CH-Schluss: Solides Plus nach volatiler Sitzung
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag zum dritten Mal in Folge mit höheren Kursen aus der Sitzung gegangen. Den dritten Wochenverlust hintereinander vermochte der Leitindex SMI nach dem schwachen Start in die Woche dennoch nicht zu verhindern. Nach einem bereits freundlichen Start zogen die Aktien am Nachmittag auf ihre Tageshöchststände an, ehe unter Führung der nachgebenden Schwergewichte die Kurse gegen Handelsende wieder abbröckelten. Der Monat April verblieb damit im negativen Terrain. Die Volatilität ging am Berichtstag zwar leicht zurück, verblieb aber bei über 20 Punkten für den VSMI auf einem hohen Niveau.
Die Investoren seien trotz der zuletzt etwas gestiegenen Kurse weiterhin sehr vorsichtig geblieben, hiess es in Marktkreisen. Daher seien auch die Umsätze nicht überwältigend hoch gewesen. Die Unsicherheitsfaktoren Inflation, Ukraine-Krieg, Rezessionsgefahr und die Folgen der Corona-Lockdowns in China seien nicht aus dem Blickfeld verschwunden. Das mache die Märkte verletzlich und letztlich auch volatil.
Der SMI gewann 0,50 Prozent auf 12’128,76 Punkte. Auf Wochensicht ergab sich dennoch ein Minus von 1,1 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,76 Prozent auf 1875,22 Punkte und der breite SPI um 0,53 Prozent auf 15’603,08 Punkte. Von den SLI-Aktien schlossen 23 im Plus und 7 im Minus.
Als klarer Tagessieger gingen Credit Suisse (+5,6%) aus dem Handel. Händler erklärten sich den Kursgewinn am Tag der Generalversammlung vor allem mit einem «Short Squeeze» und «Meinungskäufen». Für viele Börsianer ist der Aktienkurs inzwischen so tief gefallen, dass er als sehr günstig beurteilt wird. An der GV haben die Aktionäre der CS-Spitze die Entlastung für das Geschäftsjahr 2021 erteilt, diejenige für das Jahr 2020 jedoch nicht. Explizit ausgeklammert von der Entlastung für 2021 waren allerdings die Themen mit Bezug zu den «Greensill-Fonds».
Dahinter waren konjunktursensitive Titel wie Kühne+Nagel (+2,9%), ABB (+2,5%), Richemont (+2,1%) oder Swatch (+2,0%) deutlicher gesucht. Technologietitel wie AMS Osram (+2,8%) und Logitech (+2,9%) machten im Sog der starken US-Technologiebörse Nasdaq vom Vortag verlorenes Terrain wieder gut.
Temenos (+1,3%) knüpften an den Kurssprung des Vortags an, als Übernahmespekulationen beim Bankensoftware-Spezialisten den Kurs um mehr als 17 Prozent nach oben schnellen liessen.
Als Klotz am Bein des Gesamtmarktes erwiesen sich wieder einmal die Schwergewichte: Nestlé (+0,1%) und Roche (+0,2%) schlossen immerhin moderat im Plus, wogegen Novartis (-0,4%) am Nachmittag in die negative Zone abrutschten. Bei Novartis sprachen Marktteilnehmer von Gewinnmitnahmen, nachdem der Titel erst Mitte April neue Jahreshöchststände erreicht hatte. Teurer als jetzt waren die Aktien letztmals im ersten Quartal 2020.
Mit Sonova (-1,1%) und Alcon (-0,4%) waren weitere Papiere aus dem Gesundheitswesen nicht gefragt.
Im breiten Markt wurden EFG zum Schluss um 0,5 Prozent höher gehandelt. Die Privatbank hat für die ersten drei Monate ein «solides» Betriebsergebnis vermeldet. Zudem solle der ehemalige Julius Bär und Pictet-Banker Boris Collardi Aktionär und Verwaltungsrat bei EFG werden.
Auch beim gebeutelten Vermögensverwalter GAM (+7,0%) gab es eine Personalie. Die Generalversammlung hat einen Vertreter der Grossaktionärin Bantleon Bank in den Verwaltungsrat gewählt. Die Aktie blickt indes auf fünf sehr schwache Wochen zurück, was nun offenbar die Schnäppchenjäger auf den Plan gerufen hat.
Gute Gewinne verzeichneten darüber hinaus auch Meyer Burger (+4,6%). Der Solarzulieferer teilte am Freitag mit, dass er am ostdeutschen Standort in Freiberg die Produktion zusätzlich ausbauen wolle und auch die geplante Expansionsstrategie in den USA weiterhin vorangetrieben werde. (awp/mc/pg)