Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit tieferen Kursen aus der Sitzung gegangen. Die Arbeitsmarktdaten aus den USA haben im ersten Moment keine grossen Kursreaktionen ausgelöst, in einer späteren Phase setzten dann aber Gewinnmitnahmen ein. Die US-Wirtschaft hatte im August mit einem schwachen Arbeitsplatzaufbau die Erwartungen verfehlt. Besonders enttäuschte die stagnierende Entwicklung im Freizeitbereich und im Gastgewerbe. Die Arbeitslosenquote fiel unterdessen auf den tiefsten Stand seit der Anfangsphase der Corona-Krise und die Löhne stiegen im August deutlich stärker als erwartet.
Der Jobaufbau komme nach der Corona-Delle zwar voran – aber im Schneckentempo, hiess es etwa in einem Kommentar der VP Bank. Dabei spiele offenbar auch die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus eine Rolle. Aber auch der Materialmangel laste auf der Produktion und reduziere den Bedarf an Arbeitskräften. Doch dies sei nur die eine Seite des Arbeitsmarktes. Auf der anderen Seite blicke eine Vielzahl von Unternehmen auf eine rekordhohe Zahl offener Stellen. Die Börsianer hätten sich insgesamt schwer getan, aus dem Arbeitsmarktbericht eindeutige neue Erkenntnisse hinsichtlich des Zeitplanes der US-Notenbank zum Abbau der Konjunkturhilfen abzuleiten, hiess es denn auch in einer weiteren Markteinschätzung.
Der SMI schloss 0,65 Prozent tiefer bei 12’351,84 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 0,7 Prozent. Der SLI, der die 30 grössten Aktien enthält, gab 0,72 Prozent auf 2010,28 Punkte nach und der umfassende SPI 0,61 Prozent auf 15’781,20 Punkte. Von den 30 SLI-Werten schlossen bis auf vier alle im roten Bereich.
Die stärksten Einbussen im SLI verbuchten die Aktien des Softwareherstellers Temenos (-3,6%), was ein Händler mit der Charttechnik erklärte. Der Aktienkurs deute eine negative Formation an, nachdem ein Ausbruchsversuch nach oben gescheitert sei.
Dahinter fielen die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (-2,5%) und etwas weniger ausgeprägt auch Swatch (-1,8%) überdurchschnittlich zurück. Dies könnte mit den enttäuschenden Zahlen aus China zu tun haben, sagte ein Händler. Der dortige Einkaufsmanagerindex der Dienstleister ist im August deutlich eingebrochen. Zudem sind beide Aktien am Vortag gestiegen.
Mehr als 1 Prozent verbilligten sich zudem Straumann (-1,8%), Julius Bär (-1,6%), Sonova (-1,4%) oder auch Novartis (-1,3%). Der Pharmakonzern musste eine Studie zu einem Mittel gegen die Organabstossung bei Patienten mit einer Nierentransplantation abbrechen.
Dagegen erfreuten sich Logitech (+1,4%) an der Tabellenspitze einer regen Nachfrage. Für die nötigen Kaufimpulse sorgte eine erfreuliche Rückmeldung der UBS von Nachforschungen in den Absatzkanälen des Unterhaltungselektronikherstellers aus Lausanne. Die Grossbank sieht bei den diesjährigen Gewinnerwartungen des Marktes noch Luft nach oben.
Nebst Alcon (+0,4%), gestützt von einer Kurszielerhöhung durch Julius Bär, und ABB (+0,2%) haben auch Swisscom (+0,3% auf 535,20 Fr.) zugelegt. Research Partners hat das Kursziel für den Telekom-Platzhirsch aufgrund der attraktiven Dividendenaussichten auf 560 von 500 Franken deutlich erhöht.
Im breiten Markt verloren Tecan (-2,6%) an Wert. Der Laborausrüster hat zur Finanzierung der Übernahme der US-Firma Paramit 650’000 neue Aktien platziert und damit knapp 360 Millionen Franken eingenommen. Am Vortag hatte die Tecan-Aktie allerdings um 5,5 Prozent zugelegt, somit ergibt sich trotz Platzierung ein positiver Netto-Effekt.
Idorsia zogen dagegen um 2,7 Prozent an. Die Bank Vontobel hat die Kaufempfehlung für die Anteile des Arzneimittelherstellers bestätigt – allerdings mit einem auf 31 von 34 Franken reduzierten Kursziel.
Und die Aktien von Plazza rückten um 1,5 Prozent vor und schlossen bei 337 Franken nur 1 Franken unter dem Rekordhoch. Die Immobilienfirma hat im ersten Halbjahr den Gewinn um über 60 Prozent gesteigert und damit etwas besser abgeschnitten als im Juli vorangekündigt. Ebenfalls nach Zahlen verteuerten sich MCH um 2,3 Prozent. (awp/mc/pg)