Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag mit deutlichen Gewinnen abgeschlossen. Der SMI ist nach positiven Vorgaben aus Übersee bereits mit Aufschlägen in die Sitzung gestartet, bewegte sich dann mangels Impulse bis zum Nachmittag mehrheitlich seitwärts. Für eine Belebung sorgten in der zweiten Handelshälfte die geldpolitischen Entscheide der Bank of England und der Europäischen Zentralbank (EZB).
Vor allem die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi, die an den Märkten dahingehend gedeutet wurden, dass die EZB sich eine Hintertür für weitere Zinssenkungen offen lasse, gaben den hiesigen Dividendenpapieren Rückenwind. Im Handelsverlauf stieg der SMI über die Marke von 7’800 Punkten und kehrte damit auf das Niveau von Anfang Juni zurück. Zudem betonte Draghi, den konjunkturstützenden Kurs noch länger beizubehalten. Die EZB sieht nämlich gestiegene Abwärtsrisiken für die Eurozone.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 2,04% höher auf 7’831,59 Punkte (Tageshoch 7’846). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 2,02% auf 1’182,89 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,96% auf 7’393,11 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen bis auf Lonza alle im Plus.
Tagesgewinner bei den Blue Chips waren die Papiere der CS (+4,2%) und auch für UBS (+2,7%) und Julius Bär (+2,2%) wurde deutlich mehr bezahlt. CS und Julius Bär stünden unmittelbar vor Einigungen mit der US-Justiz, wurde am Markt spekuliert. Unklarheit herrsche jedoch weiterhin über die zu erwartenden Kosten, wobei bei der CS seit längerem eine negative Überraschung befürchtet werde, hiess es.
Überdurchschnittliche Aufschläge verzeichneten auch Holcim (+3,4%), die allerdings ein gewisses Nachholpotential hätten, wie es hiess. Mit Transocean (+3,0%), Richemont (+3,0%), Swatch (+2,4%) und Sulzer (+2,1%) schlossen weitere Zykliker weit oben im Kurstableau.
Schub gaben auch die beiden Pharmaschwergewichte Roche (+2,1%) und Novartis (+1,6%). Kaum Einfluss hatten News, denen zufolge China die Preisgestaltung heimischer und internationaler Pharmaunternehmen unter die Lupe nehmen will. Geprüft würden die Kosten- und Preisstruktur der Firmen, hiess es. Zu den untersuchten Firmen gehöre unter anderem die Novartis-Tochter Sandoz.
Nestlé legten um 1,8% zu. Die Ratingagentur Fitch hatte Nestlés Kreditverbindlichkeiten mit ‹AA+› bestätigt und den Ausblick auf ’stabil› von ’negativ› angehoben. Nestlé kommen seit Jahresbeginn auf ein Plus von knapp 4%, Roche und Novartis legten in dem Zeitraum mit 28% bzw. 16% deutlich stärker zu.
Die Titel des Pharmazulieferers Lonza (-0,3%) waren die einzigen Verlierer unter den Blue Chips, kommen seit Jahresbeginn aber auf ein Plus von rund 45% und sind damit immer noch die Bestperformer der 30 wichtigsten Titel in der Schweiz.
Bei den Mid- und Small Caps lagen Barry Callebaut-Aktien (+1,0%) im Fokus, nachdem der Schokoladeproduzent eine deutliche Zunahme der Verkaufsmenge in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs bekannt gab. Das Unternehmen konnte mit dem Resultat die Analystenerwartungen beim Volumen übertreffen und beim Umsatz in etwa erreichen.
Der Industriekonzern OC Oerlikon (Aktie: +3,5%) gab den Abschluss des Verkaufs seines Naturfaser-Geschäfts bekannt. Diesen Schritt bezeichneten Analysten als wichtigen Meilenstein. Ins Auge stachen Orascom mit Aufschlägen von knapp 13%. Unternehmensrelevante News lagen zum Immobilienentwickler des ägyptischen Investors Samih Sawiris zwar nicht vor. Die Aktien dürften aber von der politischen Entwicklung in Ägypten profitiert haben.
Auf der Gegenseite schlossen beispielsweise Charles Vögele (-5,1% auf 8,15 CHF) klar tiefer. Im Tagesverlauf waren die Papiere bis auf 7 CHF abgestürzt. Händler erwarten in den kommenden Tagen bedeutende Ankündigungen zur Zukunft des Unternehmens. In Handelskreisen wird über eine Kapitalerhöhung spekuliert. Das heute markierte Tagestief bei 7 CHF ist zugleich ein Allzeittief und entspricht einer Börsenkapitalisierung von knapp 62 Mio CHF. Im Jahr 2000 war Charles Vögele bei einem Aktienkurs von 350 CHF noch mehr als 3 Mrd CHF wert. (awp/mc/pg)