Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstagnachmittag von der Publikation der aktuellen US-Inflationszahlen zweitweise starken Rückenwind erhalten. Denn in den USA schwächte sich die Teuerung im November stärker als erwartet ab. Die Kerninflation fiel ebenfalls klar. Auch hier war der Rückgang stärker als prognostiziert. Was den SMI anbelangt, so bröckelten die Kurse kurz vor Börsenschluss aber zumindest teilweise wieder ab.
Mit den Notenbanksitzungen morgen und am Donnerstag würden noch zwei grosse Brocken vor den Investoren liegen, sagte ein Börsianer. Die heutigen Daten hätten zwar die Erwartung geschürt, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch ihr hohes Tempo aus den Zinserhöhungen nehmen könnte. Einige Investoren begleite aber die Furcht, dass Fed-Chef Jerome Powell doch noch weiter «ein Falke» bleibe. Vorausgesetzt, dem ist nicht der Fall, so könne am Dienstag aber dennoch der Startschuss für ein Weihnachtsrally gefallen sein. Am Donnerstag folgen auf das Fed dann noch die Schweizerische Nationalbank und die Europäische Zentralbank.
Der SMI schloss schliesslich um 0,93 Prozent höher bei 11’136,62 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,22 Prozent auf 1708,04 und der breite SPI 0,94 Prozent auf 14’206,52 Zähler. Bis auf Swisscom, Novartis, Zurich und – wieder einmal – CS schlossen alle SLI-Titel im Plus.
An der Spitze der Gewinnerliste standen bei Börsenschluss noch die gleichen Werte wie am Vormittag, etwa Temenos (+4,0% auf 54,92 Fr.). Der Banksoftwarehersteller erweiterte seine Partnerschaft mit einem führenden US-Finanzinstitut auf das internationale Private-Banking-Geschäft. Namen wurden aber nicht genannt. Es sei ein wichtiger Wettbewerbsgewinn für Temenos und wahrscheinlich von überdurchschnittlicher Grösse, kommentierte die Bank Vontobel den Deal. Angesichts der jüngsten Turbulenzen sowie der Gewinnwarnung sei dies positiv. Die Bank stufte die Aktie weiterhin mit «Buy» und einem Kursziel von 79 Franken ein.
Einen Tick stärker im Plus lagen nur noch AMS Osram (+5,2%), die sich von den Vortagesverlusten erholten, sowie VAT (+5,1%). Mit Logitech (+3,7%) gewann ein weiterer Technologietitel stark hinzu. Die Entspannung bei den US-Zinsen half diesen klassischen Wachstumsaktien, erklärte ein Händler.
In der am Dienstag grundsätzlich freundlichen Stimmung war ansonsten kein spezifischer Trend auszumachen. Denn sowohl defensive Werte wie Givaudan (+1,9%) und Roche (+1,4%), als auch Zykliker wie Adecco (+2,3%) und ABB (+1,9%) oder Finanzwerte wie Julius Bär (+2,1%), Partners Group (+2,7%) und UBS (+3,0%) waren mit höheren Kursen in der oberen Tabellenhälfte eingereiht. Bei Adecco riet ein bekannter deutscher Investorenbrief zum Kauf der Aktien, was zusätzlichen Schub gab.
Die Aktien von Richemont (+2,1%) und Swatch (+0,8%) waren zeitweise mit angezogener Handbremse unterwegs, nachdem Barclays erstmals von Anhaltspunkten für eine rückläufige Ausgabefreudigkeit bei der Käuferschaft von Luxusgütern berichtet hatte. Doch zogen kurz vor Schluss auch diese Papiere wieder an.
Bei Nestlé war es anders. Hier wiederum senkte der Aktionär Capital Group seine Anteile unter die Schwelle von 3 Prozent, die Papiere schlossen nur minim im grünen Bereich bei +0,1 Prozent.
Noch weiter unten im Tableau standen Swisscom (unv.). Und auch für die Papiere der Credit Suisse (-0,6% auf 3,07 Franken) reichte es wieder einmal nicht für ein Plus.
Auf den hinteren Rängen sorgten indes Analystenstimmen für Bewegung: So hob die UBS etwa das Rating für Clariant (+3,6%) auf «Buy» von «Sell» an. Das Portfolio habe sich dank der Trennung von zyklischeren und wachstumsschwächeren Anlagen markant verbessert, und das sei in der aktuellen Bewertung noch nicht genügend eingepreist, hiess es im Kommentar.
Die Aktien von V-Zug (+1,2%) setzten ihren jüngsten Aufwärtstrend fort. Molecular Partners (+1,0%) erhielten derweil etwas Unterstützung von einer Studie. (awp/mc/ps)