Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag an Wert verloren und ist auch auf Wochensicht ins Minus abgerutscht. Nach einem harzigen Start mit moderaten Kursverlusten kam der Leitindex SMI am Nachmittag im Anschluss an die Publikation des US-Arbeitsmarktberichts verstärkt unter Abgabedruck; die Marke von 9’400 Punkten konnte er aber verteidigen. Die nicht vollends überzeugenden aber soliden Arbeitsmarktdaten wurden im Handel als weiterer Hinweis auf eine Zinswende bereits im September gedeutet.
In den USA wurden im Juli zwar etwas weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, jedoch hat das US-Arbeitsministerium die Zahlen für die beiden Vormonate nach oben revidiert. Vor diesem Hintergrund dürften die Zinserhöhungsfantasien zumindest nicht kleiner werden, hiess es im Handel. Eine Reihe von Ökonomen geht nun davon aus, dass die Notenbank Fed die Zinsen im kommenden Monat anheben wird. Mit Verweis auf die nach wie vor tiefe Inflation rechnen andere Experten jedoch erst im Dezember mit dem ersten Zinsschritt nach oben seit Ausbruch der Finanzkrise.
Bis Börsenschluss verlor der Swiss Market Index (SMI) 0,53% auf 9’408,27 Punkte. Im Wochenvergleich bedeutet dies ein Minus von 0,2%. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab am Freitag um 0,57% auf 1’407,34 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,54% auf 9’545,16 Zähler nach. Von den 30 Blue Chips lagen am Ende 24 im Minus und 6 im Plus.
Wichtige Firmennews hatten bei den Blue Chips am Freitag Seltenheitswert. Noch einmal im Fokus standen daher vor allem Titel, die am Vortag Quartalszahlen präsentiert hatten.
Transocean (+4,6%) legten nach den starken Kursavancen des Vortages weiter deutlich zu. Nach Geschäftszahlen hatten die Papiere des Ölbohr-Servicekonzerns bereits am Donnerstag 6,3% dazugewonnen. Im Handel wurden insbesondere die stärker als erwartet zurückgefallenen Betriebskosten als Kaufargument angeführt. Und auch die aggressive Anlagenverschrottung habe sich positiv auf das Ergebnis ausgewirkt, hiess es.
Zurich Insurance erholten sich mit einem Plus von 1,4% ein wenig von den Kursverlusten des Vortages. Die Papiere des Erstversicherers hatten am Donnerstag mit dem enttäuschenden Halbjahresbericht um 4,6% nachgegeben. Im Nachgang dazu haben eine Reihe von Analysten ihre Ratings bzw. Kursziele angepasst, so etwa das Research von S&P (‹Sell› nach ‹Hold›) oder die Bank Vontobel (320 nach 325 CHF).
Die Zurich habe mit den Quartalszahlen vor allem im Nichtleben-Geschäft enttäuscht, so der Vontobel-Analyst. Das Spartenergebnis hatte unter erheblichen Grossschäden in Grossbritannien und den USA und einem höheren Kostenanteil gelitten. Bei Vontobel wird zwar noch nicht im dritten Quartal mit einer Kehrtwende gerechnet, allerdings dürften sich die Anstrengungen in puncto Effizienz ab Ende 2015 bemerkbar machen.
Das Bild im SMI/SLI blieb allerdings insgesamt von Verlierern geprägt. Die deutlichsten Abgaben verzeichneten konjunktursensitive Aktien sowie Finanztitel. Die Papiere der Bauchemie- und Klebstoffherstellerin Sika büssten 3,1%, jene der Grossbank UBS 2,0% oder die des Life-Science-Konzerns Lonza 1,9% ein. Unter Abgabedruck standen auch Galenica (-1,6%). Der Gesundheitskonzern wird wie der Personalvermittler Adecco (Aktie: -0,6%) am Dienstag die Halbjahreszahlen veröffentlichen.
Die Pharma-Schwergewichte Novartis (-0,6%) und Roche (-1,1%) konnten sich dem allgemeinen Abwärtstrend am Freitag nicht entziehen. Demgegenüber hielten sich die Abgaben von Nestlé (-0,3%) in Grenzen.
Etwas mehr News hatte es im breiten Markt gegeben. Hier legten Firmen wie der im Bereich Fördertechnik tätige Interroll-Konzern (Aktie: +5,7%) oder der Dentalbedarfs-Hersteller Coltene (-7,7%) sowie die Kantonalbanken Berns (+0,3%) und aus dem Thurgau (+0,9%) die Halbjahresberichte vor. Während Interroll mit einem Umsatz- und einer Gewinnsteigerung zu überzeugen wusste, enttäuschte Coltene die Anleger mit einem Umsatzrückgang sowie einem Gewinneinbruch. (awp/mc/upd/ps)