CH-Schluss: SMI gewinnt 0,6% auf 8’023 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Tag der «Brexit»-Abstimmung mit etwas festeren Kursen abgeschlossen, wobei die Nervosität unter den Anlegern zu spüren war. Nach einem zurückhaltenden Handelsstart, rückte der Leitindex SMI mit der Hoffnung auf einen Verbleib Grossbritanniens in der EU in die Gewinnzone und über die Schwelle von 8’000 Punkten vor. Die Wettbüros auf der Insel stuften die Wahrscheinlichkeit auf einen «Brexit» als geringer ein als noch am Tag zuvor, was den Aktien und vor allem dem britischen Pfund Auftrieb verlieh. In der Schweiz wurde der Aufschwung jedoch durch die Pharmaschwergewichte Novartis und Roche gebremst.
Nun warte man gespannt auf den Ausgang des EU-Referendums auf der Insel, hiess es im Handel. Die letzten Wahllokale schliessen um 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit und erste Ergebnisse werden in der Nacht auf Freitag erwartet. Gewissheit darüber, ob Grossbritannien weiterhin zur EU gehört oder nicht, werden die Märkte allerdings erst am Freitagmorgen haben, wenn Chief Counting Officer Jenny Watson das endgültige Resultat verkünden wird. Händler warnten derweil, dass angesichts der am Donnerstag gestiegenen Zuversicht für einen EU-Verbleib ein «Brexit»-Votum zu grossen Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten führen werde.
Bis Börsenschluss legte der Swiss Market Index (SMI) um 0,64% auf 8’023,05 Punkte zu und weitete damit die Gewinne der vergangenen Handelstage aus. Seit letztem Freitag liegt der Index damit nun mit 4% im Plus. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gewann am Donnerstag 0,87% auf 1’221,33 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,65% auf 8’683,57 Zähler zu. Von den 30 Blue Chips standen am Ende 28 im Plus und lediglich zwei (SGS und Syngenta) im Minus.
Am stärksten von einem «Bremain» dürften die Aktien von Banken und Zyklikern profitieren und so wurden während der Abstimmung denn auch die Bankenwerte Credit Suisse (+2,0%), Julius Bär (+1,9%) und UBS (+1,7%) sowie konjunktursensitive Titel wie jene von Adecco (+1,8%), Geberit (+1,6%) oder LafargeHolcim (+1,5%) gut nachgefragt. Grössere Kursgewinne verzeichneten auch Galenica (+1,7%) oder Swisscom (+1,5%).
Bei den Index-Schwergewichten trugen Nestlé (+0,9%) das Plus am Gesamtmarkt mit. Novartis und Roche (je +0,1%) bewegten sich dagegen kaum. Von einer Stimmungsaufhellung würden die drei Schwergewichte wegen ihres defensiven Charakters grundsätzlich weniger profitieren, merkte ein Händler an. Allerdings sollten die Titel im Gegenzug auch weniger stark auf das Szenario «Brexit» reagieren als Zykliker oder Banken. Die Papiere von Novartis konnten derweil kaum von positiven Studiendaten zum Herzmedikament Entresto profitieren. Entresto könne jährlich über 28’000 Todesfälle verhindern, kam eine auf die USA bezogene Studie zum Schluss.
Die einzigen Verlierer im SMI/SLI hiessen am Donnerstag SGS (-0,2%) und Syngenta (-0,6%). Der Handel mit Syngenta bleibe nach wie vor von den Unsicherheiten um das laufende Übernahmeangebot durch ChemChina geprägt, hiess es.
Im breiten Markt gehörten Meyer Burger mit +3,6% zu den grossen Gewinnern. Der Solarzulieferer hatte einen Auftrag über 21 Mio CHF in China erhalten. Dies bringe das Unternehmen einen Schritt weiter bezüglich der Refinanzierung der Schulden, hiess es bei der Bank Vontobel. Seit Anfang Juni hat der Thuner Betrieb Aufträge über insgesamt über rund 70 Mio CHF gemeldet.
Im Blick standen auch die Aktien von Carlo Gavazzi, die sich um 2,2% verteuerten. Die Elektronikgruppe hatte im Ende März abgeschlossen Geschäftsjahr 2015/16 zwar weniger Umsatz und Gewinn gemacht, beliess die Dividende aber unverändert. Umsatz und EBIT seien leicht über den Schätzungen ausgefallen, kommentierte die ZKB.
Grössere Abgaben verzeichneten derweil Titel wie lastminute.com (-4,0%) oder Gottex (-5,0%). Beim Vermögensverwalter haben die Aktionäre dem Verwaltungsrat die Befugnis erteilt, bis zu 100 Mio neue Aktien auszugeben. (awp/mc/upd/ps)