New York – Die Wall Street hat am Freitag an ihre Vortageserholung angeknüpft. Im späteren Handelsverlauf bröckelten die Gewinne jedoch deutlich ab. Geschuldet war dies vor allem der Finanzbranche. Dort drehten die Bankaktien, die anfangs noch von den Stresstest-Ergebnissen der US-Notbank profitiert hatten, in die Verlustzone.
Erfreuliche Wirtschaftsdaten stützten hingegen die Stimmung, ebenso wie die starken Quartalszahlen des Sportartikelherstellers Nike. Erleichtert nahmen Anleger zudem zur Kenntnis, dass sich die Europäische Union in ihrer Asylpolitik geeinigt hat, denn zuletzt wurde das Flüchtlingsthema immer häufiger mit der Drohung über ein Auseinanderbrechen der Wirtschaftsgemeinschaft verknüpft.
Der Dow Jones Industrial beendete den Handel letztlich mit einem kleinen Plus von 0,23 Prozent auf 24’271,41 Punkte, womit sich auf Wochensicht ein Minus von 1,3 Prozent ergibt und auf Monatssicht eines von 0,6 Prozent. In der ersten Jahreshälfte summiert sich der Verlust auf 1,8 Prozent. Immerhin konnte sich der US-Leitindex aber im abgelaufenen zweiten Quartal um 0,7 Prozent erholen.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag letztlich nur um minimale 0,08 Prozent auf 2718,37 Zähler nach oben. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um moderate 0,13 Prozent auf 7040,80 Punkte.
Der Blick auf die vor dem Wochenende veröffentlichten Wirtschaftsdaten ergab, dass sich das Geschäftsklima in der wichtigen Wirtschaftsregion Chicago im Juni überraschend aufgehellt hatte. Zudem waren die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Mai leicht gestiegen. Die Einkommen hatten zugleich wieder stärker zugelegt. Das von der US-Notenbank Fed präferierte Inflationsmass war ebenfalls weiter gestiegen, in einem Fall sogar über das Ziel der Fed hinaus.
Unter den Einzelwerten an den US-Börsen blieben die Ölwerte begehrt, während Finanzwerte im Handelsverlauf wieder abgestossen wurden. Aktien wie die von Chevron und ExxonMobil legten vor dem Hintergrund der weiter steigenden Ölpreise um 0,6 beziehungsweise 0,9 Prozent zu.
In der Bankenbranche standen die Ergebnisse des jährlichen Stresstests der Notenbank (Fed) im Fokus. Die Fed stellte den teilnehmenden Instituten im Grossen und Ganzen ein recht gutes Zeugnis aus. Nach Einschätzung der Aufseher sind die grössten Geldhäuser in den USA krisenfest aufgestellt, so dass die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte bei einem Finanzmarkt-Crash nicht abrupt ins Stocken geraten würde. Allerdings fielen die Ergebnisse für die beiden US-Schwergewichte Goldman Sachs und Morgan Stanley vergleichsweise weniger erfreulich aus. Zwar gelten sie formal nicht als durchgefallen, dürfen aber ihre Dividenden und Aktienrückkäufe zunächst nicht erhöhen. Das drückte die Goldman-Aktie um 1,3 Prozent und die von Morgan Stanley um 1,8 Prozent ins Minus.
Doch auch die Stimmung für die Aktien der Banken, die besser abgeschnitten hatte, drehte. So verloren JPMorgan, letztlich 0,7 Prozent und Bank of America sogar 1,7 Prozent. Nur Wells Fargo und die Citigroup konnten sich im Plus halten.
Mit einem Kursfeuerwerk von bis zu 13 Prozent auf 81,00 US-Dollar feierten die Anleger von Nike die Quartalszahlen des Sportartikelriesen und katapultierten die Aktien damit auf ein Rekordhoch. Mit einem Plus von etwas mehr als 11 Prozent gingen die Papiere letztlich aus dem Handel. Im vergangenen Geschäftsquartal war Nike die ersehnte Umsatzwende im Heimatmarkt gelungen. Zudem hatte das Unternehmen dank vieler Produktneuheiten mehr verkauft und verdient als erwartet.
Dagegen enttäuschten die Quartalszahlen von Constellation Brands. Die Papiere des Bier-, Wein- und Spirituosenherstellers sackten an der Nyse um 5,8 Prozent ab.
Am US-Rentenmarkt gaben richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 4/32 Punkte auf 100 5/32 Punkte nach und rentierten mit 2,853 Prozent. Der Eurokurs bewegte sich nach seinem deutlichen Anstieg infolge der Einigung auf eine verschärfte Asylpolitik beim EU-Gipfel im US-Handel nur wenig. Zum Wall-Street-Schluss wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,1677 Dollar gehandelt. Vor der Einigung hatte sie noch bei 1,1570 Dollar gelegen. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag MESZ auf 1,1658 (Donnerstag: 1,1583) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8578 (0,8633) Euro. (awp/mc/ps)