CH-Schluss: Gewinnmitnahmen nach vier starken Wochen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch mit deutlichen Verlusten geschlossen. Nach einem gut gehaltenen Start gab der SMI in der Folge kontinuierlich nach und büsste damit die Gewinne des gestrigen Wochenstarts mehr als ein. Nach vier Wochen mit steigenden Kursen sei es zu Gewinnmitnahmen gekommen, hiess es in Marktkreisen dazu. Unter Abgabedruck standen dabei insbesondere technologielastige und konjunktursensitive Aktien sowie die Banken, wogegen die defensiven Schwergewichte nach unten etwas abstützten.
Dass der Internationale Währungsfond IWF am Vortag die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im laufenden Jahr deutlich nach unten und in den negativen Bereich revidiert habe, belaste das Sentiment eher marginal, da schon davor von der Mehrheit der Ökonomen eine Rezession vorhergesagt worden sei. Dass die Erholung seit dem Märztief bei 7,650 Punkten auf über 9’600 Punkte am Dienstag nachhaltig sei, wird an der Börse indes von vielen Akteuren bezweifelt. Die Stimmen, welche vor einer weiterhin hohen Volatilität und einem Test dieses Tiefs warnen, sind zahlreich. Kaum einen Einfluss hatten die in den USA publizierten Konjunkturzahlen zur Industrieproduktion oder zum Einzelhandel, wobei der Industrieindikator für New York mit seinem Rekordtief einen Absturz der Konjunktur signalisierte.
Der SMI schloss 2,29 Prozent tiefer bei 9’320,2 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 3,11 Prozent auf 1’355,21 Punkte ein und der umfassende SPI 1,99 Prozent auf 11’456,29 Punkte. Von den 30 SLI-Werten landeten alle im negativen Bereich.
Am stärksten unter die Räder kamen AMS (-11,4%). Händler verwiesen auf einen Kauf eines 5%-Aktienpaktes an Osram Licht durch AMS, für den die Österreicher mehr bezahlt haben sollen, als gedacht. Dies habe den Titel zusätzlich zum allgemeinen Abwärtstrend belastet. Nach fünf Tagen in Serie mit teils stark steigenden Kursen sei aber auch hier die Luft etwas draussen gewesen, hiess es.
Unter Gewinnmitnahmen auf immer noch sehr tiefem Niveau litten auch Temenos (-5,8%). Für die Titel haben einige Analysten ihre Schätzungen nach dem Quartalsbericht, den der Softwarehersteller am Dienstag veröffentlicht hat, gesenkt.
Zu den schwächsten Werten gehörten zudem CS (-6,9%). Mit einem Minus von 4,5 Prozent hielten sich die Aktien der zweiten Grossbank UBS etwas besser. Die Publikation der Quartalszahlen wichtiger US-Konkurrenten der Banken wie Goldman Sachs oder Citigroup vermochte die Kurse der beiden hiesigen Marktführer nicht zu stützen. Im Gegenteil bauten sowohl UBS als auch CS die Verluste im Anschluss an die Zahlen der Konkurrenz noch einmal aus.
Unter Abgabedruck standen zudem konjunkturanfällige Titel wie Swatch, Adecco (je -5,8%), LafargeHolcim oder ABB (je -4,9%). Weitere Aktien mit Verlusten von gegen 5 Prozent oder etwas mehr waren Partners Group, Zurich, Julius Bär oder Clariant.
Einen grösseren Absturz des Gesamtmarkts verhinderten die defensiven Schwergewichte. Nestlé (-0,2%), Novartis (-0,7%) und Roche (-1,3%) gaben allesamt vergleichsweise moderat nach.
Im breiten Markt fielen Dufry mit einem massiven Abschlag von 12 Prozent auf. Der Duty-Free-Shop-Betreiber hatte am Vorabend über die Verschiebung der GV berichtet. Bezüglich der ursprünglich geplanten Dividendenausschüttung von 4,00 Franken liess das Unternehmen jedoch das weitere Vorgehen offen.
Kräftige Abstürze gab es zudem für Ascom (-11%) oder auch GAM (-12%). Mit Blick auf die drei letztgenannten hiess es im Handel, dass «alles, was schwach auf der Lunge ist» derzeit verkauft werde.
Auch die Aktien des Messebetreibers MCH stürzten um 9,4 Prozent markant ab. Die für die Gruppe wichtige Uhrenmesse Baselworld verliert weitere wichtige Aussteller und steht vor dem Aus. Weitere renommierte Uhrenmarken wie Rolex, Patek Philippe, Chanel, Chopard und Tudor hatten angekündigt, der Basler Veranstaltung den Rücken zu kehren. (awp/mc/pg)