Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte tiefer geschlossen und dabei seine Abgaben zum Handelsende hin ausgeweitet. Zum Taucher am Nachmittag verwiesen Händler auf die mit Enttäuschung aufgenommenen Aussagen des EU-Währungskommissars Olli Rehn. Dieser hatte am Nachmittag in Brüssel zwar gesagt, dass Spanien Fortschritte mit seinen Finanzen mache. Doch die erhofften Neuigkeiten im Hinblick auf einen Hilfsantrag seien nicht gekommen.
Auch der Streit unter den internationalen Geldgebern um die Schuldentragfähigkeit Griechenlands hielt am Mittwoch an und die drohende Fiskalklippe in den USA vermochte die Kauflaune der Börsianer auch nicht gerade anzuheben. Die publizierten Konjunkturdaten aus den USA hatten in der Summe keinen grossen Einfluss auf das Geschehen, nach Handelsschluss steht noch das Sitzungsprotokoll des Fed-Offenmarktausschusses an.
Das Blue Chips Barometer SMI büsste am Mittwoch 0,68% auf 6’676,96 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) ging derweil um 0,83% auf 1’006,84 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,66% auf 6’136,15 Zähler zurück.
Bei den grössten Verlierern fanden sich wegen der anhaltenden Ungewissheit rund um die Eurozone und den US-Haushalt die Bankaktien wieder. So sanken Julius Bär um 2,6%, Credit Suisse um 2,3% und UBS um 1,8%. Julius Bär hatte über die Entwicklung der verwalteten Vermögen berichtet; die Zahl lag nach zehn Monaten leicht über den Erwartungen. Die Bruttomarge und das Kosten-Ertrags-Verhältnis blieben aber unverändert unter Druck, was zu Abgaben führte.
Weit hinten finden sich auch verschiedene zyklische Aktien wie Transocean (-1,8%), Swatch (-1,3%), Adecco (-1,5%) und ABB (-1,0%). Clariant hielten sich mit minus 0,4% etwas besser. Hariolf Kottmann, der Chef des Chemiekonzerns, hatte in einem Zeitungsinterview wissen lassen, dass nun auch das Geschäft mit Lederchemikalien verkauft werden soll. Damit stehen nun fünf Geschäftseinheiten im Schaufenster.
In Sonova (Aktie: -0,9%) wurden Gewinne mitgenommen. Die Papiere des Hörgeräte-Herstellers hatten am Vortag von Deckungskäufen nach guten Halbjahreszahlen profitiert und waren mit einem Plus von 8,5% absoluter Spitzenreiter. Nun gab es diverse Kurszielerhöhungen durch Analysten.
Die kleine Schar der Gewinner wurde von Sika (+0,2%) und den beiden grossen Versicherern Swiss Re (+0,2%) und Zurich Insurance (+0,1%) angeführt. Letztere wird am (morgigen) Donnerstag über das dritte Quartal Auskunft geben. Auch Bâloise hielten sich mit +0,1% gut.
Unverändert schlossen die Papiere der Immobiliengesellschaft SPS nach Zahlen. Der Reingewinn sei etwas besser als erwartet ausgefallen, die Top-Line dagegen etwas bescheiden, hiess es dazu bei Analysten.
Ausserdem verkauft der Agrochemiekonzern Syngenta (-0,8%) sein Grosshandelsgeschäft für Blumensamen und -setzlinge in den USA an Griffin Greenhouse. Der Verkauf wirkte sich aufgrund der bescheidenen Grösse aber kaum auf die Kurse aus. Die damit verbundene Fokussierung auf das Kerngeschäft werde aber sicher gerne gesehen, hiess es im Handel.
Die grossen defensiven Titel schnitten für einmal uneinheitlich ab. Während Nestlé 0,3% und Novartis 0,8% nachgaben, stützten die Roche-Genussscheine einem nur moderaten Abschlag von 0,2% den hiesigen Aktienindex. In Roche wurden am Markt Gerüchte kolportiert, der Pharmakonzern nehme einen neuen Anlauf, das US-Gentechnik-Unternehmen Illumina zu kaufen. Die Basler waren im Frühjahr mit einer Offerte an den Preisvorstellungen der Amerikaner gescheitert.
Im breiten Markt waren Unternehmensnews ebenfalls eher spärlich gesät. Der Industriekonzern Comet (-2,8%) hat sich anlässlich eines Investorentages neue Mittelfristziele bis 2015 gesetzt, aber gleichzeitig den Ausblick für 2012 gesenkt.
Weiter im Abwärtsgang waren Schmolz+Bickenbach (-3,8%), dies wegen Spekulationen um eine bevorstehende Kapitalerhöhung. Und Meyer Burger (-6,9%) setzten die Abgaben des Vortages fort. Auch hier wurde Marktteilnehmern zufolge das Schreckgespenst einer Kapitalerhöhung herumgereicht. (awp/mc/upd/ps)