Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den letzten Tag des Monats Juli mit leichten Gewinnen abgeschlossen. Der Leitindex SMI startete verhalten, ging dann aber schnell über die Marke von 9’400 Punkten nach oben. Am Nachmittag sorgten noch schwächer als erwartete US-Zahlen für einen Durchhänger, der zum Handelsende aber wieder wett gemacht werden konnte. Der Schlusskurs war zugleich das Tageshöchst. Auch die SMI-Wochen- (+1,1%) und Monatsbilanz (+7,4%) fallen positiv aus. Zum Wochenbeginn hatten noch Marktturbulenzen in China zu Verlusten geführt, die ab Mittwoch mehr als wettgemacht werden konnten.
Die Anleger weltweit verarbeiten weiterhin die bis dato gemischt verlaufende Berichtssaison der Unternehmen. Zudem wird weiter gerätselt, wann die US-Notenbank Fed zum ersten Mal nach der Finanzkrise den Leitzins erhöhen wird. Auf der Konjunkturseite erwiesen sich am Freiag positive Einzelhandelsdaten aus Deutschland als Stütze für die europäischen Märkte. In den Euroländern blieb der Arbeitsmarkt mit einer Quote von 11,1% weiter schwach und die Teuerung aufgrund der billigen Energie niedrig. In den USA zeigten die Arbeitskosten einen schwächeren Anstieg als erwartet. Der Chicago Einkaufsmanagerindex und das Konsumentenvertrauen der Uni Michigan wurden dann wieder positiver aufgenommen.
Der Swiss Market Index (SMI) ging 0,32% höher bei 9’428,17 Punkten (Tageshoch) aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,38% auf 1’407,89 und der der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,35% auf 9’559,21 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 24 im Plus und nur sechs im Minus.
Grösste Gewinner waren Geberit (+1,8%), gefolgt von Clariant (+1,7% auf 19,28 CHF). Nach der Zahlenvorlage am Vortag erhöhte JPMorgan das Kursziel auf 20,00 von zuvor 18,50 CHF. Gleichzeitig wird an der Einstufung Overweight festgehalten. So verfüge der Chemiekonzern über überdurchschnittliche Wachstumsaussichten im Sektor, und auch den Entscheid, Plastics & Coatings auszugliedern, erachtet der Analyst als positiv.
Klare Gewinne verzeichneten ausserdem Swatch (+1,5%), Aryzta (+1,4%), Galenica und Richemont (je +1,3%).
Etwas Stütze gab es für den SMI auch von den schwergewichtigen Novartis (+0,4%). Der Pharmakonzern steht möglicherweise vor einem Deal mit Technologien für elektronische Kontaktlinsen. Die Augensparte Alcon führe ab Montag Gespräche mit EP Global Communications (EPGL), teilte das US-Unternehmen selbst mit. Demzufolge attestiert Novartis-CEO Joe Jimenez dem Markt für elektronische Kontaktlinsen ein Potenzial von «mehreren 10 Mrd USD».
Nestlé (+0,4%) standen zeitweise unter dem Eindruck von L’Oréal: Das französische Unternehmen hatte am Donnerstag nachbörslich Quartalszahlen leicht unter den Erwartungen präsentiert – unter anderem wegen des sehr schwierigen Markts Brasilien. Nestlé ist mit 23% an L’Oréal beteiligt.
Nur geringe Aufschläge wiesen Roche (+0,1%) auf. Für das Pharmaunternehmen hat die europäische Kommission für das Brustkrebs-Medikament Perjeta die Zulassung «zur präoperativen Anwendung bei aggressivem Brustkrebs bereits in frühem Stadium» erteilt. Perjeta gehörte für den Konzern im ersten Halbjahr 2015 zu den zehn meistverkauften Medikamenten.
Credit Suisse (-0,2%) drehten zum Handelsschluss ins Minus. Die Grossbank hat für das zweite Quartal 2015 Rückstellungen für Rechtsfälle in der Höhe von netto 124 Mio CHF verbucht. Das Management selbst empfindet dies im Branchenvergleich als gering. Auch Julius Bär (-0,2%) schwächelten im späten Handel während UBS (+0,1%) gehalten aus dem Handel gingen.
Grösste Verlierer unter den SMI/SLI-Titeln waren Transocean (-2,7%), die wieder einmal vom niedrigen Ölpreis belastet wurden. Auch Swiss Life (-0,5%) und Swiss Re (-0,3%) schlossen in Minus. Letztere verloren damit nach der Zahlenvorlage und einem Minus von 1,4% am Vortag erneut an Boden.
Am breiten Markt legten Meyer Burger (+7,4%) deutlich zu. Am Markt gab es Spekulationen, Apple könnte für seine Geräte in Zukunft nun doch auf Saphirglas setzen und Meyer Burger in der Folge mit Aufträgen für Spezialsägen rechnen. Ein Analyst verweist auf einen entsprechenden Patentantrag von Apple als Indiz.
Auch USI Group (+3,5%) legten nach Halbjahreszahlen überdurchschnittlich stark zu, sowie auch Zehnder (Aktie +3,6%). Die Graubündner KB (PS -0,9%) schlossen negativ nach tieferem operativen Gewinn, aber erhöhten Gewinnausblick für das Gesamtjahr. Die ZKB erhöhte in der Folge auf «Marktgewichten».
Santhera (-0,8%) wurden dagegen von einer Kapitalmassnahme belastet. Zeitweise betrug das Minus 6,4%. Bis zu 300’000 Namenaktien werden aus dem neu geschaffenen Eigenbestand verkauften, um den Markteintritt von Raxone zu finanzieren. (awp/mc/pg)