CH-Schluss: SMI schliesst kaum verändert
Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt ist der seit knapp einer Woche vorherrschende Aufwärtstrend am Donnerstag ins Stocken geraten: Der Leitindex SMI ging nach einem eigentlich guten Start kaum verändert aus dem Handel. Dabei rutschte er klar unter die Schwelle von 11’000 Punkten. Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Reden von Notenbankern am alljährlichen Treffen in Jackson Hole zogen sich viele Investoren an die Seitenlinie zurück. Belastend wirkten am Schweizer Markt zudem die nachgebenden Pharma-Schwergewichte, während der positive Nvidia-Effekt im Tech-Sektor verpuffte.
In Jackson Hole wird US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag über die weltweite Konjunkturlage reden, doch an den Börsen werden seine Aussagen vor allem auf Hinweise zum weiteren geldpolitischen Kurs durchleuchtet. Nachdem schwächer als erwartet ausgefallene Einkaufsmanagerindizes die Hoffnung aufkommen liessen, dass das Fed wegen Rezessionsgefahren keinen weiteren Zinsschritt unternehmen wird, dämpften am Donnerstagnachmittag gute Daten zum US-Arbeitsmarkt die Euphorie. Die anhaltende Robustheit des Arbeitsmarkts könnte Zinssorgen wieder anfachen, hiess es am Markt.
Der SMI schloss um wenige Zähler und 0,03 Prozent höher auf 10’976,83 Punkten, nachdem er nach Handelsbeginn noch bis auf 11’055 Zähler geklettert war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,04 Prozent auf 1721,66 Punkte und der breite SPI stieg unwesentlich um 0,05 Prozent auf 14’462,40 Stellen. Im SLI schlossen 13 Titel im Plus und 16 im Minus. Geberit gingen unverändert aus dem Handel.
Damit hatten die Verlierer am Nachmittag die Oberhand übernommen: Allen voran drehten technahe Titel wie jene des Sensorenspezialisten AMS Osram (-2,1%), des Computerzubehörherstellers Logitech (-1,4%) oder des Chipzulieferers VAT (-2,0%) nach den Auftaktgewinnen im Handelsverlauf ins Minus.
Zunächst hatte der Tech-Sektor von den am Vorabend publizierten, starken Quartalszahlen des Chipkonzerns Nvidia profitiert. Fragezeichen setzten Analysten schliesslich aber hinter das 25 Milliarden Dollar schwere Aktienrückkaufprogramm von Nvidia: Ein solcher Schritt sei mit Blick auf die in Zukunft notwendigen Investitionen «untypisch», schrieb ein Marktbeobachter.
Angeführt wurden die Verlierer von Sika (-2,2%). Mit Holcim (-0,7%) büsste ein weiterer Vertreter aus der Baubranche klar an Wert ein. Börsenbeobachter erklärten sich dies einerseits mit der Angst vor einer Abkühlung der Baukonjunktur in Europa, andererseits aber auch mit Besteuerungsplänen für Autobahnbetreiber der französischen Regierung.
Auf den Gesamtmarkt drückten derweil die Abgaben von Roche GS (-0,9%), wo Gewinne mitgenommen wurden, und Novartis (-0,6%). Das dritte Schwergewicht Nestlé (+0,9%) kursierte hingegen klar höher.
An vorderster Front lagen bis Handelsende UBS, die um 3,0 Prozent zulegten. Im Zusammenhang mit Medienberichten, wonach das Schweiz-Geschäft der Credit Suisse behalten werden soll, habe es spekulative Käufe gegeben, meinte ein Händler. Klar steigende Kurse waren auch in Givaudan (+1,4%), Lindt&Sprüngli (+1,3%) oder Sonova (+0,5%) zu sehen.
Die Musik spielte am Berichtstag auch im breiten Markt, aus dem zahlreiche Unternehmen Zahlen publiziert haben. Auffällig waren im Nachgang zur Zahlenvorlage die Kursgewinne bei Hochdorf (+13%). Der angeschlagene Nahrungsmittelhersteller scheint auf dem Weg zurück zu schwarzen Zahlen Fortschritte zu machen.
Auf der Gegenseite brachen die Kudelski-Papiere um 2,9 Prozent ein, nachdem sie noch fester in den Handel gestartet waren. Die vom Management bestätigte EBITDA-Guidance für das Gesamtjahr 2023 wurde von Analysten als «zu ambitiös» angezweifelt. Wenig verändert gingen nach Zahlen LLB (-0,2%) und SPS (unv.) aus dem Handel, während SoftwareOne um 1,8 Prozent nachgaben.
Gar einen Einbruch erlebten Evolva (-8%). Das Unternehmen braucht frisches Geld und könnte gar verkauft werden. Derweil schlossen die in einem Übernahmepoker steckenden GAM mit 9,6 Prozent fester. Nachdem Liontrust in seinem Kaufvorhaben weit hinter der benötigten Zweidrittelmehrheit zurückgeblieben ist, könnte der Weg für die Investorengruppe Newgame frei werden. (awp/mc/ps)