Zürich – Ein an sich freundlicher Schweizer Aktienmarkt wurde am Donnerstag von den grosskapitalisierten Pharmawerten gebremst. Allen voran die Novartis-Papiere wurden nach Jahreszahlen verkauft. Die Stimmung im Handel sei aber dank solider Firmenabschlüsse grundsätzlich gut gewesen, sagten Börsianer. Das habe Schnäppchenjäger wieder aufs Parkett gelockt.
In den Fokus der Investoren rückt nun auch die nächste EZB-Ratssitzung vom Donnerstag. Diese wird nach Ansicht von Analysten ihren geldpolitischen Kurs trotz der gestiegenen Inflationsrate bestätigen. Als eine der wenigen Notenbanken, die bisher noch keine Zinsstraffung signalisiert haben, gerät die Europäische Zentralbank (EZB) aber zunehmend unter Zugzwang.
Der SMI schloss am Donnerstag quasi unverändert bei 12’360,37 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der einzelnen Werte gekappt ist, gewann 0,25 Prozent auf 1978,39 und der breite SPI 0,15 Prozent auf 15’677,42 Zähler. Im SLI kamen auf 21 Gewinner neun Verlierer.
Novartis wurden nach Zahlen verkauft und büssten deutliche 3,1 Prozent ein. Der Pharmariese hat zwar dank des Verkaufs der Roche-Beteiligung einen Gewinnsprung erzielt. Doch der für Analysten wichtigere Kern-Betriebsgewinn fiel etwas tiefer aus als erwartet. Zudem soll die Dividende nur wenig erhöht werden.
Der Genussschein von Roche gab im Kielwasser von Novartis um 0,7 Prozent nach. Roche wird am (morgigen) Donnerstag den Abschluss vorlegen. Für Vifor (-0,5%) startete am Berichtstag die Andienungsfrist für die Übernahmeofferte der Australischen CSL.
Noch stärker unter Druck standen nach Zahlenvorlage die Papiere von Julius Bär (-5,7%). Der Vermögensverwalter habe trotz Rekordgewinn und der geplanten Dividendenerhöhung um fast 50 Prozent die Marktteilnehmer enttäuscht, hiess es am Markt. Zudem hätten viele Analysten mit einem deutlich grösserem Aktienrückkaufprogramm gerechnet.
Nestlé als drittes Schwergewicht steuerten mit plus 1,3 Prozent gegen. Händler zitierten eine wohlwollende Studie aus dem Hause Bank of America und berichteten zudem von Umschichtungen innerhalb des europäischen Nahrungsmittelsektors.
Zu den Gewinnern zählten auch die Aktien der Grossbank UBS (+1,8%), deren Kurs am Vortag nach dem Quartalsbericht gar um 8 Prozent gestiegen war und die von positiven Analystenkommentaren profitieren. Credit Suisse (0,1%) konnten die frühen Gewinne hingegen nicht halten.
Bei den Versicherungen ragten Swiss Life (+1.3%) positiv heraus, während Zurich (+0,3%) und Swiss Re (+0,2%) hinterherhinkten. Der Sektor habe etwas von starken Quartalszahlen des US-Rivalen Chubb profitiert, hiess es im Handel.
Gekauft wurden auch Aktien, die im Vorjahr stark gestiegen waren und zuletzt massiv unter die Räder geraten sind. Dazu zählten etwa Partners Group (+2,5%), Straumann (+2,4%), Givaudan (+2,3%) und Sonova (+1,9%). Gesucht waren am Vortag der Ergebnispublikation auch ABB (+1,4%), während Swisscom (+0,1%) mit Zurückhaltung gehandelt wurden.
Die Techwerte AMS (+1,5%) und Logitech (+1,2%) profitierten von einer überraschend hohen Umsatzprognose von Advanced Micro Devices (AMD).
Schindler zogen um 1,1 Prozent an. Bei dem Lift- und Rolltreppenhersteller half laut Händlern ein Grossauftrag aus Ägypten als kurstreibender Faktor. Schwache Zahlen des Mitbewerber Kone aus Finnland hatten die Papiere aber vorübergehend ins Minus gedrückt.
Im breiten Markt waren es auch die Techwerte VAT (+1,0%) und Inficon (+0,4%), die gekauft wurden. Energiedienst (+2,4%) waren nach Vorabzahlen zum Geschäftsjahr 2021 gesucht und Implenia (+8,5%) nach der Akquisition eines Grossauftrags.
Auf den hinteren Rängen gewannen zudem Clariant 1,4 Prozent nach dem Verkauf einer Beteiligung an den Hauptaktionär. Am Markt war von der Hebung verborgener Schätze beim Chemiekonzern die Rede. (awp/mc/pg)