Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag nach einem fulminanten Start nur mit einem leichten Plus beendet. Nachdem der Leitindex SMI zum Auftakt bereits die 9’000 Punktemarke klar überspringen konnte, ging es bis zum Mittag nochmals deutlich nach oben. Dann begannen die Aufschläge jedoch abzuschmelzen. Am Nachmittag kamen zwar positive US-Konjunkturdaten, sie wurden jedoch von den Anlegern als negativ für eine eher frühere Zinswende gedeutet. Die Wall Street sorgte mit einer verhaltenen Eröffnung für weiteren Druck.
Als Treiber fungierten weiter die Notenbanken. Das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung habe die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinserhöhung durch die US-Notenbank bereits im laufenden Jahr erhöht, meint eine Mehrheit der Beobachter. Wichtig sei dabei jedoch, dass weiter Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft signalisiert wurde. Der Zeitpunkt sei letztlich nicht mehr so relevant. Bei der EZB haben laut Sitzungsprotokoll einige Ratsmitglieder bereits im Oktober auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik plädiert. Angesichts der nur zögerlichen konjunkturellen Erholung bestehe weiter Deflationsrisiko.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit einem Plus von 0,20% auf 9’008,65 Punkten (Tageshoch 9’081). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in welchem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gewann 0,15% auf 1’353,27 Punkte und der breite SPI 0,19% auf 9’228,92 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 19 im Plus und elf im Minus.
Deutlich zulegen konnten Julius Bär (+2,1%), die zeitweise ein Plus von beinahe 3,5% aufwiesen. Die Bär-Aktien würden einmal mehr von der Hoffnung auf eine glimpfliche Busse im Steuerstreit mit den USA getrieben, hiess es in Börsenkreisen. Der anziehende US-Dollar verspreche dem Unternehmen zudem per Jahresende gute Bilanzgewinne, was in der bisherigen Bewertung noch nicht eingepreist sei.
Die Gewinnerliste wurde von Aryzta mit +3,0% angeführt. Auch Adecco (+1,8%), Sonova (+1,5%) oder Givaudan (+1,3%) lagen am oberern Ende der Liste.
Die Aktien der CS (+0,2%) haben zum Handelsschluss anfängliche Gewinne fast vollständig eingebüsst. Zeitweise betrug das Plus 2,5%. An der ao GV haben die Aktionäre der geplanten Kapitalerhöhung von gut 6 Mrd CHF zugestimmt. CEO Tidjane Thiam hat den Anteilseignern die neue Strategie erläutert. Zudem wurden den Aktionären eine stabile Dividendenpolitik in Aussicht gestellt. Die übrigen Finanz und Versicherungstitel UBS (+1,3%), Bâloise (+0,9%), Swiss Life (+0,7%) oder Zurich (+0,6%) legen deutlicher zu.
Bei Novartis (+0,3%) verringerte sich das zeitweise ausgeprägte Plus zum Handelsschluss ebenfalls deutlich. Die Novartis-Tochter Sandoz prüft laut Medienberichten den Kauf von US-Generika des Konkurrenten Teva. Die übrigen Schwergewichte Roche (unv.) und Nestle (+0,4%) schlossen uneinheitlich.
Swisscom zeigten sich mit einem Schlusstand von +0,5% kaum beeindruckt von einer 8-Mio-CHF-Busse der Weko. Im sogenannten Post-Fall hat die Wettbewerbskommission den Telekommunikationskonzern wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung gebüsst. Das Unternehmen will den Fall weiterziehen.
Syngenta gehörten mit deutlichen -2,8% zu den schwächsten SMI/SLI-Titeln. Am Dienstag hatten die Papiere noch um gut 3% zugelegt, getrieben von Übernahmespekulationen im Sektor. Innert etwas mehr als vier Wochen hatten die Aktien gar rund 30% dazugewonnen. Trotz der Merger-Fantasien werden offenbar erstmals wieder Gewinne mitgenommen, heisst es. Transocean (-3,4%) wurden vom tieferen Ölpreis gedrückt und auch Kühne + Nagel (-2,2%) schlossen klar im Minus.
Die schwachen Daten zu den Uhrenexporten belasteten Richemont (-0,1%) und Swatch (-1,1). Nach einer zwischenzeitlichen Erholung mit dem Gesamtmarkt lagen die Titel am Handelsschluss wieder klar im Angebot.
Im breiten Markt zogen Barry Callebaut um 0,8% an. Der Schokoladeproduzent hat am Morgen über eine Lizenzvereinbarung mit der französischen Naturex berichtet. Diese darf demnach Gesundheitsversprechen für Kakaoflavanole und Kakaoextrakt-Produkte für fünf Jahre nutzen. Gleichzeitig gewährleistet Barry Callebaut Naturex die Versorgung mit Kakaobohnen. In Marktkreisen wird die Vereinbarung als leicht positiv für Barry Callebaut bezeichnet.
Orascom schlossen nach Neunmonatszahlen unverändert und bei Orell Füssli (+1,3%) verlässt der Chef der Buchhandelssparte das Unternehmen. Ansonsten fielen noch Von Roll (-5,1%) oder Meyer Burger (-2,8%) mit Abgaben auf – Oti Energy (+8,0%) New Venturetech (+6,8%) oder LEM (+3,9%) mit Aufschlägen. (awp/mc/pg)