CH-Schluss: Starke Abgaben – Unsicherheit herrscht weiterhin vor
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Dienstag ganztags im Minus notiert und am Ende, weiter befeuert von den schwachen US-Märkten, mit deutlichen Verlusten geschlossen. Damit sind die Gewinne der gestrigen Gegenbewegung bereits wieder komplett weggeschmolzen. Und sollten die morgigen Inflationszahlen in den USA ungünstig ausfallen, könnte es zu einem weiteren Abrutschen kommen, warnt ein Börsianer. «Seit letzter Woche wissen die Märkte in der Schweiz und auch im restlichen Europa nicht so richtig, wie sie auf die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident reagieren sollen», so ein Aktienstratege. Einerseits könnte Trump aktienfördernde Steuersenkungen und Deregulierung bringen, was aktuell den Bitcoin befeuert, andererseits hat die Androhung von Zöllen vor allem am Devisenmarkt für Verwerfungen gesorgt und den Dollar klar gestärkt.
«Hinzu kommt, dass die erwarteten Zinssenkungen nun womöglich weniger schnell kommen als noch vor den Wahlen erwartet», sagt ein Börsianer. Und dann schwebe auch noch die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem chinesischen Wirtschaftspaket wie ein Damoklesschwert über den Märkten. «Es ist noch immer nicht klar, welche Stimulusmassnahmen wirklich durchgeführt werden und ob diese überhaupt einen Einfluss auf die Luxusgüter haben werden», so der Experte.
Der Schweizer Leitindex SMI fiel zeitweise unter die Marke von 11’700 Punkten und schloss am Ende 1,60 Prozent tiefer bei 11’712,09 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Titel enthalten sind, fiel um 1,78 Prozent auf 1927,34 Punkte zurück und der breite SPI um 1,61 Prozent auf 15’597,29 Zähler. Im SLI gingen Lonza und Geberit als einzige Titel mit Gewinnen aus dem Handel, alle anderen schlossen im Minus.
Der Pharmaauftragshersteller Lonza (+1,0%) hat im Tagesverlauf zeitweise fast 3 Prozent zugelegt. Das Unternehmen will die Produktion in Visp weiter ausbauen und zwei zusätzliche Produktionslinien aufbauen. Das werten Händler als Hinweis auf eine solide Auftragslage.
Geberit (+0,04%) hielten sich gegen den Trend gerade noch knapp im Plus, nachdem die Experten der Citigroup den Titel auf «Neutral» von «Sell» hochgestuft hatten. Die europäischen Schlüsselmärkte stünden wohl kurz vor einer Wende, heisst es zur Begründung. Denn mit den sinkenden Zinsen falle der Kostenanstieg geringer aus und alles werde wieder erschwinglicher – auch das Bauen und Renovieren, so die Analysten.
Auf der Verliererseite sind Alcon kurz vor Handelsschluss stark gefallen und am Ende mit einem Minus von 5,7 Prozent aus dem Handel gegangen. Der Augenheilmittelkonzern legt heute nach US-Börsenschluss seine Q3-Zahlen vor. Andere Titel aus dem Healthcare-Segment wie Straumann (-2,6%) und Sonova (-2,0%) standen im Verhältnis deutlich besser da.
SIG büssten 4,4 Prozent ein, was sich Börsianer nicht konkret erklären konnten. «Der Titel hat aber generell nicht so viel Momentum», kommentierte ein Händler.
Adecco (-3,3%) gerieten nach einer Abstufung durch Exane BNP unter Druck. Die Titel sind die mit Abstand grössten Verlierer im SLI seit Jahressbeginn. Der Personalvermittler hat zuletzt stark unter dem unsicheren konjunkturellen Umfeld gelitten.
Ebenfalls über 3 Prozent verloren die Luxuswerte Richemont und Swatch. Laut Händlern machen sich Zweifel breit, ob Chinas Konjunkturpaket die Luxusgüternachfrage wirklich ankurbeln wird. Viele vermuten inzwischen, dass dies nicht der Fall sein wird.
In den hinteren Reihen gewannen Temenos 4,1 Prozent hinzu. Der Bankensoftwarehersteller hat neue Mittelfristziele formuliert und ist dabei auf allen Ebenen bescheidener geworden. «Das zeigt, dass es manchmal nicht so schlecht ist, wenn man die Ziele etwas realitätsnäher formuliert und transparenter kommuniziert», sagt ein Börsianer. Der Titel sei aber ohnehin sehr volatil und könne das Gewonnene auch bald wieder einbüssen. Ein weiterer Händler vermutet, dass im Vorfeld des Investorentages ein «Selling-the-rumors» zu beobachten gewesen sei. Deshalb würden die Neuigkeiten nun gekauft. (awp/mc/ps)