Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag mit moderaten Verlusten beendet. Bis am Nachmittag hatte sich der SMI als wichtigstes Schweizer Aktienbarometer mehr oder weniger auf dem Stand vom Vorabend gehalten, nach Eröffnung der US-Börsen ging es dann aber noch etwas hinunter. Allzu viel hinein interpretieren wollten Börsianer in diese Bewegung allerdings nicht. Nach den starken Avancen in den letzten Wochen seien ein paar Gewinnmitnahmen nicht allzu überraschend, hiess es.
Insgesamt sei das Geschäft in einigermassen ruhigen Bahnen verlaufen. Anleger seien weiterhin zwischen Hoffen und Bangen hin und her gerissen. Zum einen sorgten die weiter steigenden Corona-Infektionszahlen und die Spannungen zwischen den USA und China für eine gewisse Verunsicherung, zum anderen stützten das kürzlich beschlossene Corona-Hilfspaket der Eurozone und die meisten veröffentlichten Konjunkturzahlen den Markt nach unten ab. «Auch die Quartalszahlen der Unternehmen fallen zumeist nicht so dramatisch schlecht aus wie befürchtet», sagte ein Händler.
Der Leitindex SMI verlor zum Handelsschluss 0,53 Prozent auf 10’383,38 Punkte, dies bei einem Tageshoch von 10’477 und einem Tief von 10’368 Zählern. Der Swiss Leader Index (SLI), in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,38 Prozent auf 1577,86 und der breite SPI 0,35 Prozent auf 12’870,97 Zähler ein. Von den 30 Blue Chips schlossen je die Hälfte im Plus und im Minus.
Klar grösster Verlierer bei den Blue Chips waren Swiss Re (-3,6%). Der Rückversicherer hat im ersten Halbjahr wegen Schäden durch die Corona-Pandemie einen Verlust von 1,1 Milliarden Dollar eingefahren, ohne diese hätte unter dem Strich ein Plus von 0,9 Milliarden Dollar resultiert. Die Corona-Pandemie habe nun auch die Rückversicherer mit voller Wucht getroffen, sagte ein Händler dazu.
Unter Druck waren auch aber Roche GS (-3,1%). Die Nachfrage nach den Roche-Medikamenten hat im zweiten Quartal stärker unter Corona gelitten als von den Experten in ihren Prognosen angenommen. Umsatz und Betriebsgewinn waren entsprechend schwächer als erwartet. Vor allem der Mai mit einem Umsatzrückgang von 15 Prozent war sehr schwach. Auch der negative Einfluss von Biosimilars auf die etablierten Krebsmedikamente sei stärker ausgefallen als erwartet, hiess es. Auch die Aktien des Konkurrenten Novartis (-0,9%) gerieten nochmals unter Druck – den dritten Tag in Folge nach den schwachen Zahlen vom Dienstag – und schlossen unter 80 Franken.
Die Papiere der Banken Julius Bär (-2,8%), UBS (-2,6%) und Credit Suisse (-2,0%) standen ebenfalls auf den Verkaufslisten. Viele Finanztitel hätten zuletzt einen recht guten Lauf gehabt und seien deshalb reif gewesen für Gewinnmitnahmen, hiess es dazu am Markt.
Die grössten Gewinne zeigten zum Schluss die Papiere von AMS (+2,6%). Die meiste Zeit in Front waren allerdings Sika (+2,2%), gegen Schluss fielen sie allerdings etwas zurück. Der Bauchemiekonzern hat sich der Corona-Krise zwar nicht ganz entziehen können und weniger Gewinn und Umsatz gemacht. Dennoch hat das Unternehmen besser als erwartet abgeschnitten. Händler strichen positiv hervor, dass sich laut Firmenabgaben ab Juni die Geschäfte wieder normalisiert haben.
Als Stütze des Marktes erwiesen sich einmal mehr die Aktien von Nestlé (+1,7% auf 111,28 Franken). Damit rückt das Allzeithoch aus dem Vorjahr bei 113,20 Franken immer näher. Für gute Stimmung sorgten hier laut Händlern überraschend gute Halbjahreszahlen des Konsumgüterherstellers Unilever. Auch Schindler PS (+1,8%) waren am Vortag der Zahlenpublikation vom Freitag gesucht.
Im breiten Markt standen die Papiere von Leonteq (-15%) massiv unter Druck. Das Derivathaus hat im ersten Halbjahr erheblich unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie gelitten. Unter dem Strich verblieb nur noch ein kleiner Gewinn, der zudem unter den Erwartungen lag. Die Leonteq-Aktien waren im laufenden Jahr (ohne den Berichtstag) um mehr als 40 Prozent gestiegen. Gute Gewinne gab es dafür nach Zahlen für die Aktien von Cembra (+5,6%) und Hochdorf (+4,4%). (awp/mc/ps)