Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Mittwoch von neu aufflackernden Sorgen um die Euro-Schuldenkrise wie auch von der unsicheren Lage in Ägypten und den steigenden Ölpreisen belastet worden. Gegen Ende des Handelstages kam allerdings noch Unterstützung von einer freundlichen US-Börse. Im Zentrum standen den Tag über vor allem die Bankentitel, die europaweit unter Ratingabstufungen der Ratingagentur Standard & Poor’s litten. Am Nachmittag gab zudem der Bundesrat seinen neuen Anlauf zur Beilegung des US-Steuerstreits bekannt.
Die am Nachmittag eingetroffenen Konjunkturdaten aus den USA vermochten die Stimmung zunächst kaum zu verbessern. Beachtung fanden vor allem die Angaben des Arbeitsmarktdienstleister ADP und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die als Indikator für den mit Spannung erwarteten «grossen» US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag gelten. Arbeitsmarktzahlen werden derzeit stark beachtet, da die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik auch von der Arbeitslosenquote abhängig macht.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,74% tiefer bei 7’675,29 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,58% auf 1’159,49 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab 0,68% auf 7’251,28 Punkte nach. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 22 im Minus und 8 im Plus.
Schlusslicht unter den Bluechip-Werten waren den ganzen Tag über die Titel der Credit Suisse (-2,6%). Die CS gehört zu den Instituten, deren Kreditrating von Standard & Poor’s gesenkt worden ist: Neu lautet dieses noch ‹A› nach zuvor ‹A+›. Die Bewertung der UBS (Titel -0,9%) durch die Ratingagentur blieb mit ‹A› dagegen unverändert. Klare Verluste mussten auch die Aktien von Julius Bär (-1,6%) hinnehmen.
Klare Abgaben erlitten auch die Schwergewichte Nestlé (-1,1%) und Novartis (-0,9%). Für die Titel des Nahrungsmittelkonzerns haben die Analysten von Bernstein das Kursziel gesenkt. Die Roche-Genussscheine (-0,3%) schlossen dagegen nur leicht im Minus. Der Pharmakonzern hat für den Blutkrebswirkstoff Obinutuzumab ein beschleunigtes Zulassungsverfahren von der FDA zugesprochen bekommen. Damit soll bis Dezember 2013 über die Zulassung entschieden werden.
Syngenta (Aktien -0,6%) gab die Verstärkung seines Geschäft im Bereich Maissaatgut in Afrika bekannt: Der Agrokonzern tätigt eine Übernahme in Sambia. Analysten sehen den Schritt in Übereinstimmung mit der Strategie. Zudem hat Goldman Sachs die Syngenta-Titel auf ‹Conviction Buy› von ‹Buy› hochgestuft und das Kursziel angehoben.
Bei den zyklischen Titeln gaben etwa Adecco (-0,8%), Clariant (-0,7%) oder ABB (-0,6%) nach. Abgaben erlitten auch die Titel des Baubedarfherstellers Geberit (-0,5%). HSBC hat die Empfehlung für die Geberit-Aktien auf ‹Neutral› von bisher ‹Overweight› gesenkt. Zulegen konnten dagegen die Papiere des Zementherstellers Holcim (+0,6%), die von der britischen Grossbank auf ‹Overweight› von zuvor ‹Neutral› hochgestuft wurden. Zudem erwägt der Zementkonzern gemäss lokalen Presseberichten die Fusion der Indien-Töchter ACC und Ambuja.
Die Aktien des Luxusgüterherstellers Richemont (-1,0%) schlossen nach der Stimmungseintrübung in China ebenfalls klar tiefer. Die Titel der Branchennachbarin Swatch (+0,5%) gehörten dagegen zu den weniger zahlreichen Tagesgewinnern. Sie erhielten Unterstützung von den Merrill Lynch-Analysten, die ihre Bewertung auf ‹Buy› von ‹Neutral› erhöht haben.
Im breiten Markt gingen auch die Aktien des Schokoladenherstellers Lindt&Sprüngli (+0,6%) nach einem positiven Analystenkommentar fester aus dem Handel. Die Titel wurden von der UBS auf die ‹Key Call List› genommen. Barry Callebaut legten im Vorfeld der morgen anstehenden Umsatzzahlen mit +0,2% ebenfalls leicht zu.
Die in den letzten Wochen stark unter Druck geratenen Titel der Kantonalbanken reagierten auf die Ankündigungen von Bundesrätin Widmer-Schlumpf am Nachmittag zur Lösung des US-Steuerstreits kaum: Zwar legten KB Basel 0,3% zu, die Titel ihrer Tochtergesellschaft Bank Coop verloren aber 0,9%. Die Papiere der St. Galler KB verloren 0,1% und die BCV 0,5%. (awp/mc/pg)