CH-Schluss: Leichtes Plus – Schwergewichte bremsen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat auch am Dienstag im Plus geschlossen. Über weite Strecken hatte sich der Leitindex SMI allerdings deutlicher im Plus bewegt und erst in der zweiten Handelshälfte nachgegeben. So verhalten sei die Stimmung allerdings gar nicht gewesen, wie es der SMI anzeige, kommentierte ein Händler. Grund für den Kursrückgang waren nämlich die drei Indexschwergewichte Roche, Novartis und Nestlé, die in der zweiten Handelshälfte ins Minus gerutscht waren und den Gesamtmarkt nach unten gezogen hatten.
Grundsätzlich sei die Stimmung am Markt aufgrund der Entspannungssignale zwischen der griechischen Regierung und deren Geldgebern gut gewesen, hiess es. So schlossen auch die wichtigsten Aktienmärkte Europas mit deutlichen Gewinnen. Für Kauflaune habe zudem die jüngst starke Erholung des Ölpreises sowie die Abschwächung des Frankens gesorgt. Auch hätten schwache Wirtschaftsdaten aus den USA Hoffnung auf eine eher später als erwartete Zinswende in den USA gegeben.
Der Swiss Market Index (SMI) stand am Handelsschluss 0,27% höher bei 8452,13 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte 0,77% auf 1’241,25 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,36% auf 8’336,73 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 20 im Plus, neun im Minus und Lonza unverändert.
Die prozentual grössten Aufschläge verzeichneten bei den Blue Chips die Titel des Erdölbohrkonzerns Transocean mit +6,9%, die im Tageshoch zeitweise um mehr als 10% gestiegen waren. Bereits am Vortag hatten die Papiere fast 9% zugelegt. Es sei zuletzt zu teilweise panikartigen Deckungskäufen im Zusammenhang mit der Erholung beim Rohöl gekommen, hiess es dazu im Handel. Zudem habe die Ankündigung des britischen Ölriesen BP, Investitionen zu kürzen, am Ölmarkt Erwartungen geschürt, dass das derzeitige Überangebot eingedämmt werde.
Zu den grossen Gewinnern zählten nach den jüngsten Daten zu den Schweizer Uhrenexporten auch die Titel des Uhren- und Luxusgüterherstellers Richemont (+2,5%). Die Exporte hatten sich zwar abgeschwächt, wie am Morgen bekannt wurde. Das Minus fiel allerdings etwas geringer aus als noch im November. Auf das Gesamtjahr gesehen blieb die Bilanz positiv. Beim Branchennachbar Swatch (Aktien +0,2%) hätten sich die Anleger hingegen aufgrund der noch in dieser Woche erwarteten Zahlenvorlage etwas zurückgehalten, hiess es.
Holcim legten 3,1% auf 68,00 CHF zu und profitierten damit von Kurszielerhöhungen von Vontobel und Exane auf 79 (76) bzw. 74 (68) CHF. Auch Clariant (+2,0%) erhielten Support von einer positiven Analysteneinschätzung: Berenberg erhöhte das Rating auf ‹Buy› von ‹Hold›. Die Analysten gehen davon aus, dass die Währungsgegenwinde 2015 nicht so stark wehen dürften wie damals 2011. Zudem verfüge Clariant innerhalb der europäischen Chemiekonzerne über das beste organische Umsatzwachstumsprofil für 2015/16.
Luft nach oben sehen die UBS-Experten für die Sonova-Papiere (+1,9% auf 122,60 CHF) und setzten das Kursziel auf 155 (145) herauf. Der Hörsystem-Hersteller habe auf lange Sicht klare Vorteile durch eine künftig engere Verknüpfung von Hörgeräten und Implantaten, heisst es. Zudem stünde die Markteinführung neuer Produkte an, welche die Titel ebenfalls stützen sollte.
Bei den Finanzpapieren hatten Swiss Life (+2,5%) die Nase vorn, gefolgt von UBS (+1,8%) und CS (+1,7%).
Im Verlierersegment reihten sich in der zweiten Handelshälfte Novartis (-0,6%), Roche (-0,3%) und Nestlé (-0,2%) ein. Die grössten Einbussen verzeichneten allerdings Givaudan mit -0,9%. Die Aktien des Agrochemiekonzerns Syngenta schlossen am Tag vor der Zahlenvorlage 0,4% tiefer.
Am breiten Markt gaben AMS um 4,5% nach. Der rapportierte Zahlensatz des Chiphersteller war zwar in groben Zügen bereits bekannt, insgesamt sei der Reingewinn dennoch wegen diverser Sonderkosten leicht unter den Erwartungen gewesen, hiess es. Stärker unter die Räder kamen Schlatter mit -6,9%.
Bei den Gewinnern zeigten Burckhardt Compression (+10,8%) einen starken Lauf. Die Herstellerin vom Kompressoren und Komponenten für die Öl- und Gastindustrie profitiere von den anziehenden Ölnotierungen, hiess es dazu. Daneben dürfte ein gewisses Nachholpotenzial der Titel Wirkung zeigen. Von dem SNB-Entscheid zur Aufgabe des Mindestkurses und dem sich in der Folge massiv aufwertenden Franken wurden die Titel jedenfalls überdurchschnittlich nach unten gerissen.
Ohne News legten Santhera um 5,1% zu. Straumann (Aktie -2,3%) kündigte angesichts der Frankenstärke Sparmassnahmen an. (awp/mc/pg)