Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag dank einer späten Aufholjagd klar im Plus geschlossen. Nach einem über lange Zeit unentschlossenen Verlauf kehrte die Kaufbereitschaft der Investoren am späten Nachmittag dank neuer Hoffnungen im Handelsstreit zwischen den USA und China zurück. Auch ein Treffen der Premierminister von Grossbritannien und Irland in Sachen Brexit wurde positiv aufgenommen.
Die Zurückhaltung der Investoren bis in den Nachmittag war mit der Sorge um das Ergebnis der am Nachmittag beginnenden US-Handelsgespräche begründet worden. Eine Twitter-Nachricht von US-Präsident Donald Trump, dass er den chinesischen Vizepremier treffen wolle, habe dann die Stimmung der Märkte aufgehellt, so ein Händler. Positiv vermerkt wurden auch die Hinweise der US-Notenbank Fed vom Mittwochabend auf eine weitere Lockerung der US-Geldpolitik.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,74 Prozent im Plus bei 9’903,02 Punkten und damit nahe dem Tageshoch von 9’914 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,87 Prozent auf 1’508,53 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) legte 0,60 Prozent auf 12’054,47 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 26 im Plus, drei im Minus und mit Nestlé ein Titel unverändert.
Deutliche Kursgewinne entfielen auf die zyklischen Richemont (+2,2%) und Swatch (+1,1%). Unterstützung für die beiden Luxusgütertitel kam auch von gut aufgenommenen Finanzergebnissen des französischen Konkurrenten LVMH. Auch Bankenwerte gehörten zu den Gewinnern: So legten die Titel des Vermögensverwalters Julius Bär (+2,1%) ebenso wie die Grossbankenwerte UBS (+2,1%) und CS (+1,7%) deutlich zu.
Deutlich aufwärts ging es auch mit den Givaudan-Aktien (+2,1%). Der Aromen- und Riechstoff-Hersteller, der als erster Bluechip-Konzern die Bilanzsaison in der Schweiz eröffnete, konnte in den ersten neun Monaten 2019 weiter zulegen und übertraf vor allem beim organischen Wachstum die Erwartungen der Analysten.
Den ganzen Handelstag zählten zudem LafargeHolcim (+2,0%) zu den stärksten Werten. Die Anleger reagieren erleichtert auf die Nachricht, dass der Zementkonzern nicht an einer Übernahme des Bauchemiebereichs des Chemieriesen BASF interessiert sein soll. Clariant (+2,1%) profitierten von einer Börsenpublikation, wonach der Hedgefonds Millenium ein grösseres Aktienpaket hält.
Die AMS-Titel (+1,0%) drehten erst gegen Abend ins Plus. Nach der offiziell gescheiterten Übernahme des Lichtkonzerns Osram führt der österreichisches Sensorenhersteller offenbar Gespräche über eine Zusammenarbeit mit Osram. Allerdings dürfte er auch weiterhin an einem Kauf interessiert sein: «Das deckelt den Kurs für längere Zeit nach oben ab», sagte ein Händler.
Unterdurchschnittlich entwickelten sich dagegen die als defensiv geltenden Aktien der Pharmakonzerne Novartis (+0,5%) und Roche (+0,4%). Novartis hatte am Morgen neue Daten zu einem Arthritis-Medikament vorgelegt. Die Titel des Nahrungsmittelriesen Nestlé gingen unverändert aus dem Handel.
Zu den wenigen Verlierern unter den Bluechips gehörten Sonova (-2,7%) und Temenos (-0,2%), die sich im bisherigen Jahresverlauf gut entwickelt haben. Die Analysten der britischen Barclays bekräftigten am Donnerstag in einer Studie zum europäischen IT-Sektor ihr «Underweight»-Rating für die Titel des Bankensoftwareherstellers Temenos.
Am breiten Markt konnten Sunrise (+3,7%) klar zulegen. Die Titel profitierten davon, dass sich offenbar mit ISS ein viel beachteter Stimmrechtsberater gegen die umstrittene Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC ausgesprochen hat. Der Deal werde von manchem Aktionär als zu teuer beurteilt. «Wenn diese Last vom Titel abfällt, dürfte er wieder in Richtung der alten Hochs über 90 Franken steigen», meinte ein Händler.
Noch deutlichere Gewinne entfielen auf die Titel des Backwarenkonzerns Aryzta (+7,2%), die allerdings in den vergangenen Tagen stark unter Druck gestanden waren. Im Handel wurde auf Titelkäufe aus dem Management und dem Verwaltungsrat des Unternehmens verwiesen.
Im Plus schlossen zudem Bossard (+2,4%). Der Schraubenspezialist legte für die ersten neun Monaten des Jahres Resultate vor, die besser ausgefallen waren als erwartet. (awp/mc/pg)