CH-Schluss: Hexensabbat sorgt für Schlussfurioso nach starker Woche
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag nach verhaltenem Start erneut kräftig zugelegt. Es war das siebte Tagesplus der vergangenen acht Handelstage, und allein in der zu Ende gegangenen Woche hat der Leitindex SMI 6 Prozent zugelegt. Am sogenannten «Hexensabbat», dem dreifachen Verfallstermin, sah es bis am frühen Nachmittag mit mehrheitlich leicht negativen Notierungen noch nicht nach einem derartigen Schlussspurt aus. Am Nachmittag zogen aber vor allem die beiden schwergewichtigen Titel Roche und Nestlé den Gesamtmarkt nach oben.
Mit dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und der eingeleiteten Zinswende durch die UB-Notenbank in dieser Woche hätten wohl nicht viele Beobachter mit einer derart starken Entwicklung über die gesamte Woche gerechnet, hiess es in Marktkreisen. Und der Chefanlagestratege von DWS meinte dazu: «Wir wünschten, der Markt läge geopolitisch richtig.» Der jüngste Kursverlauf reflektiere doch viel Optimismus, angesichts eines russischen Präsidenten, dessen Reaktionsmuster so gut wie nicht vorhersehbar seien. Die Ökonomen der Credit Suisse hingegen sind der Meinung, dass die Weltmärkte nach den «Jo-Jo-Bewegungen» der letzten Wochen vieles schon vorweg genommen hätten. Das Anlagekomitee der Bank hat deshalb die taktische Gewichtung der Aktien zum ersten Mal in diesem Jahr wieder auf «Übergewichten» erhöht.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,02 Prozent fester bei 12’184,99 Punkten. Zum letzten Mal über 12’100 Punkten geschlossen hatte der SMI Mitte Februar. Im Wochenvergleich ergab sich damit ein stolzes Plus von 6,0 Prozent. Er notiert damit auch wieder klar über dem Stand vor Ausbruch des Krieges.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann am Freitag 0,98 Prozent auf 1929,98 Punkte und der breite SPI 1,12 Prozent auf 15’542,02 Punkte. Im SLI kamen auf 26 Gewinner 4 Verlierer.
Dass der SMI letztlich deutlich besser ins Wochenende ging als andere europäische Indizes, war insbesondere den beiden Schwergewichten Roche und Nestlé zu verdanken, welche um 1,9 bzw. um 1,8 Prozent anzogen. Sie waren damit zusammen für rund drei Viertel des Anstiegs des SMI verantwortlich.
Die Gewinne der beiden Titel kamen nach verhaltenem Start erst am Nachmittag zu Stande. In Marktkreisen wurden die Kursausschläge von Roche und Nestlé als «wohl verfallsbedingt» bezeichnet. An der risikoreichen Gesamtausgangslage für die Aktienmärkte habe sich grundsätzlich nichts verändert. Novartis (+0,2%) veränderte sich im Vergleich dazu marginal.
Noch deutlicher fielen bei den Blue Chips die Avancen von Temenos (+5,2%), Sonova (+3,2%) und Straumann (+2,2%) aus. Letztere legten unter anderem zu, nachdem Jefferies die Bewertung mit dem Votum «Buy» und einem Kursziel von 1820 Franken wieder aufgenommen hat. Im Spitzenquartett fanden sich ausserdem Kühne+Nagel (+2,3%).
Richemont (+2,0%) und Swatch (+2,1%) knüpften wie andere Aktien an die starke Performance der Vortage an. Am Donnerstag waren sie noch von starken Uhreexportdaten gestützt worden.
Auch die Grossbanken drehten im Tagesverlauf ins Plus, so schlossen CS letztlich 1,5 Prozent höher und UBS 0,9 Prozent.
Weniger gesucht waren Vifor Pharma (-1,4%) als grösster Tagesverlierer unter den Blue Chips. Dahinter folgten Swisscom (-1,0%) sowie ABB (-0,3) mit bereits klar moderateren Abgaben.
Im breiten Markt brachen Bachem nach Zahlen um 9,2 Prozent ein. Der Pharmazulieferer hat die Markterwartungen in Sachen Profitabilität und Umsatzwachstum für 2021 verfehlt und einen wenig konkreten Ausblick für 2022 geliefert.
Ähnlich schlecht erging es Interroll (-9,3%). Der Anbieter von Logistiktechnik hat zwar deutlich mehr Gewinn erzielt, die Margen wurden aber kräftiger von Lieferproblemen und Rohstoffpreisen belastet als erwartet.
Für Aktien des Flughafens Zürich wurden dagegen zum Schluss 4,8 Prozent mehr bezahlt als am Vortag. Laut Händlern empfiehlt HSBC die Papiere wieder zum Kauf. (awp/mc/pg)