CH-Schluss: Erholung abgebrochen

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch die diese Woche begonnene Erholungsbewegung abgebrochen und wieder tief im negativen Bereich geschlossen. Händler führten die Abwärtsbewegung einerseits auf die Neupositionierung der Investoren nach dem Wechselkurs-Schock von vergangener Woche zurück. Derzeit würden viele grosse Investoren ihre Anlageentscheide überarbeiten, hiess es dazu in einem Kommentar. Andererseits war an den Finanzmärkten in ganz Europa eine gespannte Nervosität vor dem anstehenden EZB-Zinsentscheid von morgen Donnerstag zu verzeichnen.

Am Nachmittag kamen dann Gerüchte über bevorstehende Anleihenkäufe der EZB auf. Demnach denke die EZB darüber nach, monatlich 50 Mrd EUR an Zentralbankgeld in die Märkte zu pumpen. Gemäss den Gerüchten sollen sich die Wertpapierkäufe, mit denen sich die EZB gegen die Wachstums- und Inflationsschwäche im Euroraum stemmen will, auf Staatsanleihen konzentrieren und nicht vor März beginnen, dafür aber bis Ende 2016 laufen. Dies würde gar die Markterwartungen übertreffen, hiess es dazu in einem Kommentar. Diese Ankündigung drückte den SMI vor allem infolge des starken Frankens nochmals tiefer ins Minus. Eine etwas anziehende US-Börse gegen Handelsende in Europa half dem hiesigen Markt dann, die Verluste etwas einzugrenzen.

Der Swiss Market Index (SMI) verlor 2,08% auf 8’008,55 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 1,39% nach auf 1’166,72 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 1,97% auf 7’899,05 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 23 im Minus und sieben im Plus.

Die grösste Belastung für den SMI ging von den überdurchschnittlich schwachen Pharmaschwergewichte Novartis (-4,6%) und Roche (-2,8%) aus, ohne dass Neuigkeiten vorlagen. Auch das dritte Schwergewicht Nestlé (-1,4%) schloss tiefer, was für weiteren Druck auf den SMI sorgte. Die ebenfalls sehr defensiven Swisscom (+0,1%) entzogen sich der Markttendenz und schlossen leicht fester.

Die grössten Abgaben unter den Bluechips erlitten derweil die SGS-Titel (-6,1%), die auf den tiefsten Stand seit rund drei Jahren absackten. Der Warenprüfkonzern hat mit seinem vorbörslich präsentierten Ergebnis die Vorgaben der Analysten mehrheitlich verfehlt. Überrascht zeigten sich die Analysten auch vom Rücktritt von CEO Chris Kirk.

Kaum mindere Verluste gewärtigten die Pharma- und Apothekentitel Galenica (-6,0%) nach der Publikation von Umsatzzahlen. Diese waren leicht unter dem Durchschnitt der Analystenerwartungen ausgefallen. Das Management geht weiterhin von einer Gewinnsteigerung für 2014 aus, für 2015 hat es aber noch keinen Ausblick abgegeben.

Überdurchschnittliche Abgaben verzeichneten noch Actelion (-4,1%), Clariant (-2,9%) oder Givaudan (-2,7%).

Lonza (+3,8%) stellten dagegen die Tagesgewinner im SMI/SLI, obwohl der Basler Lifescience-Konzern mit den vorgelegten Jahresergebnissen die Prognosen der Analysten nur teilweise erfüllt hatte. Gelobt wurde in Marktkreisen vor allem die markante Erhöhung der Dividende. Händler sehen zudem nach den jüngsten Kursverlusten Raum für eine kurzfristige Erholung des Titels.

Ebenfalls mit Zugewinnen präsentierten sich Transocean (+2,3%), Kühne + Nagel (+1,8%) und Richemont (+1,2%), welche sich damit zumindest etwas von den heftigen Abgaben nach der Aufhebung des SNB-Mindestkurses erholten. Branchennachbar Swatch (-1,9%) hingegen mussten weitere Verluste hinnehmen.

Am breiten Markt hatte der weltgrösste Schokoladeproduzent Barry Callebaut (-4,2%) vorbörslich seine Umsatz- und Volumenzahlen für das erste Quartal (September bis November) bekannt gegeben und dabei beim wichtigeren Volumen unter den Prognosen abgeschnitten.

Starke Abgaben erleiden auch eine Reihe von Industrietiteln wie etwa Meyer Burger (-9,1%), Bobst (-8,6%) oder Burkhardt Compression (-8,6%). Sulzer (-0,6%) wurden kaum von einer Studie von Barclays belastet. Die Bank rechnet für Sulzer in einer Branchenstudie bei einem tieferen Ölpreis sowie dem höheren Franken mit einem herausforderndes Jahr 2015. (awp/mc/pg)

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