CH-Schluss: SMI gewinnt 0,4% auf 7929 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag uneinheitlich geschlossen. Der Leitindex SMI stieg nach einer positiven Eröffnung bis zum Mittag getrieben von festeren Grossbanken nochmals an. Am Nachmittag belasteten dann zunächst Pharmawerte, und ein volatiler US-Handel sorgte zeitweise für ein Minus. Mit der Schlussauktion stieg der Leitindex nochmals in den positiven Bereich. Viele Marktakteure hätten vor der Wahl in den USA an der Seitenlinie gestanden und müssten nun agieren, hiess es im Handel.
Angesichts der vielen Unklarheiten über den zukünftigen wirtschaftpolitischen Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump sei derzeit viel Kaffesatzleserei im Spiel, was zu hoher Volatilität führen könnte, hiess es. Die Anleger setzen inzwischen darauf, dass Trump die Wirtschaft mithilfe klassischer Konjunkturpakete ankurbeln will. Der Sieg Trumps sei von den meisten Akteuren im Vorfeld der US-Wahlen eigentlich als der ungünstigere und risikoreichere Ausgang gesehen worden, so Experten. Die Erkenntnis, dass er auch eine Chance sein könne, sei nun erstaunlich schnell gekommen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,39% höher bei 7’928,77 Punkten nahe dem tagestief (Tageshoch 8’004). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg um 0,86% auf 1’240,63 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,26% auf 8’659,98 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 14 im Plus und 16 im Minus.
Durchgehend stark gefragt waren am Donnerstag die Aktien der Grossbanken, die im Zuge des Siegs von Donald Trump von einem geringeren Regulierungsdruck profitieren könnten. In der Folge zogen UBS um 8,7%, Credit Suisse um 4,9% und Julius Bär um 2,6% an. Die Aktien hätten im Jahresvergleich ohnehin einen massiven Nachholbedarf, hiess es im Handel.
US-Medien erinnerten im Nachgang des Wahlgangs in den USA daran, dass Trump das 2010 verabschiedete Dodd-Frank-Gesetz kippen könnte. Mit diesem wurden unter anderem der Eigenhandel von Banken mit Wertpapieren beschnitten und eine Verbraucherschutzbehörde für Finanzprodukte geschaffen.
Von Trumps Plänen bezüglich höherer Investitionen in die Infrastruktur profitierten Aktien wie LafargeHolcim (+1,3%), ABB (+1,2%) oder Clariant (+1,8%). Das Versprechen des künftigen US-Präsidenten, viele neue Jobs zu schaffen, schob wiederum die Aktien des Personaldienstleisters Adecco um 3,8% an.
Nach Drittquartalszahlen legten die Papiere von Zurich Insurance um 0,6% zu. Der Erstversicherer hat die Erwartungen der Experten mit seinen Gewinnzahlen nun bereits zum dritten Mal in Folge übertroffen. Zudem positionieren sich die Anleger für den mit Spannung erwarteten Investorentag kommende Woche. Hier wird der seit Mai amtierende Chef Mario Greco seine künftige Unternehmensstrategie und die Dividendenpolitik benennen. Swiss Re (+1,1%) und Swiss Life (+3,9%) waren noch deutlicher gesucht.
Pharma- und Gesundheitswerte, die am Mittwoch besonders positiv auf den Wahlausgang reagiert hatten, mussten teilweise Abgaben hinnehmen. So gaben Actelion 2,0% und Galenica 1,8% ab. Demgegenüber drehten die schwergewichtigen Roche (+0,4%) und Novartis (+1,2%) mit dem US-Handel nochmals ins Plus.
Mit Givaudan als schwächstem Blue Chip ging es um 5,1% nach unten. Für den Aromen- und Riechstoffhersteller hat die Citigroup die Einstufung auf «Sell» von «Neutral» gesenkt. Auch Aryzta (-2,3%) setzten den Abwärtstrend der Vortage fort.
Defensive Werte liessen ebenfalls Federn: Nestlé – der sichere Hafen in stürmischen Zeiten schlechthin – büssten deutliche 2,2% ein. Das Schwergewicht hatte bereits am Vortag – in einem deutlich festeren Markt – gut 1% abgegeben. Auch Swisscom verloren 2,7% nach Zahlen des Mitbewerbers Sunrise.
Im Fokus der Anleger standen auch die Titel des Agrochemiekonzerns Syngenta (-1,4%), für den eine Offerte von ChemChina vorliegt. Nach der Wahl des «chinafeindlichen» Trump sehen einige Experten die Erfolgsaussichten für den geplanten Deal nun etwas pessimistischer.
Im breiten Markt büssten die Papiere des Telekomunternehmens Sunrise 4,9% ein. Die Zahlen lagen zwar leicht über den Erwartungen; belastend habe aber der defensive Charakter der Papiere gewirkt, meinen Beobachter. Ebenfalls mit Quartalszahlen aufgewartet hat der Elektronik-Komponentenhersteller Lem (-5,9%).
Cosmo sprangen um 13% an. Das Pharmaunternehmen vermeldete den erfolgreichen Ausgang einer zulassungsrelevanten Studie mit seinem Präparat LuMeBlue, das für die Erkennung von Adenomen während der Darmspiegelung verwendet wird.
Mit zu den grössten Gewinnern zählten auch bei den Small- und Midcaps Papiere aus dem Finanz- und dem Pharmasegment. Santhera gewannen 9,0%, GAM und Leonteq je 7,3%, Molecular Partners 2,6% oder EFG 5,6%. (awp/mc/pg)