Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den vierten Handelstag in Folge mit Abgaben geschlossen und sich dabei erneut klar schwächer als andere europäische Börsen gezeigt. Die wieder grösseren Ausschläge beim Euro-Kurs zu Dollar und Franken sowie ein nachgebender Ölpreis hätten die Stimmung belastet, hiess es. Der Leitindex SMI wurde nach einem noch gehaltenen Start insbesondere durch die Abgaben bei Schwergewichten wie Novartis oder Roche im Tagesverlauf immer stärker belastet und schloss auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Juli.
Nur kurzfristig positive Impulse lieferte der Ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland, der den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren erreichte. Gemischt ausgefallene Unternehmenszahlen in den USA belasteten hinagegen den Handelsstart an der Wall Street. Dort legten viele Grosskonzerne Zahlen vor, auch aus der Pharmabranche. Gute Zahlen vom Immobilienmarkt konnten dem überraschend nachgebenden Konsumentenvertrauen aber kein Gegensteuer geben.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,78% tiefer auf 7’929,87 Punkten auf Tagestief. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, drehte erst im späten Handel ins Minus und schloss 0,36% tiefer auf 1’233,32 Zählern, während der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,72% auf 8’671,57 Stellen nachgab. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 18 im Minus und 12 im Plus.
Die grösste Belastung für den Gesamtmarkt waren die schwergewichtigen Novartis, die am Ende mit -2,8% aus dem Handel gingen. Der Pharmakonzern hat zwar mit dem Quartalsausweis die durchschnittlichen Analystenschätzungen zum Teil übertroffen. Als enttäuschend wurde allerdings die Absatzentwicklung der zukünftigen Schlüsselmedikamente Entresto und Cosentyx sowie die Umsatz- und Gewinnentwicklung bei den Töchtern Alcon und Sandoz bezeichnet. Roche verloren mit -1,1% ebenfalls stärker als der Gesamtmarkt.
Ebenfalls grössere Einbussen verzeichneten Aryzta (-2,1%, 43,30 CHF), obwohl die CS das Kursziel deutlich auf 46,50 CHF angehoben hat. Schwach schlossen zudem Lonza (-1,9%) im Vorfeld des am Donnerstag anstehenden Business Update, sowie Sonova (-1,5%) oder Galenica (-1,1%). Actelion (-0,5%) rutschte nach einem lange positiven Tag erst zum Handelsende ins Minus. Eine leichte Kurszielanhebung von Berenberg hat hier offenbar nur kurzzeitig gestützt.
Die Kurse der Grossbankenwerte CS (-1,4%) und UBS (-0,2%) beendeten mit Abgaben die starke Erholung der Vortage. In Händlerkreisen war von Gewinnmitnahmen die Rede.
Stärkster Blue Chip war nach Zahlen Schindler (PS +2,4%). Der Lift- und Rolltreppenhersteller hat sich in den ersten neun Monaten 2016 bei allen wichtigen Kennzahlen gesteigert. Analysten zeigen sich vor allem von der Ertragsentwicklung überzeugt. Für einmal kamen die Wachstumsimpulse aus Amerika und Europa statt aus China. Im Gesamtjahr rechnet das Management nun wegen Sondereffekten mit einem höheren Gewinn als bisher.
Auch Syngenta legten mit +1,4% stärker zu und erholten sich damit etwas von den Verlusten zum Wochenstart. Die Titel hatten unter Sorgen über Verzögerungen bei der geplanten Übernahme durch ChemChina gelitten. Die Basler stellen sich nun tatsächlich auf Verzögerungen ein, wie sie zusammen mit dem Zwischenergebnis mitteilten. Mit dem vorgelegten Zahlenset verfehlte Syngenta die Markterwartungen knapp.
Stark zulegen konnten zudem Swiss Re (+1,8%). Die Aktien des weltgrössten Personalvermittlers Adecco (+0,3%) wurde zeitweise durch gute Zahlen des niederländischen Mitbewerbers Randstad getrieben, welche insgesamt über den Markterwartungen lagen. Zudem waren Telekomwerte nach gut aufgenommenen Zahlen der französischen Orange europaweit gesucht. Hierzulande rückten Swisscom um 0,9% vor und die im breiten Markt vertretenen Sunrise um 2,4%.
Am breiten Markt schlossen AMS mit Abgaben von 12,8%. Im frühen Handel hatte sich das Minus zeitweise auf bis zu 24% belaufen. Der Chiphersteller hatte mit dem Ausblick auf das vierte Quartal enttäuscht und auch der Kauf von Heptagon wird zwiespältig gewertet. Nach Zahlen präsentierten sich auch Huber+Suhner (-4,6%) schwach. Das Unternehmen verfehlte die Erwartungen und revidierte die Guidance leicht nach unten. Aufwind spürten hingegen Panalpina (+2,2%) und Feintool (+1,2%) nach Zahlen. (awp/mc/pg)