Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat einen Erholungsversuch auf eine schwache Vorwoche am Montagnachmittag wieder abgeblasen. Hatten Hoffnungen auf eine Lösung im Handelskrieg die Kurse in der ersten Sitzungshälfte noch befeuert, drehen sie im späten Handel wieder scharf nach unten. Der hiesige Börsenplatz folgte den anderen Handelsplätzen Europas nach unten, wo der abrupt anziehende Euro die Stimmung belastete.
Vorangegangen war eine konzertierte internationale Aktion gegen Russland nach dem Giftanschlag auf den ehemaligen Spion Sergej Skripal und dessen Tochter. 14 EU-Länder, die USA, Kanada und die Ukraine wiesen russische Diplomaten aus. Moskau kündigte umgehend Gegenmassnahmen an. Die Verunsicherung unter den Anlegern ist weiterhin hoch, sagten Händler. Zum Ausdruck kam die Nervosität in einem deutlich steigenden Volatilitätsindex VSMI.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Montag 0,70% auf 8’509,29 Punkte ein, nachdem er im Tageshoch um mehr ein Prozent dazugewonnen hatte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,65% auf 1’400,14 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,63% auf 9’943,46 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 25 tiefer und nur fünf mit höheren Kursen.
Die Abgaben bei den Blue Chips zogen sich quer durch alle Segmente. So büssten etwa Credit Suisse 1,9% ein, Lonza 1,7%, Dufry 1,4% und Logitech 1,4%. Sika gaben um 1,3% nach. Medienberichten zufolge nähert sich das nächste Kapitel im Kampf gegen eine Übernahme durch Saint-Gobain seinem Abschluss. Laut der «Sonntagszeitung» wird das Zuger Obergericht sein zweitinstanzliches Urteil im April publizieren.
Die optisch grössten Verluste entfielen auf Givaudan mit minus 2,2%. Allerdings wurden die Titel am Montag Ex-Dividende gehandelt, ohne diesen Effekt hätte das Papier etwas fester geschlossen. Eine am Morgen angekündigte Übernahme des französischen Unternehmens Naturex wurde von Analysten begrüsst, wenngleich sie etwas teuer gewesen sei.
Aus dem rot dominierten Tableau stachen die Aktien von Zurich Insurance mit plus 3,7% heraus. Händlern zufolge bestand vor allem aus dem angelsächsischen Raum eine hohe Nachfrage nach den dividendenstarken Papieren. Die Aktien werden aber erst Ende nächster Woche mit Dividendenabschlag gehandelt.
Ein kleines Plus retteten auch Swatch (+0,6%), Vifor Pharma (+0,5%), Kühne+Nagel (+0,4%) und Bâloise (+0,1%) über den Tag. Letztere wird am morgigen Dienstag den Jahresbericht vorlegen. Analysten gehen von einer leicht höheren Dividende aus.
Die im frühen Handel festen Schwergewichte vermochten sich dem Sog nach unten nicht zu widersetzen. Die Pharmawerte Novartis (-1,2%) und Roche (-0,7%) schlossen schwächer, zweite nach guten Studienresultaten zum Krebsmedikament bei der Behandlung von Lungenkrebs gemeldet.
Auch Nestlé sanken um 1,0%. Hier hat die Royal Bank of Canada das Kursziel etwas zurückgenommen, die Einstufung «Outperform» aber bestätigt. UBS, die das Plus im frühen Handel massgeblich mitgetragen hatten, sanken derweil bis zum Schlussgong um 0,4%.
Im breiten Markt fielen Alpiq mit einem Plus von 6,3% auf. Der Energiekonzern hat sein Industriegeschäft für 850 Mio CHF an den französischen Bauriesen Bouygues verkauft und sich damit auf einen Schlag aller Schulden entledigt. Alpiq wird damit wieder zum Stromkonzern und kann wieder in diesen Bereich investieren. Es gibt aber auch kritische Stimmen: Alpiq habe zwar einen guten Verkaufspreis erzielt, andererseits habe man das Tafelsilber verkauft. Jetzt ist das Wachstumsgeschäft weg, das stabile Gewinne geliefert hat. Das Geschäftsprofil wird geschwächt, sagte etwa ein Analyst. Und der Kurswechsel von Alpiq sei «eine Wette auf den Strompreis».
Jeweils nach Zahlen zogen Cham Group um 1,6% an, wogegen Cosmo um 3,3% zurückfielen. (awp/mc/pg)