Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag seine Korrekturbewegung fortgesetzt und wie in den vergangenen Tagen wieder deutlich im roten Bereich geschlossen. Am Berichtstag hat der Leitindex SMI sogar erstmals in diesem Jahr überhaupt die Marke von 8’000 Punkten nach unten durchbrochen. Der Tagestiefststand, der kurz vor Mittag erreicht wurde, betrug gar 7’870,89 Punkte. Auslöser für den Kursrutsch waren negative Makrodaten aus der Eurozone, welche am Vormittag publiziert wurden.
Im Nachmittagshandel konnte sich der hiesige Index dann im Einklang mit den übrigen Handelsplätzen von den Verlusten teilweise erholen und auch die Schwelle von 8’000 Punkten wieder überschreiten. In den USA sind Konjunkturdaten besser als erwartet ausgefallen und der Notenbankchef von St. Louis empfahl, trotz der starken Fundamentaldaten die lockere Geldpolitik weiterzuführen. Insgesamt blieb aber an den Märkten die Angst vor einer erlahmenden Weltkonjunktur das beherrschende Thema. «Wenn die Unternehmen nun mit den Quartalsberichten beginnen ihre Prognosen zu senken, könnte sich die Skepsis noch erhöhen», erklärte ein Händler. Die grosse Nervosität an den Märkten spiegelt auch der Volatilitätsindex VSMI, welcher mit 21,65 Punkten den höchsten Wert seit zwei Jahren erreicht hat.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor 1,07% auf 8’057,54 (Tief 7’870,89) Punkte. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 0,74% auf 1’192,73 Zähler ab, während der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,93% auf 7’938,94 Zähler verlor. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 17 im Minus, 12 im Plus und Geberit unverändert.
Die grössten Tagesverluste verzeichneten Nestlé (-3,0%), was den SMI aufgrund der starken Gewichtung der Titel stark belastete. Die Titel hatten zeitweise gar bis zu 4,2% abgegeben. Der Lebensmittelkonzern lag mit den publizierten Zahlen hinter den konservativen Konsensschätzungen zurück. Letztere wurden sowohl beim organischen Wachstum als auch beim Mengenwachstum verfehlt. Der Ausblick wurde aber bekräftigt.
Mit starken Abgaben zeigten sich auch Finanztitel wie Swiss Life (-2,5%), UBS (-1,6%) und CS (-2,3%), Zurich verloren 1,7%. Die Grossbankentitel wurden zusätzlich zum negativen Sentiment von mehr oder weniger schwachen Zahlen einer Reihe grosser US-Banken belastet, welche diese Woche rapportiert hatten, obwohl zuletzt Goldman Sachs noch positive Quartalsergebnisse vorlegte. Auch konjunktursensitive Titel wie Holcim oder Galenica (je -1,4%) gaben stark nach.
Syngenta (+0,6%) drehten nach einem positiven Start zuerst deutlich ins Minus, um dann positiv zu schliessen. Der Agrar-Chemiekonzern hat in den ersten neun Monaten aufgrund von Preissteigerungen einen um 3% höheren Umsatz verbucht, die Absatzmengen blieben hingegen stabil. Analysten werten den gelungenen Marktstart des Pflanzenschutzmittels Elatus und die Bestätigung der Guidance positiv. Im vierten Quartal werde die Entwicklung in Lateinamerika entscheidend, hiess es.
Roche (+0,6%) schlossen nach positiven Zahlen ebenfalls im Plus. Der Pharmakonzern hat in den ersten neun Monaten des Jahres einen stabilen Umsatz erzielt und den Ausblick bestätigt. Der negative Effekt der Wechselkurse habe sich abgeschwächt und auch im vierten Quartal wird ein niedrigerer Einfluss erwartet. Zudem hat die kürzlich übernommene InterMune für das Lungen-Medikament Esbriet die Zulassung für die USA erhalten. Die Analysten werten die Zahlen positiv und auch die InterMune-Nachricht sei eine Bestätigung für den hohen Kaufpreis. Novartis verloren demgegenüber 1,5%.
Transocean (+4,6%) führten die Gewinnerliste klar an. Der Ölbohrkonzern hat mit dem jüngsten Flottenbericht neue Kontrakte im Umfang von 610 Mio USD gemeldet. Zudem schreiten die Pläne für die Ausgliederung der Nordsee-Plattformen in die Tochtergesellschaft Caledonia voran. Anteile des Unternehmens sollen auch an Investoren verkauft werden. Transocean will einen Minderheitsanteil im Volumen bis zu 185 Mio USD verkaufen.
Im breiten Markt gaben Sulzer 2,1% ab, nachdem das Unternehmen mit einem niedrigeren Auftragseingang die Erwartungen verfehlt und die Prognose nach unten angepasst hatte. Die Nachfrage aus dem Öl- und Gasmarkt hat sich abgeschwächt. Auch die Entwicklung im Bereich Chemtech sehen die Analysten schwächer während sich Rotating Equipment Services gut entwickelt hätten.
Unter Druck standen auch die Jungfraubahnen (-2,8%) nach einer Ablehnung der Bergbahnpläne durch die Landbesitzer. Positiv stachen hingegen Zehnder (+3,5%) hervor. Das Unternehmen erzielte mit einem Liegenschaftsverkauf in China einen positiven Einmaleffekt in Höhe von 30 Mio EUR. (awp/mc/upd/ps)