Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit deutlichen Abgaben in die verkürzte Handelswoche nach Ostern gestartet. Neu aufkeimende Konjunktursorgen hätten den Börsen weltweit zugesetzt, hiess es im Handel. So hatte etwa der am Karfreitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht mit einem nur geringen Aufbau von Arbeitsplätzen enttäuscht. Anlass zu Sorge bereiteten aber auch neuste Daten aus China. Eine nachlassende Dynamik bei Importen und Exporten habe die Sorgen um die Wachstumsaussichten der zweitgrössten Volkswirtschaft verstärkt, hiess es.
Die Verluste akzentuierten sich zum Handelsende hin deutlich. Händlern zufolge hat das Thema Eurokrise die Märkte wieder mit voller Wucht erfasst. Kurz vor der beginnenden Berichtssaison in den USA würden die Sorgen um Spanien und Italien wieder hörbar und lauter. Händler sprachen von einem «sehr nervösen» Markt.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Dienstag 1,66% auf 6’061,43 Punkte ein und schloss damit auf Tagestief. Der 30 Titel umfassende, gekappt Swiss Leader Index (SLI) verlor 2,21% auf 920,03 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,56% auf 5’581,79 Zähler.
Der Euro notierte am Berichtstag weiter nur knapp über der Marke von 1,20 Franken, nachdem das Paar am Gründonnerstag kurzzeitig darunter gefallen war. SNB-Interimschef Thomas Jordan bezeichnete den Taucher als «Anomalie in einem Teilmarkt».
Vor allem Bankaktien liessen zum Ende hin deutlich Federn. UBS sackten um 5,0% ab, Credit Suisse um 3,6% und Julius Bär um 2,9%. Die europäischen Bankentitel seien teilweise «regelrecht geschlachtet» worden, drückte es ein Händler mit Verweis auf die Sorgen um Spanien und Italien eher martialisch aus. Die Stimmung werde zusehends schlechter und es seien auch wichtige technische Unterstützungslinien gefallen.
Bei den Versicherern stachen Swiss Life mit Abgaben von 3,4% heraus. Dessen Konzernchef Bruno Pfister hat sich über die Ostertage in einem Zeitungsinterview dahingehend geäussert, dass es mit Blick auf die neuen Kapitalvorschriften sinnvoll wäre, das Sachversicherungsgeschäft mit einem Zukauf oder einer Fusion zu stärken.
Grosse Abgaben gingen mit 4,2% an Adecco. Die Papiere des Personaldienstleisters litten im Speziellen unter dem schwachen amerikanischen Arbeitsmarktbericht. Weitere konjunktursensitive Papiere wie Clariant (-4,1%), Richemont (-2,9%) und Swatch (-2,7%) büssten ebenfalls überdurchschnittlich an Wert ein.
Die optisch grössten Verluste gingen auf Swisscom (-6,4% oder -23,10 CHF) und Geberit büssten um 4,2% oder um 7,8 CHF ein. Allerdings wurden die beiden Valoren ex-Dividende von 22 CHF resp. 6,30 CHF gehandelt.
Wie meist in Schwächephasen hielten sich die defensiven Schwergewichte teilweise besser als der Gesamtmarkt. So gaben Nestlé um lediglich 0,5% nach. Die Analysten des japanischen Finanzhauses Nomura haben das Kursziel etwas hoch gesetzt, allerdings das Rating ‹Reduce› belassen. Novartis (-0,9%) und Roche (-1,7%) schnitten weniger gut ab.
Roche hatte über die Ostertage eine erneute mögliche Erhöhung des Angebotspreises für das Gentechnik-Unternehmen Illumina in Aussicht gestellt, nachdem zwei unabhängige Beratungsunternehmen von institutionellen Anlegern das Angebot der Basler als zu tief bezeichnet hatten. Der Konzern wird ausserdem am Donnerstag seine Umsatzzahlen für das erste Quartal 2012 bekannt geben. Bereits am Mittwoch wird Givaudan (-1,5%) seine Verkaufszahlen zum ersten Quartal präsentieren.
News gab es auch zu Lonza (-3,5%). Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron äusserte sich in der Presse zur Zukunft der Fabrik des Pharmazulieferers in Visp. Es gebe dort hochmoderne Anlagen und ausserdem dauerten Preiskämpfe nicht ewig, sagte er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Den erst letzte Woche zum neuen Chef ernannten Richard Ridinger bezeichnete Soiron als Macher. «Lonza braucht Konzentration, Realismus, harte Arbeit im Detail und Konsequenz», sagte er.
Im breiten Markt gehörten unter anderem die beiden Pleitekandidaten Petroplus (-35%) und Mondobiotech (-11%) zu den grössten Verlierern. Klar im Plus schlossen dagegen Dottikon (+6,6%), SHL (+5,8%) und New Value (+3,8%). (awp/mc/pg)