CH-Schluss: Erneut starke Verluste – 4% unter Jahreshoch
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Wochenschluss erneute starke Verluste erlitten. Zwar waren die Märkte nach den bereits deutlichen Verlusten des Vortages noch mit einer leichten technischen Erholung gestartet, sie fielen aber bald wieder in die Minuszone zurück, wobei sich die Verluste ab der Mittagszeit deutlich ausweiteten. Neben Wachstumsängsten wurden in Handelskreisen vor allem die Vogelgrippefälle in China, die Entwicklung in Korea sowie «Offshore-Leaks» als Gründe für die Gewinnmitnahmen im grossen Stil genannt, und auch vom Durchbruch technischer Barrieren nach unten war die Rede.
Für zusätzliche Verluste sorgten am Nachmittag schwache US-Konjunkturzahlen vor allem vom Arbeitsmarkt. Bemängelt wurde dabei etwa, dass die US-Wirtschaft im März deutlich weniger neue Arbeitsplätze schuf als erwartet. Die Beschäftigtenzahl (ausserhalb der Landwirtschaft) stieg lediglich um 95’000 Stellen, während Ökonomen mit einem Zuwachs um 200’000 Stellen gerechnet hatten.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor am Freitag 1,57% auf 7’641,11 Punkte. Dank einer Erholung gegen Handelsende schloss er damit aber recht klar über dem Tagestief von 7’597 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 1,58% auf 1’141,21 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,55% auf 7’083,20 Punkte nach.
Von den 30 wichtigsten Titeln standen zum Handelsschluss 27 Minus, nur zwei im Plus und einer war unverändert. Phasenweise hatte alle Titel im Minus notiert. Im Vergleich zum Mehrjahreshoch, das der SMI erst am Mittwoch bei 7’947 Punkten erreicht hatte, steht der SMI nach den zwei schwachen Tagen nun fast 4% tiefer. Auf Wochenbasis erlitt der wichtigste Schweizer Aktienindex ebenfalls ein klares Minus von 2,2%. Dass die Nervosität an den Märkten wieder deutlich zugenommen hat, zeigt auch das Volatilitätsbarometer VSMI, das in den letzten beiden Tagen – allerdings von Tiefstständen – um fast ein Viertel hochgeschnellt ist.
Aufgrund wieder verstärkter Befürchtungen um die weltweite Konjunktur büssten viele zyklische Titel stark an Terrain ein, wobei hier auch von Gewinnmitnahmen nach einer bis dahin starken Jahresperformance die Rede war. Unternehmensnews spielten derweil in diesem Umfeld eine weniger grosse Rolle.
Zuoberst auf der Verliererliste bei den SMI/SLI-Titel standen nach relativ volatilem Verlauf die Luxusgütertitel Swatch mit einem Minus von 4,1%, im Vergleich zum Höchststand am Mittwoch sind es gar über 8%. Auch die Aktie des Konkurrenten Richemont büsste mit 3,4% deutlich an Wert ein, hier beträgt das Minus zum Jahreshoch, das allerdings bereits im Januar erreicht worden war, knapp 13%. Deutliche Verluste mussten am Freitag aber auch andere konjunktursensitive Papiere hinnehmen, wie etwa Sika (-3,7%), Holcim (-3,7%), Sulzer (-2,7%) oder Geberit (-2,2%).
Starke Abgaben erlitten auch die Papiere des Lifescience-Konzerns Lonza (-3,4). Das Unternehmen gab am Morgen bekannt, das Biosimilar-Geschäft mit Teva auf dem Prüfstand zu belassen, was im Handel allerdings für etwas Verwunderung sorgte. Ob der Konzern damit sein Geschäftsmodell über Bord werfe, sei immer noch nicht geklärt, meinte etwa ein Branchenkenner. Lonza sei aber auch einer der besten Titel dieses Jahr an der Börse gewesen, was ein weiterer Grund für die heutigen Gewinnmitnahmen gewesen sein dürfte, hiess es.
Unter den Top-Ten-Verlierern waren ausserdem noch Actelion (-2,6%), Sonova (-2,4%) und Givaudan (-2,2%) zu finden. Bei den SMI-Schwergewichten büssten vor allem bund Novartis (je -2,0%) stark ein, während sich Roche (-0,7%) deutlich besser hielten.
Unter den besten Werten waren fast nur Finanztitel zu finden, wobei das Feld von Swiss Re (+0,4%), CS (+0,2%) und Zurich (unv.) angeführt wurde. Am Vortag hatten Finanztitel nach der Veröffentlichung der «Offshore-Leaks» zum Teil deutlich unter Druck gestanden.
Im breiten Markt setzten Schmolz+Bickenbach (+11%) den Aufwärtskurs vom Vortag fort. Für Phantasie sorge, dass offenbar der russische Milliardär Viktor Vekselberg mit seiner Renova einen Einstieg beim hoch defizitären Stahlkocher prüft. Deutliche Abgaben verzeichneten dagegen u.a. Santhera (-7,6%), Orascom (-6,8%) oder ADB (-5,8%). (awp/mc/upd/ps)