Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag fester aus der Sitzung gegangen. Dabei wurden die Abgaben in den nach Zahlen schwachen Nestlé von den starken Pharma- und Bankwerten mehr als wettgemacht. Nach einem soliden Beginn erreichte der SMI kurz vor Mittag sein Tageshoch, ehe die Kurse wieder zurückkamen und das Geschehen am Nachmittag des kleinen Verfalltermins zusehends abflachte, trotz verschiedener US-Konjunkturzahlen. Auf die Woche gesehen ergab sich zum dritten Mal in Folge ein Gewinn.
Gestützt wurde das Sentiment vor allem von den Aussichten auf eine noch länger anhaltende Phase der ultratiefen Zinsen, nachdem am Vortag ein Vertreter der amerikanischen Notenbank die Zweifel an einer möglicherweise bereits im Dezember anstehenden Leitzinserhöhung in den USA weiter verstärkt hatte. Der Chef der regionalen Notenbank von New York berief sich dabei auf die jüngsten wirtschaftlichen Daten, welche das Bild einer sich abschwächende Konjunktur zeichnen würden. Insgesamt mehren sich die Zeichen, dass die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise ins kommende Jahr verschoben wird, auch wenn verschiedene Marktteilnehmer darauf hinweisen, dass eine solche noch immer im laufenden Jahr möglich sei.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,72% höher bei 8’715,73 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein bescheidenes Plus von 0,4%. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) zog um 0,86% auf 1’292,9 Punkte an und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,69% auf 8’899,93 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 21 im Plus.
Nestlé verzeichneten nach den Neunmonatszahlen ein Minus von 1,9% und banden damit den Gesamtmarkt deutlich zurück. Der Nahrungsmittelkonzern hat mit den Umsatzzahlen für die ersten neun Monate enttäuscht und die Wachstums-Guidance für das laufende Jahr nach unten angepasst. Entgegen den Erwartungen hat sich das organische Wachstum im dritten Quartal abgeschwächt. Nichts geändert wurde am Gewinnausblick. Nach wie vor strebt Nestlé hier eine Verbesserung der Margen und des nachhaltigen Gewinns pro Aktie bei konstanten Wechselkursen sowie der Kapitaleffizienz an.
Noch deutlicher gaben Swatch (-3,4%) nach und ähnlich stark Richemont (-1,8%). Die beiden Luxusgüteraktien wurden bereits am Vortag von Befürchtungen um ein stockendes Wachstum des Luxusgütermarkts vor allem im China gebremst.
Stärker unter Druck standen noch ABB (-1,6%) und etwas moderater Schindler (-0,6%). Beide Unternehmen werden in der kommenden Woche Zahlen vorlegen.
Dies wird dann auch Roche tun, der Genussschein schloss mit einem Plus von 2,3% aber weit oben in der Rangliste und fing damit einen Teil der Nestlé-Verluste wieder auf; dasselbe galt für Novartis (+2,0%).
UBS (+3,1%) und CS (+2,6%) zogen noch stärker an. In den USA ist die Berichtssaison für die grossen Finanzinstitute allerdings bisher durchmischt verlaufen. Der Fokus richtet sich nun auf das für kommenden Mittwoch angesagte Strategie-Update der Credit Suisse.
Klar an der Spitze gingen zuletzt Actelion (+4,1%) und Lonza (+3,6%) aus dem Handel, Actelion wird am Dienstag als erster der fünf für kommende Woche angesagten Bluechips die Neunmonatszahlen präsentieren.
Im breiten Markt schossen Basilea kurz vor Börsenschluss in die Höhe und beendeten den Handelstag mit einem Plus von 7,7%. Verantwortlich dafür war hauptsächlich die Bekanntgabe einer Marktzulassung von Isavuconazol durch die Europäische Kommission.
Flughafen Zürich (+3,5%) erhielten von einer Hochstufung durch die deutsche Commerzbank auf «Buy» von «Reduce» Auftrieb. Schaffner (+1,3%) drehten nach einem negativen Handelsbeginn im Tagesverlauf ins Plus. Der Elektrokomponenten-Hersteller hatte am Morgen einen rückläufigen Umsatz für sein Ende September abgeschlossenes Geschäftsjahr 2014/15 bekanntgegeben.
Dagegen büssten DKSH (-2,0%) weiter an Terrain ein. Nach der Prognosesenkung des Handelskonzerns vom Donnerstag haben am Freitag mehrere Analystenhäuser ihre Kursziele für die Titel gesenkt. (awp/mc/cs)