CH-Schluss: SMI schliesst erstmals über 10’000er-Marke
Zürich – Die freundliche Stimmung vom Wochenstart hat sich am Schweizer Aktienmarkt am Dienstag fortgesetzt. Vor allem die festen Schwergewichte hievten den SMI über die Marke von 10’000 Punkten. Erstmals gelang es dem Leitindex auch oberhalb dieser Marke zu schliessen – obwohl am Markt Unsicherheitsfaktoren für Diskussionsstoff sorgen.
So nahm US-Präsident Donald Trump nach dem Burgfrieden im Handelsstreit mit China nämlich wieder Europa ins Visier. Die US-Regierung drohte der Europäischen Union wegen verbotener Flugzeugsubventionen mit weiteren milliardenschweren Sonderzöllen. Für etliche europäische Exporte – von Lebensmitteln wie Oliven, Fleisch und Käse über Whisky bis hin zu Gusseisenrohren – könnten die Einfuhrschranken erhöht werden. Händler waren besorgt, dass die Handelsstreitigkeiten so immer grössere Kreise ziehen könnten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,51 Prozent auf 10’020,93 Punkten. Erstmals gelang es ihm somit die Marke von 10’000 Punkten bis zum Handelsschluss zu halten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,32 Prozent auf 1’537,09 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,50 Prozent auf 12’118,36 Stellen. Von den 30 wichtigsten Aktien gewannen 17 hinzu, 12 fielen und Partners Group blieben unverändert.
Gestützt wurde der Markt zum Beispiel von den defensiven Schwergewichten Nestlé (+1,4%) und Novartis (+0,5%). Roche (+0,1%) gewannen hingegen nur leicht dazu.
In einer aktuellen Studie hoben die Experten von Bryan Garnier die guten Perspektiven hervor, die sie für die beiden Pharmariesen ausmachen. Nach den Genussscheinen von Roche setzten die Experten nun auch die Novartis-Aktien auf ihre Favoritenliste für das dritte Quartal.
Aber auch bei den defensiven Versicherern griffen Anleger zu. «Dividendenrendite ist im Umfeld fallender Renditen wieder en vogue», kommentierte ein Börsianer. So waren die Anteilsscheine von Swiss Re (+1,7%), Swiss Life (+1,4%), Zurich (+1,2%) und auch Bâloise (+1,0%) im breiten Markt gefragt.
Mit Julius Bär (+1,3%) schaffte es noch ein weiterer Vertreter aus dem Finanzsektor auf die Einkaufslisten der Investoren. UBS (+0,3%) gingen ebenfalls mit einem kleinen Plus aus dem Handel.
Dagegen fielen die Titel der Grossbank CS (-0,6%) zurück. Die CS hat seit dem gestrigen Montag mit Philipp Wehle einen Chef für die internationale Vermögensverwaltung. Er folgt auf Iqbal Khan. Gerüchten zufolge buhlen andere Banken um die Dienste Khans. Ende März wurde er am Markt als möglicher Anwärter auf den Chefposten bei Julius Bär genannt. Doch habe Khan sich noch nicht entschieden, wo es ihn künftig hinzieht, berichtete die Agentur Reuters am Dienstag unter Berufung auf Insider.
Noch deutlicher als die CS fielen die Aktien von Logitech (-3,4%) zurück, die am Vortag noch als Gewinner der Annäherung zwischen den USA und China gefeiert worden waren. Weitere Zykliker wie Clariant, LafargeHolcim und auch Swatch fielen mit Abgaben zwischen 0,2 und 0,8 Prozent ebenfalls zurück. Bei Clariant wurde auf eine allgemeine Schwäche im Chemiesektor verwiesen.
Für die Abgaben bei Kühne+Nagel (-0,3%) machten Marktteilnehmer Analystenkommentare verantwortlich. Beim Logistiker hatten die Experten der Royal Bank of Canada im Vorfeld der Quartalszahlen ihre Schätzungen für das zweite Jahresviertel gesenkt. ABB (+0,1%) schlossen derweil kaum verändert, obwohl sich die Analysten von JPMorgan skeptisch zeigten, was die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal betrifft.
Im breiten Markt verloren Cembra gegen den Trend um 0,3 Prozent. Die auf Konsumkredite spezialisierte Bank hat sich für die am Vortag angekündigte Übernahme von Cashgate frisches Geld beschafft.
Leonteq (-0,6%) machten gemäss Händlern Ergebnisängste zu schaffen. Dafür legten die Titel von Orascom 1,8 Prozent zu. Hintergrund war eine Entscheidung in Deutschland, die Reisebeschränkungen für Flüge auf den internationalen Flughafen Taba in Ägypten aufzuheben. (awp/mc/ps)