Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag seine Erholungsbewegung fortgesetzt. Der Leitindex SMI rutschte im Tagesverlauf zwar zwischenzeitlich auch leicht ins Minus ab, erholte sich aber am Nachmittag mit einer positiven Wall Street wieder. Insgesamt schienen sich die Märkte nach den Unterstützungsmassnahmen von Regierungen und Notenbanken in der Coronakrise derzeit etwas zu beruhigen, meinte ein Marktanalyst.
Schöpften die Anleger am Morgen von verbesserten Stimmungsdaten der chinesischen Industrie Zuversicht, so gaben am Nachmittag überraschend stabile US-Konjunkturdaten Unterstützung für die Märkte. Gleichzeitig warnten aber auch diverse Analysten die Anleger vor zu viel Zuversicht. Noch sei es zu früh, von einer Bodenbildung an den Märkten zu sprechen, meinten etwa die Experten der britischen HSBC.
Der SMI schloss 1,50 Prozent höher auf einem Tageshoch von 9’311,92 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,59 Prozent auf 1’361,19 Stellen und der breite SPI legte 1,22 Prozent auf 11’296,95 Zähler zu. Von den 30 SLI-Werten schlossen 26 im Plus und vier im Minus.
Starke Avancen gab es für die Versicherungsaktien Swiss Re (+6,1%). Gemäss den Analysten der UBS haben die Aktien des Rückversicherers wegen der Coronakrise zu stark nach unten korrigiert, entsprechend änderten sie ihre Handelsempfehlung auf «Buy» von vorher «Sell». Auch die Aktien des Versicherers Zurich (+3,3%) erhielten weitere Unterstützung von Analystenseite.
Zu den klaren Tagesgewinnern gehörten auch die volatilen Vifor Pharma (+5,0%). Zwar senkten die Goldman Sachs-Analysten ihr Kursziel für die Aktien des Pharmaunternehmens, blieben damit aber weiterhin über dem aktuellen Niveau.
Starke Avancen gab es auch für die Titel des Chipherstellers AMS (+3,4%), die gemäss Händlern von starken Deckungskäufen profitierten. Auch weitere konjunktursensitive Titel wie Adecco (+3,7%), LafargeHolcim (+3,2%) oder Temenos (+2,8%) legten deutlich zu.
Klare Kursgewinne gab es auch für die Titel der Basler Pharmakonzerne Novartis (+2,6%) und Roche (+1,7%). Die Analysten der französischen Oddo empfehlen sowohl Novartis wie neu auch Roche zum Kauf. Die Titel des SMI-Schwergewichts Nestlé (-0,4%) schlossen nach den klaren Avancen vom Vortag hingegen tiefer.
Die Aktien der Grossbanken UBS (-0,2%) und CS (+0,03%) schlossen wenig verändert. Die Analysten von Goldman Sachs und der Deutschen Bank korrigierten ihre bisherigen Kursziele für die Grossbankentitel deutlich nach unten, um die Auswirkungen der Coronakrise auf die Erträge zu berücksichtigen.
Etwas schwächer gingen auch die Titel des Warenprüfkonzerns SGS (-0,4%) aus dem Handel, für welche die Bank of America das Rating «Underperform» bekräftigte. Zum Urteil «Underperform» kamen die Analysten des US-Bankhauses auch für die Swisscom-Aktien (-3,0%). Allerdings hatten Swisscom am Vortag noch 4,1 Prozent zugelegt.
Im breiten Markt schlossen die PS von Lindt&Sprüngli (+7,5%) deutlich im Plus. Zwar musste auch der Schokoladehersteller seine Gewinnprognose für 2020 zurückziehen. Gleichzeitig bekräftigte er aber seine Dividendenzahlung. Lindt sei verglichen mit anderen Unternehmen oder Branchen ohnehin eher unterdurchschnittlich von der Krise betroffen, meinten Analysten.
Fester schlossen Vontobel (+4,8%). Der Vermögensverwalter musste zwar einen starke Rückgang der betreuten Vermögen wegen der Coronakrise mitteilen, er konnte aber dennoch einen positiven Netto-Neugeldzufluss vermelden. Peach Property (+4,7%) konnten nach guten Jahreszahlen 2019 deutlich zulegen – das Immobilienunternehmen spürt derzeit keine negativen Auswirkungen der Coronakrise.
Eine Achterbahnfahrt mit leichten Plus am Schluss erlebten die Titel von SoftwareOne (+0,6%). Der Software-Wiederverkäufer konnte ein gutes Resultat 2019 präsentieren und zeigte sich für das laufende Jahr zuversichtlich. Negativ aufgenommen wurden die Ankündigungen des Dentalbedarf-Unternehmens Coltene (Aktien -3,1%), die Dividende für das laufende Jahr zu kürzen. (awp/mc/ps)