Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Dienstag mit deutlich tieferen Kursen abgeschlossen. Nachdem sich der Leitindex SMI sowohl am Freitag als auch am gestrigen Montag kaum von der Stelle bewegt hatte, nahmen die Anleger am Berichtstag einen Teil der in den vergangenen Wochen erzielten Gewinne mit. Den Markt belastet haben vor allem die Pharmaschwergewichte Roche und Novartis, während Schindler nach schwach aufgenommenen Unternehmenszahlen eingebrochen sind. Dagegen kletterten Geberit nach Publikation des Halbjahresberichts in die Höhe.
Die Anleger hätten mit Blick auf die Rekordhöchststände etwa in den USA damit begonnen, Kasse zu machen, meinte ein Händler. Die Grundstimmung an den internationalen Börse sei zwar nach wie vor ziemlich gut, doch werde nun auf tiefere Kurse für den erneuten Einstieg bei Aktien gewartet, so ein anderer Marktbeobachter. Am Nachmittag setzten zudem Aussagen des US-Notenbankers William Dudley den Handel zusätzlich unter Druck. Obwohl die US-Konjunkturdaten zuletzt durwachsen waren und auch die am Dienstag vorgelegten Zahlen die Spekulation auf einen späten Zinsschritt der Notenbank Fed verstärkten, hält Dudley einen solchen nach wie vor im September für möglich.
Der Swiss Market Index (SMI) beendete den Handel 1,08% tiefer auf 8’215,45 Punkten und damit nahe dem Tagestiefstwert. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, büsste 0,89% auf 1’234,14 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,05% auf 8’939,28 Stellen ein. Von den 30 Blue Chips lagen zum Schluss bis auf Geberit alle im Minus.
Geberit waren mit einem Kursplus von 4,6% die positive Überraschung bei den Blue Chips und setzten das Allzeithoch während des Handels neu auf 424,40 CHF. Der Sanitärtechniker hatte mit den Semesterzahlen auf der ganzen Linie überzeugt und die Analysten-Schätzungen übertroffen. Analysten zeigten sich von der kräftigen Belebung des organischen Umsatzwachstums im zweiten Quartal positiv überrascht. Aber auch der Ausblick wisse zu gefallen, hiess es.
Auf der Gegenseite brachen die Partizipationsscheine von Schindler um 4,4% ein. Der Lift- und Rolltreppenhersteller blicke zwar auf eine überzeugende erste Jahreshälfte zurück, hiess es im Markt. Allerdings sei er bei den Umsatzprognosen für das Gesamtjahr etwas zurückgekrebst und habe ein überraschend tiefes Gewinnziel genannt. Analysten zeigten sich denn auch kaum enttäuscht und sprachen nach den zuletzt erzielten Kursavancen vor allem von Gewinnmitnahmen.
Auf Schindler folgten im Verlierertableau Givaudan (-1,6%) sowie Dufry und Sonova (-1,5%). Letztere hatten allerdings am Vortag von Deckungskäufen profitiert. Grössere Einbussen waren zudem bei den zuletzt gut gelaufenen Versicherungsaktien von Swiss Re (-1,4%) oder Zurich Insurance (-1,7%) zu sehen, und UBS verbilligten sich um 1,3%.
Die grösste Belastung auf den Gesamtmarkt ging aber von Novartis (-1,5%) und Roche (-1,4%) aus. Händler begründeten die Abgaben mit Umschichtungen aus den defensiven Papieren in Zykliker. Zudem hatte KeplerCheuvreux den europäischen Pharmasektor von «Overweight» auf «Neutral» gesenkt. Die Abgaben bei Nestlé (-1,1%) fielen zwei Tage vor Publikation der Halbjahreszahlen kaum geringer aus.
In Sachen Unternehmensnachrichten spielte die Musik am Berichtstag auch im breiten Markt, hatten doch diverse Unternehmen ihre Halbjahreszahlen präsentiert. Besonders stachen dabei die Titel von VZ (-12%) hervor. Der Finanzdienstleister hatte das schwierige Umfeld an den Finanzmärkten sowie die Negativzins-Situation in Form eines Gewinnrückgangs zu spüren bekommen. Langfristig sehen Analysten für VZ aber dennoch Potenzial.
Stark nach oben ging es für die Tecan-Aktien (+7,0%). Das Labortechnik-Unternehmen hatte die Erwartungen übertroffen, und Analysten betrachteten die vom Unternehmen bestätigte Guidance für das Gesamtjahr als zu konservativ. Zahlen gab es ausserdem von Elma (ungehandelt), Forbo (+1,1%), Looser (-2,4%), Phoenix Mecano (+1,0%) und Tornos (+1,7%). (awp/mc/pg)