SMI am Vortag noch leicht zulegen konnte. Erneut haben die Diskussionen um das schuldengeplagte Griechenland das Geschäft mit den Dividendenpapieren geprägt. Hierzulande drückten vor allem die Abgaben der Index-Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche auf den SMI, während die Grossbanken Credit Suisse und UBS steigende Kurse verbuchten. Die Aktien des Backwarenherstellers Aryzta brachen nach schwachen Unternehmenszahlen ein.
Die Nervosität an den Finanzmärkten habe mit Blick auf die Unsicherheiten um Griechenland spürbar zugenommen, erklärte ein Händler. Je nachdem, ob sich Entscheidungsträger in dieser Geschichte optimistisch oder negativ äusserten, hätten auch die Märkte reagieren. Am späten Nachmittag belasteten vor diesem Hintergrund etwa die Aussagen des Eurogruppen-Chefs Jeroen Dijsselbloem die Börse. Dieser sprach davon, dass Griechenland noch weit von einer Einigung mit den Geldgebern entfernt sei, was den SMI zwischenzeitlich unter die Schwelle von 9’200 Punkte drückte.
Bis Börsenschluss verlor der Swiss Market Index (SMI) 0,68% auf 9’204,09 Punkte. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,48% auf 1’375,47 und der marktbreite Swiss Performance Index (SPI) um 0,67% auf 9’345,84 Punkte nach. Von den 30 wichtigsten Aktien standen am Ende 18 Aktien im Minus und 12 im Plus.
Im Bluechips-Segment büssten Aryzta mit -9,2% mit Abstand am meisten an Wert ein. Der Backwarenhersteller hatte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 mit den Angaben zum organischen Wachstum enttäuscht und zudem die Prognosen für das Gesamtjahr zurückgeschraubt. Händler sprachen von einer verdeckten Gewinnwarnung. Die Schlüsselfrage sei nun, ob die neue Guidance bewusst konservativ angesetzt sei oder ob in den kommenden Quartalen mit weiteren Enttäuschungen zu rechnen ist.
Auch die Aktien des Spezialchemiekonzerns Clariant (-4,6%) kamen im Verlauf des Handels gehörig unter Druck. Nachdem die Titel am Montag mit neu aufgeflammten Gerüchten um ein Übernahmeinteresse des Rivalen Evonik um 2,5% zugelegt hatten, verpufften diese Spekulationen am Berichtstag. Ein Vertreter des Evonik-Hauptaktionärs RAG erteilte einer möglichen milliardenschweren Übernahme von Clariant eine Absage. Dies sei kein Thema, sagte er.
Lonza büssten nach einer Ratingsenkung durch Baader Helvea (auf «Hold» von «Buy») deutliche 3,3% ein. Die vom Management in Aussicht gestellten Prognosen genügten für die Papiere nicht als Wachstumstreiber, so die Meinung des Analysten. Ausserdem dürfte mit Blick auf Clariant auch bei Lonza etwas an Übernahmefantasie verloren gegangen sein. Schliesslich wurde in der Chemiebranche in der Vergangenheit auch Lonza schon als Übernahmekandidat gehandelt.
Den grössten Abgabedruck auf den Gesamtmarkt kam aber von den Schwergewichten Roche (-1,6%), Novartis (-1,1%) und Nestlé (-1,0%). Insbesondere die Pharmawerte hatten am Vortag im Zuge positiver Produktnews klar zugelegt, entsprechend war im Handel am Berichtstag von Gewinnmitnahmen die Rede. Daran konnten auch positive News nichts ändern: So hatte Roche eine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Mitbewerber Amgen in einer klinischen Studie im Bereich Brustkrebs bekanntgegeben während die von Novartis veröffentlichte Studie zum Leukämiemedikament CTL019 an der Börse wenig Beachtung fand.
Die Gewinner im SMI/SLI wurden vom US-Ölbohrunternehmen Transocean (+3,9%), dessen Aktien sich von den Tags zuvor erlittenen Abgaben erholen konnten. Aber auch bei den Grossbanken Credit Suisse (+1,2%) und UBS (+0,5%) waren Erholungstendenz zu sehen. Weitere Finanztitel wie Julius Bär (+0,9%) oder Bâloise (+0,2%) waren am Dienstag ebenfalls gesucht.
Im breiten Markt fielen Meyer Burger mit einem Plus von 5,4% auf. Der Solarzulieferer hatte einen neuen Auftrag im Volumen von fast 17 Mio CHF gemeldet. Mit diesem Schritt nähere sich das Unternehmen der Gewinnschwelle, so ein Händler. Erwähnenswert war auch, dass der Meyer Burger-Aktionär Capital Group die gehaltene Beteiligung auf rund 10% erhöht hat.
Am deutlichsten legten die wenig liquiden Titel des Walliser Bahn- und Touristikunternehmens BVZ (+7,7%) zu. Auf der Gegenseite gaben etwa Cytos um 3,3% oder Panalpina um 2,9% nach. (awp/mc/pg)