Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag erneut mit Gewinnen geschlossen. Zwischenzeitlich durchbrach der Leitindex sogar die 9’000-Punktemarke nach oben, nachdem am Vortag das Niveau von 8’900 Stellen zurückgewonnen war. Der viel beachtete US-Arbeitsmarktbericht, der wegen des Unabhängigkeitstags einen Tag früher als sonst veröffentlicht wurde, hat die Märkte indes kaum bewegt. In den USA ist die Zahl der wöchentlichen Erstanträge für Arbeitslosenhilfe überraschend gestiegen, während das Lohnwachstum im Juni überraschend stagniert ist. Die Arbeitslosenquote sank dagegen auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Da der Lohnzuwachs aber schwach sei, dürfte es nicht zu forcierten Zinserhöhungsfantasien kommen, kommentierte ein Marktbeobachter.
Das Thema Griechenland beschäftigte die Märkte erst einmal weniger intensiv. Nachdem die Euro-Finanzminister weitere Beratungen auf die Zeit nach der Volksabstimmung vertagt hatten, dürfte dies auch noch bis Sonntag anhalten, wenn die Hellenen über Reformen und Sparmassnahmen abstimmen, hiess es im Handel. Bei Umfragen zeichnete sich zuletzt eine knappe Mehrheit für die Befürworter von Reformen ab. Hierzulande schoben besonders die Schwergewichte den Markt an, während andere wichtige europäischen Leitindizes weniger stark aus dem Handel gingen.
Der SMI schloss 0,59% höher bei 8’961,48 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) zog 0,56% auf 1’345,06 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,53% auf 9’092,07 Punkte an. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 22 im Plus, sieben im Minus und einer unverändert. Die Volatilität gemessen am Schweizer Volatilitätsindex VSMI war nach wie vor relativ hoch.
An der Spitze der Bluechips standen am Schluss mit grossem Abstand Syngenta (+3,1%). Die Titel konnten die Gewinne im Tagesverlauf kontinuierlich ausbauen. Deutlich fester schlossen auch Sika (+2,1%).
Auch Credit Suisse (+2,0%) konnten nach dem starken Plus vom Vortag erneut klar zulegen. Nach der neuen Kaufempfehlung vom Mittwoch nahm Morgan Stanley die Titel nun zusätzlich auch auf ihre Best-Ideas-Europe-Liste auf. Der Markt unterschätze die Möglichkeiten des neuen CEO mit Blick auf die Straffung der Kapitalallokation, einer Verbesserung der Kosteneffizienz und einer Erhöhung der Renditen, so die Analysten.
Die Grossbankentitel der UBS legten indes 0,7% zu. Julius Bär (+0,1%) dagegen gaben die anfänglich stärkeren Gewinne bis zum Schluss fast vollständig preis, obwohl die Charttechniker der ZKB für die Aktien weiteres Steigerungspotenzial sehen.
Zum Schluss konnten auch Transocean (+1,7%) klare Gewinne verzeichnen. Am Nachmittag war bekanntgeworden, dass der britische Ölkonzern BP sich mit den US-Behörden auf die Zahlung von maximal 18,7 Mrd USD als Entschädigung für Schäden bei der Explosion der Ölplattform «Deepwater Horizon» geeinigt hat. Die Zahlung soll auf 18 Jahre gestreckt werden, hiess es. Transocean hatte sich in der juristischen Aufarbeitung des Ölbohrunglücks von 2010 im Golf von Mexiko bereits im Mai 2015 mit BP sowie einer Klägergruppe geeinigt. Damals sah der Dienstleister für Ölbohrplattformen die Beziehungen zu BP auf dem Weg der Normalisierung.
Gute Unterstützung erhielt der SMI von den Schwergewichten Novartis (+0,8%) und Nestlé (+0,7%); Roche schlossen unverändert.
Auf der Gegenseite standen SGS (-2,6%) mit den grössten Verlusten. Aus Sorge vor anhaltend tiefen Ölpreisen und einer entsprechend schwachen Entwicklung im Öl- und Gasgeschäft senkten die Analysten von Jefferies und Barclays die Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre. Jefferies liess dabei auch die Kaufempfehlung fallen.
Zudem verzeichneten ABB (-0,8%) ein Minus. Belastend wirkte sich die Kurszielsenkung durch Morgan Stanley aus. Von den langfristig erwarteten Margensteigerungen sei bereits viel im Kurs enthalten, so der Analyst. Kühne+Nagel und Clariant (je -0,5%) sowie Geberit (-0,4%) gaben auch etwas nach.
Am breiten Markt kletterten Titlis ganze 10% in die Höhe; zwischenzeitlich lag das Plus gar bei 12%. Der Zentralschweizer Bergbahnbetreiber hat im ersten Semester des Geschäftsjahres 2014/15 Umsatz und Gewinn deutlich verbessert und zeigte sich nach einem guten Start fürs Sommergeschäft zuversichtlich.
Myriad (-18%) standen dagegen stark unter Druck. Im Handel wurden Kommentare eines Brokers als Hauptgrund herumgereicht, der den Titeln ein Abwärtsrisiko von mehr als 80% attestiert. (awp/mc/pg)