Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch zum zweiten Mal infolge mit deutlichen Kursgewinnen abgeschlossen. Der Leitindex SMI setzte die Aufholjagd fort und rückte weiter in Richtung der 8’000-Punkte-Marke vor. Auf diesem Niveau lag das Börsenbarometer zuletzt vor knapp einer Woche, noch vor dem Brexit-Referendum in Grossbritannien. Gesucht waren am Berichtstag Finanzwerte und Zykliker, aber auch die defensiven Pharmaschwergewichte boten dem Markt kräftige Unterstützung.
Der Brexit-Blues scheine sich weiter zu verflüchtigen und an den Märkten werde es allmählich ruhiger, meinten Händler. Das lässt sich auch an der rückläufigen Volatilität erkennen: In der Schweiz fiel der VSMI um 7,6% auf gut 21 Punkte zurück. Auf diesem Niveau lag er zuletzt vor rund drei Wochen. Gleichzeitig warnen Händler aber vor zu viel Optimismus. Während die EU auf den Austrittsantrag aus London warte, sei mit einem «hürdenreichen Scheidungsprozess» zu rechnen, der die Investoren noch länger in Atem halten werde.
Der Swiss Market Index (SMI) ging mit einem Plus von 2,64% auf 7’978,96 Punkten auf dem Tageshoch aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg um 2,71% auf 1’175,08 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,55% auf 8’612,42 Zähler. Von den 30 Blue Chips schlossen bis auf Swatch alle Papiere im Plus.
Dabei erfreuten sich etwa Versicherer wie Zurich (+4,9%) oder Swiss Re (+3,5%) einer starken Nachfrage. Händler sehen die Assekuranzwerte dank ihrer Robustheit und hoher Dividenden als gute Alternative zu Bankaktien. Der jüngsten Sigma-Studie von Swiss Re zufolge, sind die Erstversicherer weltweit gut kapitalisiert und somit für Turbulenzen gerüstet.
Die Banken haben sich am Berichtstag unterschiedlich stark von den zuletzt deutlichen Kursverlusten erholt: Während UBS um 3,7% stark zulegten, stiegen Julius Bär (+2,0%) und insbesondere Credit Suisse (+1,0%) weniger deutlich in die Höhe. Die Ungewissheit für die gesamte Finanzindustrie sei nach dem Brexit weiterhin sehr hoch, hiess es im Handel. Immerhin sieht CS-VRP Urs Rohner nach dem Brexit für den Schweizer Finanzplatz auch Chancen, wie er in einem Interview erklärt hat.
Starke Kursgewinne waren im SMI/SLI weiter in LafargeHolcim (+4,1%), Sonova oder Givaudan (beide +3,9%) zu sehen. Dabei wurde die von Givaudan angekündigte Ausweitung der Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Biotechnologieunternehmen Amyris in Händlerkreisen grundsätzlich positiv gesehen, allerdings auch als wenig kursrelevant eingestuft.
Schub gaben dem Markt die Pharmaschwergewichte Roche (+3,3%) und Novartis (+3,0%) – Nestlé (+1,8%) hingegen schnitten weniger gut ab. Am Vortag, als ein Wechsel an der operativen Konzernspitze angekündigt wurde, hatten die Titel allerdings einen starken Lauf und über 3% zugelegt.
Einzige Verlierer bei den Blue Chips waren Swatch (-0,5%), während Branchennachbar Richemont um 1,3% zulegten. HSBC hatte die Swatch-Titel neu mit «Reduce» eingestuft. Für Richemont hatten sowohl HSBC als auch Goldman Sachs das Rating (auf «Hold» bzw. «Neutral») gesenkt. Die Unsicherheit bezüglich des Konsumverhaltens sei mit dem Brexit nicht kleiner geworden, hiess es.
Syngenta lagen derweil mit einem Plus von 1,6% im hinteren Mittelfeld. US-Konkurrent Monsanto musste im dritten Quartal 2015/16 einen überraschend deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen. Bezüglich der Bayer-Offerte liessen sich die Monsanto-Verantwortlichen nicht in die Karten schauen. Dufry litten vorübergehend unter den News zu den Anschlägen am Instanbuler Flughafen und einer Ratingabstufung, am Ende gingen sie aber mit einem Plus von 1,9% aus dem Handel.
Im breiten Markt standen GAM (+12%) mit der Übernahme der britische Cantab Capital Partners im Fokus. Damit ziele der Vermögensverwalter auf den Zugang zu neuen Technologien sowie zu anderen Anlageklassen ab, so ein Analyst. Helvetia (+1,8%) fielen nach dem angekündigten CEO-Wechsel nicht gross auf. Schweiz-Chef Philipp Gmür sei ein würdiger Nachfolger für Stefan Loacker, hiess es.
BKW kletterten um 2,5% in die Höhe. CEO Suzanne Thoma erklärte im AWP-Interview, dass der Energiekonzern nicht um die zum Verkauf stehende Wasserkraft von Alpiq mitbieten werde. Ausserdem bereut sie auch die bis 2019 geplante Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg in keinster Weise. (awp/mc/pg)