Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag bereits in der Eröffnung zu einer Gegenbewegung angesetzt und die Gewinne bis zum Schluss weitgehend verteidigt. Damit machte die Aktienbörse die Einbussen vom Vortag wett. Gestützt wurde die Erholung erst vom deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex für den März, wobei vor allem die verbesserte Lageeinschätzung positiv überraschte. Am Nachmittag belebte zudem ein überraschend starker Anstieg des Verbrauchervertrauens in den USA, der auch die Wall Street anschoben hatte.
In Deutschland erwarten die Experten insgesamt kein Ende des Aufschwungs. Für die EZB bestehe andererseits aber auch kein Grund, auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche weitere Lockerungsmassnahmen zu beschliessen, hiess es im Handel. Die Stimmung der amerikanischen Verbraucher hatte sich im März deutlich stärker aufgehellt als erwartet und war so gut wie zuletzt Ende 2007. Zudem zog der US-Immobilienmarkt weiter an, auch wenn die Hauspreise und Hausverkäufe etwas unter den Schätzungen lagen. Trotz der deutlichen Kurserholung warnten Börsianer davor, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Denn die Belastungsfaktoren seien nicht aus der Welt: die Spannungen in der Ukraine sowie schwächere Wirtschaftsdaten aus China und den USA.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,23% höher auf 8’299,19 Punkte. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,09% auf 1’271,80 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,19% auf 8’050,11 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 29 im Plus und einer (Dufry; Aktie -0,3%) im Minus.
Der Erstversicherer Bâloise (+2,9%) hatte am Berichtstag als letzter Blue Chip die Jahreszahlen gezeigt. Mit den wichtigsten Kennzahlen wurden die Vorgaben der Analysten knapp erfüllt. Die Dividende stieg zwar weniger als erhofft, hiess es im Handel, dafür sei die Bestätigung der Mittelfristziele «ermutigend». Die Bâloise-Aktien bekundeten in diesem Jahr bisher Mühe, auf Touren zu kommen, erklärten Händler den deutlichen Kursanstieg daher auch mit einem gewissen Nachholbedarf.
Ähnliches galt für die Papiere des Lift- und Fahrtreppenbauers Schindler (+2,7%), des Hörsystem-Herstellers Sonova (+2,1%) sowie des Agrochemiekonzerns Syngenta (+1,5%%) und des Logistikers Kühne+Nagel (+1,4%). Die Umschichtung in zuletzt vernachlässigte Papiere habe damit angehalten, sagten Beobachter. Durch etwas grössere Gewinne fielen auch die Aktien des Bauzulieferers Geberit (+2,2%) auf.
Im hinteren Mittelfeld schlossen die Titel des Pharma-Konzerns Novartis (+0,6%). Für das Herzmedikament Serelaxin des Konzerns kamen schlechte Neuigkeiten aus den USA. Der vorberatende Ausschuss der US-Gesundheitsbehörde FDA sich gegen eine Zulassung ausgesprochen wie bereits zuvor der vorberatende Ausschusses der EU-Arzneimittelbehörde EMA. In Europa will Novartis den als potenziellen «Blockbuster» gehandelten Produktkandidaten bekanntlich in eine zweite Zulassungsrunde schicken.
Die am Vortag stark verkauften Roche (+2,4%) fanden auf tieferem Niveau wieder Anhänger und stützten zusammen mit Nestlé (+1,6%) den SMI stark. Auch Actelion (+0,8%) waren wieder etwas gesucht. Eine von den USA ausgehende Ausverkaufswelle von Biotech-Werten hatte am Montag Roche um 2,0% und Actelion gar um 5,0% sinken lassen. Letztere sind aber nach wie vor der zweistärkste SMI-Wert im laufenden Jahr.
Die bisher grössten Kursgewinne dieses Jahr erzielten im SLI die Aktien von Swiss Life, die sich am Berichtstag um 1,4% verteuerten. Die Branchenkollegen Zurich Insurance (+1,9%) waren aber noch deutlicher gefragt. Zur Schwäche hatten am Vortag die Bankaktien geneigt, nachdem die EU das Ende für das Bankgeheimnis besiegelt hatte. Am Berichtstag präsentierten sich UBS und Credit Suisse (je +0,7%) sowie Julius Bär (+1,2%) wieder etwas erholt.
Deutlich hinter den übrigen Blue Chips hinterher hinkten neben den etwas tieferen Reisedetailhandels-Werten Dufry die zyklischen Sika, Clariant, ABB und Transocean mit Gewinnen zwischen 0,1 und 0,3%.
Im breiten Markt galt es zahlreiche Jahresergebnisse zu verarbeiten: Mit Zahlen aufgewartet hatten unter anderen die Berner Warenhaus-Gruppe Loeb (-2,3%), der Glasverpackungshersteller Vetropack (-1,2%), die Liechtensteinische Landesbank (+2,1%), der Vermögensverwalter Partners Group (+4,5%) sowie die Bankengruppe Valartis (+2,0%). Der Batteriehersteller Leclanché (+2,6%) hatte die Lancierung einer Energiespeicherlösung für die Heimanwendung angekündigt.
Analog zum Hauptmarkt zeigen die Biotech-Werte von Basilea (+5,6%) eine Gegenbewegung. Demgegenüber gaben Mikron mit Einbussen um 6,6% oder Publigroupe mit -4,3% sowie Edisun mit -4,0% deutlich nach. (awp/mc/pg)