Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Donnerstag nach den heftigen Verlusten des Vortags wieder etwas erholt, wobei der Leitindex SMI die Marke von 8’000 Punkten wieder zurückerobern konnte. Unterstützung für die Finanzmärkte bot am Nachmittag zudem EZB-Chef Mario Draghi, der im Anschluss an die Sitzung der Europäischen Zentralbank weitere geldpolitische Lockerungen im März in Aussicht stellte.
Allerdings verpuffte der Effekt der Draghi-Rede bis am Abend zum grossen Teil wieder: Einige Investoren hätten das erhöhte Niveau wohl gleich für Verkäufe genutzt, hiess es am Markt. Zudem zeigten sich viele Beobachter skeptisch über die Möglichkeiten der EZB. «Erfreulicher und nachhaltiger wäre eine robust verlaufende Quartalsberichtssaison oder eine Stabilisierung der Rohölpreise», so ein Händler. Die anhaltende Unsicherheit zeigte auch der weiterhin auf hohem Niveau notierende Volatilitätsindex VSMI.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,86% im Plus bei 8’035,06 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gewann 0,76% auf 1’198,01 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) legte 0,78% auf 8’293,01 Punkte zu. Von den SMI/SLI-Titeln schlossen 25 im Plus und fünf im Minus.
Stärkste Gewinner waren die volatilen Transocean (+10,6%), die vor allem nach Eröffnung des US-Handels noch deutlich zulegen konnten. Klar fester schlossen aber auch die Aktien des Personalvermittlers Adecco (+3,0%), der am Morgen den Abschluss eines 2014 begonnenen Aktienrückkaufprogramms über 250 Mio EUR vermeldet hatte. Zulegen konnten zudem auch die zyklischen LafargeHolcim (+2,2%) sowie SGS (+2,3%) – zu den Titeln des Warenprüfkonzerns trafen nach der Zahlenvorlage vom Vortag meist neutrale Analystenkommentare ein.
Getragen wurde die Erholung der Schweizer Indizes aber vor allem von den festen defensiven Schwergewichten Nestlé (+1,4%) sowie Roche (+1,3%) und Novartis (+0,6%). Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé erlitt in Grossbritannien allerdings eine juristische Niederlage gegen seinen Konkurrenten Cadbury: Er kann die Form seines Schokoladeriegels Kitkat nicht als Marke eintragen lassen.
Bei den Bankenwerten legten Julius Bär (+1,0%) nach den deutlichen Abgaben vom Vortag wieder zu. Die Grossbankentitel entwickelten sich unterschiedlich: UBS (+0,7%) schlossen klar im Plus, während CS (-1,2%) Abgaben erlitten. Die Bankenwerte wurden vor allem am Morgen von der Bekanntgabe eines Rekordverlusts durch die Deutsche Bank belastet. Bei der CS sorgten zudem Meldungen zur Festnahme eines Kundenberaters in Genf weiterhin für eine gewisse Unruhe.
Erneut im Minus schlossen Zurich (-1,0%), die am Vortag im Anschluss an eine Gewinnwarnung um knapp 11% eingebrochen waren. In zahlreichen Kommentaren zeigen sich die Branchenanalysten auch am Donnerstag noch enttäuscht: So wurde die Nachhaltigkeit des Dividendenniveaus angezweifelt und die anhaltende Unsicherheit um die Führung des Versicherungskonzerns kritisiert. Bei den weiteren Versicherungswerten gaben Bâloise 0,9% nach, während Swiss Re (+0,4%) sowie Swiss Life (+1,5%) im Plus schlossen.
Die Titel der Apothekenhandels- und Pharma-Gruppe Galenica (-4,3%) waren nach Umsatzzahlen grösste Verlierer unter den Blue Chips. Die vorgelegten Zahlen wurden in Marktkreisen allgemein wohlwollend aufgenommen und führten im Vormittagshandel auch zunächst zu steigenden Aktienkursen. Marktbeobachter führten die am Nachmittag eingesetzten Abgaben auf Gewinnmitnahmen zurück – die positive Entwicklung des Unternehmens dürfte ihnen zufolge bereits in den Kursen enthalten sein.
Am breiten Markt sprangen Logitech (+9,6%) nach Zahlen zum dritten Quartal nach oben. Das Ergebnis hatte die Erwartungen der Analysten übertroffen, dies vor allem dank der besser als erwartet ausgefallenen Entwicklung im höhermargigen Standard-Geschäft, wie es in Marktkreisen hiess. AFG (+1,0.%) schlossen nach Umsatzzahlen ebenfalls fester. Das präsentierte Umsatzminus habe in etwa im Rahmen der Erwartungen gelegen, hiess es.
Nach ersten Angaben zum vergangenen Geschäftsjahr legten die Finanztitel Bellevue Group (+1,4%) zu, wogegen LLB (-2,3%) tiefer schlossen. (awp/mc/upd/ps)