Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch höher beendet. Die wichtigsten Indizes verloren allerdings vor allem gegen Schluss noch ziemlich viel an Terrain und blieben somit klar unter den Tageshöchstständen vom Morgen. Marktteilnehmer sprachen vor allem von einer technischen Erholung, nachdem die Sorgen um einen möglichen Austritt Grossbritanniens aus der EU die Märkte in den Tagen davor stark unter Druck gesetzt hatten.
Zur Wochenmitte rückte auch die geldpolitische Lagebeurteilung der US-Notenbank Fed in den Fokus, deren genaue Resultate aber erst nach dem hiesigen Schluss angesagt waren und das Geschehen hierzulande entsprechend erst am Donnerstag beeinflussen dürften. Damit würden die Börsianer von den zuletzt dominierenden Brexit-Spekulationen zumindest kurzfristig etwas abgelenkt, meinte ein Händler. Ob die Fed-News dann allerdings positiv oder negativ aufgenommen würden, stehe auf einem anderen Blatt. Wie auch immer: Bis zur Brexit-Abstimmung am Donnerstag in einer Woche dürfte die Nervosität hoch bleiben, heisst es im Markt.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,53% höher auf 7’679,49 Punkten und damit rund 80 Punkte unter dem Tageshoch bei 7’760. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg um 0,82% auf 1’160,57 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,57% auf 8’331,34 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 27 höher, zwei im Minus und einer unverändert.
Die grössten Gewinne unter den Blue Chips verzeichneten in einem eher nachrichtenarmen Umfeld die Aktien von LafargeHolcim (+3,0%); dies, nachdem sie am Vortag noch mit zu den grössten Verlierern gezählt hatten. Stützend wirkte bei dem Baustoffkonzern eine Hochstufung auf ‹Hold› von ‹Sell› durch Baader Helvea. Die Experten des deutschen Brokers begründeten dies allerdings lediglich mit den deutlichen Kursverlusten der vergangenen Wochen, durch die das weitere Abwärtspotenzial mittlerweile begrenzt sei. Auf den nächsten Plätzen folgten Givaudan (+2,5%) und Swatch (+2,2%).
Ebenfalls deutlich im Plus zeigten sich die Bankenwerte, welche während der jüngsten Abwärtsbewegung mit am deutlichsten Federn lassen mussten. Dies galt insbesondere für die Papiere der Credit Suisse (+2,0%), die zuletzt den tiefsten Kurs seit rund 25 Jahren hinnehmen mussten und nun am Mittwoch weit oben zu finden waren. Etwas weniger stark war die Erholung bei UBS (+1,5%) und Julius Bär (+1,0%). Für die beiden Grossbanken hatte die Ratingagentur Fitch die jeweiligen Langfristratings auf Gruppenstufe bestätigt.
Bei den Versicherungstiteln waren vor allem Zurich (+1,9%) gesucht, während Swiss Life (+0,6%) und Swiss Re (+0,4%) klar zurückblieben und Baloise gar nur unverändert schlossen.
Die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis (je +0,1%) bewegten sich lange Zeit mit dem Markt, verloren dann aber am Nachmittag deutlich und rissen entsprechend auch den Gesamtmarkt mit nach unten. Novartis teilte am Morgen mit, eine Partnerschaft in der Malaria-Bekämpfung auszuweiten. Die Nachricht sei mit Blick auf den Umsatz zwar eher unwichtig, für die Innovationskraft der Pharmaindustrie dagegen positiv, meinte ein Analyst dazu.
Weitere Nachrichten aus dem Gesundheitssektor lieferten Actelion (-0,5%). Das Pharmaunternehmen führt sein neues Medikament Uptravi zur Behandlung von Lungenbluthochdruck nun in Deutschland ein, was aber bereits erwartet worden war und entsprechend für keine Kurssprünge sorgte. Die schwächste Performance zeigten derweil nachrichtenlos einmal mehr die Papiere des Backwaren-Herstellers Aryzta (-0,6%).
Im breiten Markt waren Logitech (+4,8%) unter den grössten Gewinnern, nachdem der Broker Kepler Cheuvreux die Abdeckung der Aktien mit einer Kaufempfehlung aufgenommen hatte. Stark zeigten sich aber auch Goldbach (+7,3%), Leonteq (+5,5%) und DKSH (+5,0%).
Helvetia (+1,1%) profitierten von Aussagen des Schweiz-Chefs Philipp Gmür gegenüber AWP. Die nach der Übernahme der National kommunizierten Synergieziele könnten leicht übertroffen werden, meinte er. Kundenseitig habe es derweil kaum nennenswerte Abgänge gegeben.
Stärkere Verluste verzeichneten nachrichtenlos New Venturetec (-10%) und Charles Vögele (-7,2%). Einbussen mussten auch SFS (-0,4%) hinnehmen. CEO Jens Breu sagte im Interview mit AWP, dass das Geschäft zwar gut laufe, dass die Ziele für das laufende Jahr aber nicht erhöht würden. (awp/mc/upd/ps)