Zürich – Die Sorgen um die neue Coronavirus-Variante Omikron haben den Schweizer Aktienmarkt am Dienstag belastet. Nach einem volatilen Handelsverlauf schloss der Leitindex SMI klar im Minus. Zur Verunsicherung der Märkte trugen nicht zuletzt Aussagen des Moderna-CEO bei, der an der Wirksamkeit der existierenden Impfstoffe gegen die neue Variante zweifelte.
Auch in den kommenden Tagen dürften die Märkte sehr sensibel auf Nachrichten über die neue Corona-Variante und deren Auswirkungen reagieren, sagte ein Analyst. Für weitere Verunsicherung sorgte aber auch US-Notenbankchef Jerome Powell, der einräumte, dass die Inflation wohl nicht länger als «vorübergehend» bezeichnet werden könnte. Das Fed erwäge nun, das «Tapering» einige Monate früher zu Ende zu bringe. Damit steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank bereits nächsten Sommer erstmals an der Leitzinsschraube dreht, kommentierte ein Marktbeobachter.
Der Leitindex SMI schloss um 0,50 Prozent im Minus auf 12’159,69 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, sank um 0,45 Prozent auf 1961,80 und der breite SPI verlor 0,64 Prozent auf 15’535,99 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 20 im Minus und zehn im Plus.
Die grössten Abgaben entfielen dabei auf die Titel des PC-Zubehörherstellers Logitech (-3,4%) und auf die Aktien des Bankensoftwareherstellers Temenos (-2,8%). Auch weitere konjunktursensitive Titel wie SGS (-2,4%), Holcim (-2,3%) oder Adecco (-2,2%) schlossen klar im Minus.
Abwärts ging es auch mit Vifor Pharma (-1,9%). Die Analysten von Kepler bestätigten am Dienstag ihr «Hold»-Rating für die Titel.
Die Luxusgüteraktien Richemont (-1,6%) und Swatch (-0,7%) gaben nach der Erholung vom Vortags nun wieder deutlich nach. Auch die Bekräftigung des «Overweight»-Ratings für die Titel durch die britische Barclays Bank in einer Branchenstudie vermochte die Titel nicht zu stützen.
Auf den Indizes lasteten aber auch klar Abgaben der defensiven Schwergewichte Nestlé (-1,8%) und Novartis (-1,1%). Dagegen schlossen die Roche Genussscheine (+0,6%) im Plus. Novartis-VRP Jörg Reinhardt erklärte am Dienstag in einem TV-Interview, dass sich der Pharmakonzern weiterhin alle Optionen für die Zukunft der Generika-Sparte Sandoz offen halte: So seien sowohl eine Fusion der Division mit einem Konkurrenten wie auch ein Börsengang denkbare Optionen.
Durchzogen zeigten sich die Finanztitel. Bei den Versicherungswerten schlossen etwa Zurich (-0,7%) und Swiss Re (-0,3%) im Minus. Dagegen gingen Swiss Life (+1,0%) fester aus dem Handel. Die Analysten der Citigroup bekräftigten ihr «Buy»-Rating für die Titel bei einem deutlich angehobenen Kursziel.
Zulegen konnten auch die Grossbankentitel CS (+0,5%) und UBS (+1,2%). Auch die in der vergangenen Woche gebeutelten Julius Bär (+0,1%) schlossen leicht fester. Die Aussicht auf höhere Zinsen stützt gerade Bankenaktien tendenziell. Mit Kursgewinnen gingen auch die Aktien des Private-Market-Spezialisten Partners Group (+1,0%) aus dem Handel.
Zu den weiteren Gewinnern des Handelstags gehörten die Medtech-Werte Straumann (+0,6%) und Sonova (+0,7%). Das deutlichste Plus unter den Blue Chips entfiel dagegen auf die Aktien des in der Corona-Impfstoffherstellung engagierten Pharmazulieferers Lonza (+1,7%).
Am breiten Markt schossen Molecular Partners (+13,4%) in die Höhe, nachdem das Biotech-Unternehmen in Laborversuchen mit einem Wirkstoff eine Wirksamkeit gegen die Omikron-Virusvariante vermeldet hat. Evolva (+8,6%) wurden vom Einstieg der Investmentgesellschaft Veraison unterstützt, die sich über eine Privatplatzierung gut sechs Prozent am Biopharmaunternehmen sichert.
Stark nach unten ging es dagegen mit den Titeln des Schliesstechnikers Dormakaba (-13,1%) nach einem überraschenden Chefwechsel. Dass die amtierende CEO Sabrina Soussan das Unternehmen nach weniger als einem Jahr verlässt, wurde von den Analysten als klare Enttäuschung gewertet. Ein Kommentator sprach von einem «operativen Durcheinander» beim Unternehmen. (awp/mc/pg)