CH-Schluss: SMI landet nach bewegtem Verlauf im Minus
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag im roten Bereich geschlossen. Quartals- und Halbjahresergebnisse sowie die Beschlüsse der Europäischen Zentralbank EZB hatten den Leitindex SMI im Tagesverlauf auf eine Achterbahnfahrt geschickt. Von zwischenzeitlich über 10’000 Punkten sackte der SMI schliesslich am Abend wieder unter 9’900 Punkte.
Für gute Stimmung hatten am Nachmittag zunächst noch die von der EZB in Aussicht gestellten Massnahmen gesorgt. Die EZB veränderte ihre Leitzinsen nicht. EZB-Chef Mario Draghi bekräftigte aber erneut seine Absichten zu einer Lockerung der Geldpolitik angesichts der Unsicherheiten durch Handelskonflikte. Trotz hoher Konjunkturrisiken sei die Gefahr einer Rezession für die Eurozone allerdings «relativ niedrig», sagte Draghi. Allerdings verpuffte die Freude schnell und wich der Ernüchterung. Anleger hatten zum Teil bereits am Donnerstag mit einer Zinssenkung gerechnet, oder zumindest mit noch klareren Signalen für einen Zinsschritt im September.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,31 Prozent tiefer auf 9’877,03 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,40 Prozent auf 1’520,37 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,25 Prozent auf 11’985,79 Zähler. Unter den 30 wichtigsten Aktien hielten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage – 14 schlossen höher, einer unverändert und 15 tiefer.
Die rote Laterne hielt Clariant mit einem Minus von 9,6 Prozent. Der Spezialchemiekonzern hat die Pläne zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem saudischen Ankeraktionär Sabic auf Eis gelegt. Zusammen mit dem abrupten Abgang der Konzernchefs wirft dies viele Fragen auf. Dazu kommen Zweitquartalszahlen, die von Analysten als «Katastrophe» aufgefasst wurden. Denn Rückstellungen für ein vermutetes Kartell reissen ein grosses Loch in die Kasse.
Auf kein gutes Börsenecho stiessen auch die Sika-Titel (-2,7%). Zwar konnte der Bauchemiekonzern im ersten Semester mit neuen Rekordzahlen aufwarten. Anleger nutzten dies allerdings für Gewinnmitnahmen, hatte die Aktie doch bereits in den letzten Monaten einen guten Lauf.
Bei ABB (-2,1%) dürfte der vorsichtigere Ausblick die Investoren verschreckt haben. Denn mit dem Zahlenset hat der Industriekonzern die Analystenschätzungen erfüllt bis leicht übertroffen.
Als einziger der Blue Chips, die am Donnerstag Zahlen bekannt geben haben, konnte Roche ein leichtes Plus verbuchen. Allerdings schmolzen die zwischenzeitlich hohen Gewinne im Handelsverlauf wieder etwas zusammen, so dass die Genussscheine noch um 0,2 Prozent im Plus schlossen. Der Pharmakonzern hat im Halbjahr dank boomender neuer Medikamente die Erwartungen erneut übertroffen und den Ausblick auf das Gesamtjahr bereits zum zweiten Mal angehoben.
Rivale Novartis (-0,2%) drehte dagegen zum Schluss ins Minus. Auch das dritte Schwergewicht Nestlé (-0,5%) schloss vor seiner Zahlenvorlage am Freitag schwächer.
Bei den Bankaktien schmolzen die zwischenzeitlich nach den EZB-Beschlüssen errungenen Gewinne ebenfalls wieder zusammen. Am stärksten verlor die UBS (-1,6%), aber auch CS (-1,0%) und Julius Bär (-0,9%) mussten deutliche Abgaben verkraften.
Auf der anderen Seite glänzten die Techtitel AMS (+3,3%) und Temenos (+0,6%) als Gewinner des Tages, ebenso wie Lonza (+1%).
Am breiten Markt standen Leonteq (-8,6%), Vontobel (-5,8%) und Autoneum (-2,0%) nach Zahlen tiefer. Leonteq schrieb im ersten Halbjahr deutlich weniger Umsatz und Ertrag, und der Anbieter von strukturierten Produkten spricht von einer schwierigen Marktlage. Vontobel hatte eigentlich die Erwartungen am Markt übertroffen: Die Zürcher Privatbank hat ein knapp gehaltenes Jahresergebnis sowie anhaltende Neugeldzuflüsse vermeldet.
Auf der anderen Seite konnte der IT-Grosshändler Also (+4,1%) mit seinen Resultaten punkten: Also hat weitere Marktanteile ergattert und Fortschritte bei seinen Kosteneinsparungen erzielt. Auch bei Inficon (+2,6%) wurden die Zahlen gut aufgenommen. (awp/mc/ps)