CH-Schluss: Leichtes Minus – keine Impulse für höhere Kurse
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt beendet den letzten August-Handelstag mit Abgaben. Die Monats- und Wochensaldi waren negativ. Nach einem freundlichen Start ging der SMI relativ rassig mit einem Abschlag von 90 Punkten ins Minus. Nach einer Erholung um die Mittagszeit wechselte der Markt erneut ins negative Terrain. Nach der kräftigen Korrektur um über 250 Punkte im SMI über die vergangenen Tage gebe es noch immer keine stichhaltigen Gründe für wieder steigende Kurse, hiess es in Marktkreisen. Wegen des Syrien-Konflikts sei die internationale Sicherheitslage weiter unsicher.
Nachdem das britische Parlament einen militärischen Einsatz abgelehnt habe, sei ein Alleingang der USA noch immer möglich. Die Makrodaten aus der Eurozone weisen ein verbessertes Wirtschaftsstimmung und Geschäftsklima aus – die Arbeitslosigkeit verharrt jedoch auf Rekordhoch. In den USA sind die privaten Einkommen und Ausgaben schwächer gestiegen als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex Chicago stieg wie erwartet und das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan ging geringer zurück als prognostiziert.
Der SMI schloss 0,23% tiefer bei 7’745,97 Punkten. Im Wochenvergleich beläuft sich das Minus auf 3,3%, gegenüber dem Vormonatsschluss auf -1,0%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,39% auf 1’179,78 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,20% auf 7’353,92 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 18 im Minus, 11 im Plus und Sika unverändert.
Der hierzulande im Fokus stehende Abschluss des Steuerdeals mit den USA sorgte zwar da und dort für Emotionen, auf die Börsenkurse nahm er indes kaum grossen Einfluss. Nachdem viele Details schon vorab bekannt waren, ist das Überraschungspotential der heute vom Bundesrat vorgestellten Lösung gering.
Zu den grössten Verlierern im SMI/SLI-Segment zählen die Finanzwerte Swiss Life (-2,2%), CS (-1,9%), Baloise (-1,6%) und Julius Bär (-1,7%). Geringer fielen die Abgaben bei Swiss Re (-1,0%) und der Grossbank UBS (-0,4%) aus. Der Deal mit den USA liege voll auf der Linie mit den vorab bekanntgewordenen Details, heisst es in einer Einschätzung zum Abkommen der Bank Vontobel. Die Privatbank geht davon aus, dass die Credit Suisse letztlich eine Busse von über 1 Mrd CHF zahlen muss und Julius Bär eine solche von 500 Mio. Dies hätte laut Vontobel aber keinen grossen Einfluss auf deren Kapitalisierung.
Deutliche Abgaben verzeichneten die Zykliker Adecco (-2,3%) als schwächster Wert, Holcim (-1,5%), ABB (-1,2% oder Geberit (-1,1%). Auch Richemont (-1,1%) und Swatch (-1,3%) liegen erneut im Minus.
Tagesgewinner waren Sulzer (+1,7%), gefolgt von SPS (+1,6%) und Clariant (+1,3%, 15,09 CHF). Sulzer-CEO Klaus Stahlmann sprach in einem Interview mit AWP von einem weiterhin guten Auftragseingang, vor allem bei Öl und Gas. Zudem bestätigte er die Prognosen für das Gesamtjahr.
Für Clariant erhöhte Goldman Sachs das Rating auf «Buy» von «Sell» und das Kursziel stieg um deutliche 5 auf 18,50 CHF. Auch Syngenta (+0,3%, 364,80 CHF) drehten zum Handelsschluss ins Plus, nachdem die US-Bank das das Kursziel auf 500 CHF von 470 CHF anhob («Buy»). Für Givaudan (+1,1%, 1’253 CHF) bestätigt GS die Einstufung «Sell», setzt aber das Kursziel auf 1’200 von 1060 CHF nach oben.
An der Spitze des Tableaus standen lange Zurich Insurance (+1,2%) und erholten sich etwas von dem 2,5%-Minus vom Donnerstag. Der Versicherer hatte am Morgen eine Telefonkonferenz zum überraschenden Abgang des VR-Präsidenten Josef Ackermann im Zusammenhang mit dem Freitod des Finanzchefs Pierre Wauthier von Anfang Woche abgehalten. Dabei hiess es, dass es einen Abschiedsbrief gebe, in welchem das Verhältnis zwischen Wauthier und Ackermann thematisiert sei. CEO Martin Senn sagte ausserdem, dass Zweifel an den zuletzt vorgelegten Finanzzahlen unbegründet seien, und er bestätigte gleichzeitig die Strategie des Konzerns.
Nestlé (+0,7%) profitiere angesichts der aktuellen Verunsicherungen weiter vom Nimbus als «sicherer Hafen», heisst es. Die am Donnerstag publizierten Zahlen von L’Oréal, an der Nestlé eine grössere Beteiligung hält, wurden ebenfalls als leicht positiv gewertet.
Im breiten Markt gaben Santhera nach Halbjahreszahlen um 4,3% ab. Noch stärker unter Druck standen Implenia (-5,1%). Beim Bauunternehmen planen die Grossaktionäre Ammann Group und Rudolf Maag eine Reduktion ihrer Beteiligung. Die ZKB beurteilte die Nachricht als leicht negativ.
Schmolz+Bickenbach (+0,3%) schlossen mit einem kleinen Plus. Das Unternehmen beugt sich dem Willen der Gründerfamilie und der Beteiligungsgesellschaft Renova und schlägt nun der a.o. GV eine Kapitalerhöhung um 430 Mio CHF vor. (awp/mc/pg)