Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch ein nach wie vor von politischen Sorgen geprägtes Geschäft etwas fester abgeschlossen. Der Leitindex SMI fiel zwar zu Beginn der zweiten Tageshälfte noch klar unter die Marke von 9’600 Punkten zurück, rettete sich allerdings bis Börsenschluss ins Plus. Während der chinesisch-amerikanische Handelsstreit zu eskalieren droht, hoffen die Börsianer, dass die Notenbanken die Märkte mit ihrer ultralockeren Geldpolitik weiterhin stimulieren werden. Am Abend wird das Protokoll zur jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed veröffentlicht.
Die Investoren blicken aber zumeist gebannt nach Washington und Peking. Aussagen von US-Präsident Trump und der chinesischen Führung werden auf die Goldwaage gelegt und daraufhin geprüft, ob sie der Börse eher schaden oder allenfalls doch helfen. Zuletzt gingen Befürchtungen um, die USA könnten nebst dem Telekomkonzern Huawei weitere chinesische Firmen wie etwa die auf Videoüberwachung spezialisierte Hikvision auf ihre «schwarze Liste» setzen und damit weiteres Öl ins Feuer giessen. Auch die anstehende Wahl des Europaparlaments oder die britische Regierungskrise um den Brexit mahnen die Marktteilnehmer eher zur Vorsicht.
Bis Handelsende gewann der Swiss Market Index (SMI) 0,22 Prozent auf 9’645,04 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) rückte um 0,21 Prozent auf 1’491,91 vor und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,33 Prozent auf 11’676,36 Zähler. Bei den 30 Top-Werten kamen am Ende auf 16 Gewinner 13 Verlierer und mit Sika ein Titel, der ohne Veränderung aus dem Handel ging.
Mitgetragen wurde der Anstieg im SMI von den Schwergewichten. Sowohl die Genussscheine des Pharmakonzerns Roche (+0,1%) als auch die Papiere des Konkurrenten Novartis (+0,7%) und jene des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (+0,6%) beendeten den Tag im Plus. Novartis führt derzeit in den USA eine zweitägige Investorenveranstaltung durch.
Von Zahlen hatte der Hörgerätehersteller Sonova bereits am Vortag stark profitiert und mithilfe positiver Analystenberichte kletterte der Kurs weiter in die Höhe auf neue Rekordniveaus. Am Ende gingen die Papiere bei 226,40 Franken mit einem Plus von 3,4 Prozent aus dem Handel. Sonova dürfte weiter wachsen und die Margen verbessern, meinten Analysten.
Auch die Titel der Bankensoftwarefirma Temenos (+1,9%) erfreuen sich diese Woche einer sehr guten Nachfrage. Am Dienstag hatte das Management zuversichtliche Ziele gesetzt und die Anleger damit überzeugt. Mehrere Banken hoben daraufhin ihr Kursziel für die Papiere an.
Nach oben ging es zur Wochenmitte auch mit den Aktien des Vermögensverwalters Partners Group (+1,4%), der zu guten Zinskonditionen einen Anleihe am Markt emittieren konnten. Für andere Finanztitel wie jene der Grossbanken UBS (-0,8%) und Credit Suisse (-0,9%) oder von Julius Bär (-1,4%) war die Aussicht auf anhaltend tiefe Zinsen eher eine Last. Der Vermögensverwalter berichtet am kommenden Freitag über den Geschäftsverlauf.
Alcon verloren nach einem zuletzt guten Lauf 0,5 Prozent, während AMS (-2,3%) darunter litten, dass international wichtige Technologieunternehmen in den Handelsstreit mithineingezogen werden.
Am breiten Markt kletterten Lem um 4,2 Prozent in die Höhe. Der Komponentenhersteller aus Genf hatte die Erwartungen der Analysten mit den Zahlen zum Geschäftsjahr 2018/19 übertroffen. Insbesondere im letzten Jahresviertel sei Lem dynamischer als erwartet unterwegs gewesen, hiess es.
Die Papiere des Immobilienkonzerns Züblin zogen nach Zahlen um 0,8 Prozent an. Züblin suche nun nach Wegen, um zu wachsen. Diskutiert würden Immobilienkäufe, aber auch der Verkauf an ein anderes Unternehmen oder die Fusion mit einer grösseren Firma, wie an der Bilanzmedienkonferenz bekannt wurde. Nicht zur Debatte steht aber ein Going Private. (awp/mc/pg)