CH-Schluss: Hoffnungen auf Corona-Behandlung lassen Kurse steigen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag auf breiter Front zugelegt. Als Grund für die Gewinne nannten Händler die Hoffnungen auf neue Medikationen gegen das Coronavirus. Präsident Donald Trump hatte diesen Hoffnungen Auftrieb gegeben, nachdem die Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallgenehmigung für die Behandlung mit Blutplasma erteilt hatte. Zudem soll das Zulassungsverfahren des Impfstoffkandidaten von AstraZeneca beschleunigt werden, was den Impfstoff möglicherweise noch vor den US-Präsidentenwahlen verfügbar machen könnte, hiess es.
Dies sei zwar kein Durchbruch, aber es zeigten sich doch gewisse Fortschritte, sagten Händler. Die weniger optimistischen Akteure verwiesen dagegen auf die weltweit weiter steigenden Corona-Infektionszahlen und zuletzt schwächer als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten in Europa. Die ZKB äusserte sich für die Aktienmärkte insgesamt moderat optimistisch. Die Bank rechnet aber mit einer etwas holprigeren Entwicklung in den kommenden Wochen.
Der SMI schloss am Montag nach einem Tageshoch bei 10’356,75 Punkten noch um 0,88 Prozent höher auf 10’308,39 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 1,12 Prozent auf 1’572,61 und der breite SPI um 0,75 Prozent auf 12’820,50 Punkte. Von den 30 Blue Chips gingen 29 mit höheren Kursen aus dem Markt. Einzig Logitech (-0,5%) waren schwächer.
An der Spitze der Gewinner standen Aktien zyklischer Firmen. Die stets volatilen Technologietitel AMS (+3,4%) und Temenos (+2,9%) waren laut Händlern dank umfangreichen Deckungskäufen zuoberst auf der Kurstafel. Unterstützt wurden die beiden Titel noch durch die Hausse an der US-Technologie-Börse.
Unter den besten Titeln standen zudem der Personalberater Adecco (+3,2%), der Luxusgüterhersteller Richemont (+1,8%), die Inspektionsfirma SGS (+1,8%) und der Zementkonzern LafargeHolcim (+1,6%). Die Anteile der Uhrenfirma Swatch (+1,2%) machten anfängliche Einbussen mehr als wett.
Insgesamt ergab sich aber kein klares Bild nach Sektoren. Weit vorne im Feld zu finden waren auch Finanzwerte wie die Grossbank UBS (+2,3%) und Swiss Life (+1,9%), Swiss Re (1,8%) und Zurich (+1,6%).
Die Anteile des UBS-Konkurrenten Credit Suisse (+1,4%) notierten über weite Strecken im Minus. Erst im späten Geschäft drehte der Kurs dank Anschlusskäufen in die Gewinnzone. Händler verwiesen auf einen Bericht, wonach Belgien gegen die zweitgrösste Schweizer Bank wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ermittelt. Anklage wurde laut Auskunft der Staatsanwaltschaft vom Montag nicht erhoben.
Wenig gefragt waren die defensiven Schwergewichte. Novartis (+0,1%). Der Pharmariese hat in einer Studie mit der Krebs-Immuntherapie Spartalizumab das Ziel verfehlt. Der Schein des Rivalen Roche gewann 0,4 Prozent und der Lebensmittelmulti Nestlé (+0,7%) gewann ebenfalls an Wert. Der Höhenflieger der Schweizer Blue Chips Lonza (+0,9%) setzte seinen Anstieg derweil ungebremst fort.
Im breiten Markt legten Sulzer (+2,6%) zu. Händler begrüssten die Übernahme der Medtechfirma Haselmeier. Mit dem Hersteller von Pen-Injektoren könne Sulzer das Applicator System-Geschäft stärken, meinte die Bank Vontobel in einem Kommentar dazu. Es handle sich zwar um eine kleine Übernahme, doch sie sei für die Pharma-Plattform durchaus wichtig, meinte die UBS.
Die Aktien des Peptidherstellers Bachem (+3,1%) kletterten mit dem Rückenwind des am Freitag veröffentlichten Halbjahresabschlusses von einem Kursrekord zum nächsten. Auch Mobilezone (+4,0%) und Flughafen Zürich (+7,3%) profitierten weiter von den am Freitag präsentierten Halbjahreszahlen.
Erneut rege Umsätze und heftige Kursausschläge verbuchten die Penny Stocks: Während Perfect Holding (-15%), Achiko (-12%) und Relief Therapeutics (-9,8%) wegen Gewinnmitnahmen nachgaben, schossen Arundel (+21%) und Igea Pharma (+5,7%) dank spekulativen Käufen durch die Decke. (awp/mc/pg)