CH-Schluss: Auf breiter Front schwach – Swiss Re nach Zahlen tiefrot
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch auf breiter Front tiefer geschlossen. Der Leitindex SMI war nach schwachen Vorgaben aus Übersee bereits mit Abgaben in die Sitzung gestartet, die bis zur Mittagszeit stetig ausgeweitet wurden. Im letzten Handelsdrittel wurden die Verluste noch deutlich eingedämmt, was im Handel mit einer festeren US-Börse sowie dem ins Plus drehenden SMI-Schwergewicht Nestlé erklärt wurde. Im Fokus lagen aber andere: Swiss Re nach der Vorlage der Quartalszahlen.
Die Stimmung hatte sich nach der Erholung vom Dienstag rapide verschlechtert. Die Furcht vor einer Zuspitzung der Ukraine-Krise liess die Anleger aus Aktien in sichere Anlagen wie Obligationen flüchten, hiess es. Offenbar zieht Russland Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammen. Ob dadurch eine Invasion vorbereitet werde, ist derzeit völlig unklar. Aber es sorge für Verunsicherung, hiess es weiter. Neben den Spannungen in der Ukraine überschattete auch der Rückfall Italiens in die Rezession das Börsengeschehen. Zudem musste die deutsche Industrie im Juni den grössten Auftragsrückgang seit September 2011 hinnehmen.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste bis zum Handelsende 0,62% auf 8’290,16 Punkte ein. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,76% auf 1’252,42 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,68% auf 8’202,45 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen bis auf sechs alle im Minus.
Im Rampenlicht standen Swiss Re, die nach Vorlage des Zwischenergebnisses mit einem Minus von 3,0% als schwächster Blue Chip aus dem Handel gingen. Der Rückversicherer verdiente zwar deutlich mehr Prämien als erwartet, das Reinergebnis und die Combined Ratio fielen aber klar tiefer aus als prognostiziert. Darüber hinaus äusserten sich die Firmenverantwortlichen eher vorsichtig zur Juli-Erneuerungsrunde. Entsprechend kritisch fielen die Kommentare der Analysten aus, auch wenn einzelne positive Aspekte hervorgehoben wurden.
Schwach zeigte sich auch das zyklische Segment, dass von der Unsicherheit an den Märkten in der Regel am stärksten belastet wird. Die grössten Einbussen verzeichneten dabei ohne News Sika mit einem Minus von 2,5%. Am Vortag des Zahlenrapports gaben auch Adecco (-1,9% auf 65,35 CHF) deutlicher im Wert nach. Die Deutsche Bank hatte ihr Kursziel für den Valor auf 49 CHF von 67 CHF (Rating: Sell) zurückgestutzt, was gemäss Händleraussagen für zusätzlichen Abgabedruck gesorgt habe. Der Personaldienstleister wird zusammen mit Zurich (Aktien -0,7%) und Nestlé (+0,2%) am Donnerstag das Zwischenergebnis präsentieren.
Nestlé lagen über weite Strecken im Minus. Gegen Handelsende drehten die Schwergewichte jedoch ins Plus und halfen damit, die Kursverluste des SMI einzudämmen.
Neben den bereits erwähnten Sika und Adecco büssten auch Lonza (-2,1%), Geberit (-2,0%), Holcim (-1,7%) sowie Dufry (-1,4%) deutlicher an Wert ein. Für erheblichen Abgabedruck sorgten auch die beiden Pharmaschwergewichte Roche und Novartis (je -1,0%).
Das Finanzsegment zeigte in der Tendenz geringere Abgaben als der Gesamtmarkt. Die Grossbankentitel CS (-0,2%) und UBS (+0,1%) standen einmal mehr im Rampenlicht: Von der US-Notenbank Fed und der US-Einlagensicherung FDIC gibt es ein Rüge für mehrere Banken, darunter die beiden Schweizer Grossbanken. Die Notfallpläne, welche die reibungslose Abwicklung der Institute gewährleisten sollten, seien voller Mängel. Die Behörden kritisieren, dass die Annahmen der Banken für die Abwicklungspläne «unrealistisch» und «inadäquat» sind.
Swisscom (-1,4%) ist bei der Publigroupe-Übernahme auf der Zielgerade. Dem Telekomkonzern sind gemäss provisorischem Zwischenergebnis etwas mehr als 71% der Aktien angedient worden. Die Beteiligung beläuft sich damit per Ende der Angebotsfrist auf 90,59%. Über das definitive Zustandekommen des Kaufangebots will Swisscom mit der Veröffentlichung des definitiven Zwischenergebnisses – voraussichtlich am 11. August – informieren.
Zu den wenigen Gewinnern gehörten neben Nestlé und UBS auch Transocean (+0,3%), die am späten Mittwochabend Quartalszahlen preisgeben. Nennenswerte Gewinne zeigten noch Sonova (+0,3%).
Im breiten Markt wurde Edisun Power (-0,1%) grösseres Interesse zuteil. Der Verwaltungsrat und eine Aktionärsgruppe sind sich bezüglich der künftigen Strategie uneinig, die Ideen letzterer sollen aber geprüft werden. Bei der Bank Coop (Aktien -0,1%) übernimmt Sandra Lienhart interimistisch das Amt des CEO mit sofortiger Wirkung.
Bravofly sackten in der Sitzung um 5,9% auf 19,95 CHF ab – ein neues Tief. Der erste Kurse beim Börsengang Mitte April lag bei 45,00 CHF. Bergab ging es unter anderem auch für Meyer Burger (-6,3%) und Charles Vögele (-6,5%). (awp/mc/pg)