CH-Schluss: Verluste – Spanien und Italien belasten
Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat den Montagshandel mit Verlusten nahe dem Tagestief beendet. Nachdem am Morgen noch ein leichter Aufwärtstrend spürbar war, rückten im Tagesverlauf die politischen Entwicklungen in Spanien und Italien in den Fokus. In Spanien steht Ministerpräsident Mariano Rajoy wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck. In Italien wächst die Angst vor instabilen Verhältnissen nach der Wahl Ende Februar, sagten Händler. Auslöser waren Umfragen, nach denen die Partei von Silvio Berlusconi Boden gutmachen konnte. Das liess die Renditen für die Staatsanleihen dieser Länder wieder steigen und sorgte auch an den europäischen Handelsplätzen für merkliche Einbussen.
Vor diesem Hintergrund verpufften positive Signale vom Sentix-Konjunkturindikator im Euroraum und in Deutschland. Auch die US-Daten zu den Auftragseingängen der Industrie fielen schwächer aus als erwartet und sorgten für weiteren Abwärtsdruck. Hierzulande hatte sich der am Morgen veröffentlichte KOF-Beschäftigungsindikator zwar etwas verbessert, liegt aber weiterhin im Minus. Bei den Einzelwerten standen die starken Gewinnzahlen von Swatch und die verhalten aufgenommenen Julius-Bär-Zahlen heraus.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,78% tiefer auf 7’362,72 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) fiel um ebenfalls 0,78% auf 1’123,73 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,72% auf 6’775,12 Stellen. Unter den 30 SMI/SLI-Titel gab es 23 Kursverlierer und 6 Gewinner, ein Titel ist unverändert.
Deutliche Einbussen verzeichneten die Aktien der Julius-Bär-Gruppe (-3,1%). Die Zahlen erreichten beim Betriebsertrag und den verwalteten Vermögen zwar die Erwartungen und übertrafen sie auf Gewinnebene sogar. Kritisch wurden jedoch positive Sonderfaktoren auf der Kostenseite sowie die Margenentwicklung bewertet, sagten Händler. Dies hätte die Aktie belastet. Bei der Integration des von der Bank of America übernommenen IWM-Geschäftes sieht sich das Management «gut» auf Kurs. Credit Suisse (-4,5%) war vor der am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Bilanz schwächster Wert. Die UBS-Titel drehten im Verlauf ins Minus und beendeten den Handelstag vor den Bilanzzahlen mit -1,6%.
Grössere Kursverluste erlitten zudem noch Adecco und ABB (je -2,6%). Die Unsicherheiten aus der Eurozone belastete auch die Assekuranz-Werte Swiss Life (-1,9%), Zurich (-1,6%), Bâloise (-1,5%) und in geringerem Masse Swiss Re (-0,7%).
Unter den Index-Schwergewichten drehten Roche GS (-0,7%, 200,80 CHF) nach Gewinnen im frühen Handel ins Minus. Die Deutsche Bank hat ihre «Buy»-Empfehlung für den Pharma-Riesen bestätigt und das Kursziel auf 215 CHF angehoben. Auch Nestlé schliessen mit -0,9% deutlicher im Minus. Novartis (+0,6%) boten dem SMI hingegen eine leichte Stütze.
Als unangefochten grösste Gewinner standen die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (+5,0%) im Fokus. Der Bieler Konzern hat bei Betriebs- und Reingewinn die Konsenserwartungen deutlich übertroffen und hebt die Dividende stark an. Das Management des Uhrenkonzerns gibt sich zudem zuversichtlich für die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr. Analysten und Anleger zeigten sich erfreut: «Beeindruckend – Marge übertrifft klar die Erwartungen», kommentierte beispielsweise die Bank Vontobel. Die Titel des Mitbewerbers Richemont (-1,7%) drehten im Handelsverlauf nach anfänglichen Avancen deutlich ins Minus.
Weitere Gewinner waren Schindler, SGS (je +1,1%) und die Ölservice-Werte Transocean (+0,3%). Lonza (+0,6%) konnte ebenfalls ein Plus aufweisen. Der Life-Science-Konzern gibt sich eine neue Bereichs- und Managementstruktur und verkleinert dabei auch die Geschäftsleitung .
Im breiten Markt verloren die Aktien des Solarzulieferers Meyer Burger 6,5%, nachdem eine Kapitalerhöhung als möglich erscheint. CEO Peter Pauli hatte in einem Presse-Interview von zwei weiteren schwierigen Jahren gesprochen und einen solchen Schritt nicht mehr explizit ausgeschlossen. Weiter wurden die Aktien der Banque Profil de Gestion (+15,4%), Energiedienst (-0,3%) und des Warenhaus-Konzerns Loeb (-1,2%) von Ergebniszahlen bewegt. Swisslog (-0,9%) meldete einen Grossauftrag für ein Lager- und Verteilzentrum.
Das Pharma-Unternehmen Newron (unv.) erhält von einer gemeinnützigen Stiftung einen Zuschuss von bis zu 2,5 Mio EUR für Forschung und Entwicklung eines Produktkandidaten zur Therapie von Amyotropher Lateralsklerose. Und Cytos (+10,1%) meldete den Beginn von Phase-I-Tests für einen Impfstoff durch Lizenznehmer Pfizer. Bei Cosmo (+1,7% auf 48,30 CHF) bestätigte Jefferies die «Buy»-Einstufung und hob das Kursziel massiv auf 65 CHF an. (awp/mc/upd/ps)