Zürich – Der Abwärtsdruck auf den Schweizer Aktienmarkt und die Verunsicherung der Anleger mit Blick auf die Entwicklung in der Eurozone hält weiter an. Der Leitindex SMI startete am Dienstag nach den deutlichen Verlusten des Vortages mit etwas festeren Notierungen in den Tag. Erst schien es so, als würde der Index sich erholen. Am Nachmittag wendete sich aber das Blatt und die Aussicht auf Neuwahlen in Griechenland führten vor allem Finanztitel und die meisten Zykliker in die Verlustzone. Gleichzeitig sind auch die europäischen Börsen unter Druck gekommen und der Euro rutschte zum Dollar unter die Marke von 1,28.
Die Unsicherheiten um Griechenland bleiben an den Aktienmärkten bestimmend und die europäischen Aktienmärkte reagierten mit Abschlägen auf die Nachricht, dass die Regierungsbildung in Athen gescheitert ist. Staatspräsident Karolos Papoulias hatte in Gesprächen mit Vertretern der wichtigsten Parteien vergeblich nach Lösungen gesucht und am Nachmittag kündigte ein Sprecher des Präsidenten Neuwahlen an. Die Anleger fürchteten sich davor, dass die Linksparteien weiter an Gewicht gewinnen, so ein Händler. So will etwa die linksradikale Partei Syriza die Sparbemühungen des pleitebedrohten Landes auf Eis legen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,18% auf 5’865,16 Punkte tiefer und lag aber mit rund 17 Punkten über dem Tagestiefstwert. Am späten Nachmittag sorgten gute US-Konjunkturdaten und leicht steigende Kurse an der Wall Street für Unterstützung. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor indessen 0,34% auf 883,98 und der breite SPI 0,30% auf 5’479,35 Zähler.
Die grössten Verluste mussten Julius Bär mit -6,1% nach der Publikation des Business Updates hinnehmen. Der Vermögensverwalter hat in den ersten vier Monaten mit dem Nettoneugeldzufluss die Erwartungen am Markt zwar übertroffen, bemängelt wurde im Handel aber die unter Druck stehenden Margen. Mehrere Analysten haben angekündigt, ihre Schätzungen zu reduzieren.
Die Grossbankentitel der Credit Suisse und der UBS sind mit der Botschaft aus Griechenland im Handelsverlauf wie auch der Gesamtmarkt in die Verlustzone gerutscht und gaben um 1,1% beziehungsweise 0,5% nach.
Bei den Versicherungen verloren Swiss Life trotz eigentlich ermutigenden Angaben zum BVG-Geschäft 3,0%. Der Lebensversicherungskonzern steigerte 2011 die Prämieneinnahmen und den Gewinn in der beruflichen Vorsorge. Ausserdem sei der Start ins neue Jahr geglückt, hiess es. Zurich Insurance verloren nach einer Kurszielreduktion 1,3%, Bâloise büssten 1,9% ein.
Grössere Verluste erlitten auch eine Reihe von Zyklikern. Allen voran gaben Clariant um 2,4% nach, bei Lonza waren es -1,9%, oder bei Nobel Biocare -1,6%. Lonza wurden im Rating zwar von Citigroup auf «Neutral» erhöht, Nobel Biocare wurden von Bernstein abgestuft.
Das defensive Index-Schwergewicht Nestlé (+0,2%) gab dem Gesamtmarkt etwas Halt. Roche verloren 0,1% und Novartis 0,3%.
Die grössten Gewinner im SMI/SLI waren Logitech (+1,1%) und Schindler (+0,8%). Swatch Group gewannen 0,5%. Die WEKO teilte mit, dass sie die vorsorglichen Massnahmen betreffend der Belieferung von mechanischen Uhrwerken und Uhrwerks-Komponenten durch die Swatch Group bis 2013 um ein Jahr verlängert. Analysten sehen darin allerdings keine Risiken für Swatch. Die Konkurrenzpapiere von Richemont gaben am Tag vor dem Zahlenvorlage für 2011/12 um 0,3% nach.
Am breiten Markt gelang Newron (+36,7%) ein Kurssprung. Das Unternehmen hat eine strategische Partnerschaft mit der italienischen Zambon für das Hauptprodukt Safinamide in Europa und den USA angekündigt. Die Analysten werteten dies als Durchbruch für Newron.
Cytos (+0,9%) waren ebenfalls gefragt nachdem das Unternehmen die Eigenkapitalerhöhung im Umfang von 23,75 Mio CHF abgeschlossen hat. Cytos beabsichtigt, die Mittel für die Entwicklung von Produktkandidaten einzusetzen. Meyer Burger gewannen 3,2%. Der Aktionär Generation Investment hat seine Beteiligungspositionen im Unternehmen von 3,4 auf 5,2% aufgestockt. (awp/mc/pg)