Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach der verlängerten Osterpause auf breiter Front fest geschlossen. Die Aussicht auf eine später als bislang erwartete Zinswende in den USA hatte die US-Börsen bereits am Ostermontag angeschoben. Die Vorgaben für den Schweizer Markt waren somit positiv. Für zusätzlichen Rückenwind in dem an Unternehmensnachrichten armen Handel sorgten die Indexschwergewichte Roche, Novartis und Nestlé. Der Leitindex SMI legte im Handelsverlauf stetig zu und näherte sich in der zweiten Tageshälfte der psychologisch wichtigen Marke von 9’300 Punkten.
Die Stimmung auf dem Schweizer Parkett bezeichnete ein Händler als «äusserst freundlich». Überraschend schwache Arbeitsmarktdaten aus den USA hätten nämlich der Hoffnung der Anleger, die Notenbank Fed könnte mit der geplanten Zinsanhebung noch etwas zuwarten, neue Nahrung gegeben. Da zudem die EZB voll auf dem Gaspedal sei, führe im Hinblick auf Rendite kein Weg an Aktien vorbei. Zudem dürfte die Einigung im Atomstreit mit dem Iran das globale Wirtschaftswachstum unterstützen und auch die vom griechischen Finanzminister Varoufakis versprochene Rückzahlung eines IWF-Kredits habe Kaufargumente geliefert, hiess es weiter.
Der Swiss Market Index (SMI) stand am Handelsschluss 1,43% höher bei 9’260,75 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte 1,29% auf 1’379,75 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,57% auf 9’288,34 Stellen zu. Von den 30 wichtigsten Aktien standen am Ende lediglich drei Minus, alle anderen im Plus.
Für Schub sorgten insbesondere die Schwergewichte Roche (+2,2%), Novartis (+2,2%) und Nestlé (+1,3%). Der Pharmakonzern Roche meldete nach Ablauf der Übernahmeofferte für das US-Unternehmen Foundation Medicine ein Angebot von insgesamt 62,8% der Aktien.
Die prozentual grössten Gewinne verzeichneten bei den Blue Chips aber Transocean mit +12%. Die Papiere des US-Ölbohrkonzerns schossen nach der politischen Einigung mit dem Iran bereits im US-Handel am Ostermontag um 10% nach oben und machten somit verlorenes Terrain teilweise gut. Die Aktien hatten im Gleichschritt mit den einbrechenden Ölpreisen seit Mitte 2014 etwa zwei Drittel ihres Werts eingebüsst.
Zu den grossen Gewinnern zählten auch die Aktien des Warenprüfkonzerns SGS (+2,3%), die sich in den vergangenen Wochen unter dem Marktschnitt entwickelt hatten. Händler führten die Gewinne auf Umschichtungen aus Konkurrenzpapieren zurück.
Aufschläge von über 2% verzeichneten auch Schindler, Actelion und Aryzta. Etwa im Marktdurchschnitt schlossen Holcim (+1,5%). Lafarge-Chef Bruno Lafont erteilte in einem Interview den aufgekommenen Forderungen um eine weitere Verschiebung des Austauschverhältnisses im Rahmen der Lafarge-Holcim-Fusion zugunsten der Holcim-Aktionäre eine Absage. Bei den Finanzwerten hatten CS mit +1,9% die Nase vorn.
Swisscom (+0,8%) hinkten dem Gesamtmarkt hinterher. Die Geschäfte hätten sich im laufenden Jahr bisher planmässig entwickelt, erklärte Finanzchef Mario Rossi in einem Pressebericht. Darin bestätigte er zudem den Ausblick für das Gesamtjahr, inklusive unveränderter Dividende.
Auf der Verliererseite prägten die Dividendenabgänge von Zurich Insurance (17 CHF je Titel) und Geberit (8,30 CHF) das Bild. Zurich verloren 5,0% oder 16,40 CHF und Geberit 0,2% oder 0,80 CHF. Die unmittelbaren Kursverluste an der Börse sind somit geringer ausgefallen als die Dividendenzahlungen. Clariant gaben um 0,7% nach, wobei laut Analysten weniger das in Deutschland aufgenommene Fremdkapital, sondern vielmehr Gewinnmitnahmen verantwortlich waren.
Am breiten Markt verteuerten sich Straumann um 2,3% nach der früher als ursprünglich vorgesehenen Übernahme des restlichen 51%-Anteils an der brasilianischen Neodent. Auffällig zeigten sich EFG (+4,6%) nach einer deutlichen Kurszielerhöhung durch die UBS. Die verwalteten Vermögen hätten sich schneller und besser erholt als erwartet, so die Begründung. Barry Callebaut (+3,3%) setzten ihren starken Lauf seit der Zahlenvorlage von Anfang Monat fort.
Gategroup büssten dagegen nach der Einigung im Streit mit Hedgefonds um die Besetzung des siebenköpfigen Verwaltungsrats 3,9% ein. Analysten begrüssten den Kompromiss und verwiesen mit Blick auf die Kursverluste auf Gewinnmitnahmen. Neben den ex-Dividende gehandelten PSP (-3,1%) verzeichneten auch Gurit (-3,3%) grössere Verluste. (awp/mc/pg)