CH-Schluss: Investoren gehen vor dem Wochenende in Deckung

CH-Schluss: Investoren gehen vor dem Wochenende in Deckung

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit klar tieferen Kursen aus dem Handel gegangen und hat damit die vierte Woche in Folge mit Verlusten beendet. Nach einem dreitägigen Erholungsversuch hat damit vor dem Wochenende die Skepsis wieder überhandgenommen. Die Situation beim in Schieflage geratenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande blieb zuletzt spannend, auch wenn eine Mehrheit der Marktteilnehmer die Gefahr einer durch Evergrande ausgelösten globalen Krise als gering einschätzt. Dass die chinesische Regierung darüber informiert hat, dass das Unternehmen in dieser Woche keine Zinszahlungen vornehmen werde, wurde als Zeichen für eine Unterstützung durch die Regierung gelesen.

Gegenwind gab es am Berichtstag auch von der Konjunkturfront. Der ifo-Index, der die Stimmung in der deutschen Wirtschaft widergibt, ist zum dritten Mal in Folge gesunken, zwar nicht sehr stark, aber doch mehr als gedacht. Für die VP Bank sind die Signale mittlerweile eindeutig, wie sie in einem Kommentar dazu schrieb: «Die kräftige Erholung nach der Corona-Pandemie verlangsamt sich.» Belastet wurde das Börsensentiment überdies von einer Umsatzwarnung von Nike im Zusammenhang mit geschlossenen Fabriken in Vietnam.

Der SMI gab schliesslich 1,02 Prozent auf 11’817,20 Punkte nach. Im Wochenvergleich ergab sich damit ein Minus von 1,0 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,13 Prozent auf 1938,97 Punkte ein und der breite SPI 1,01 Prozent auf 15’338,57 Punkte. Bei den 30 SLI-Titeln überwogen die Verlierer die Gewinner im Verhältnis 5:1.

Mit der Diskussion um die Schuldenobergrenze in den USA und den am Wochenende anstehenden Wahlen in Deutschland wird es auch in naher Zukunft genug Gesprächsstoff für die Investoren geben. Die Wahlen in Deutschland dürften gemäss einem Kommentar des Chief Investment Office der Credit Suisse zwar an den Börsen kaum Wellen werfen. «Die aktuellen Herbststürme könnten aber durchaus noch ein paar Bäume umwerfen, bevor sie die Bahn frei machen für Einstiegsgelegenheiten», heisst es dort.

Die stärksten Abschläge bei den Blue Chips verzeichneten Aktien, die sich im bisherigen Jahresverlauf sehr gut entwickelt haben. So litten vor allem die Medizintechnikwerte Straumann (-3,4%) und Sonova (-2,9%), der Pharmazulieferer Lonza (-2,3%) und die auf alternative Anlagen spezialisierte Partners Group (-2,9%) stark unter Gewinnmitnahmen. Zudem standen Givaudan (-3,0%) unter Druck.

Beim Sanitärtechniker Geberit (-2,4%) kam noch eine Verkaufsempfehlung von Exane als Belastungsfaktor hinzu. Auch zyklische und ebenfalls gut gelaufene Werte wie ABB (-1,9%), Sika (-1,7%) oder Kühne+Nagel (-1,5%) gaben klar nach.

Dem allgemeinen Abwärtstrend entzogen sich auch die Schwergewichte nicht, von denen Nestlé (-1,4%) noch mehr verloren als die Pharmagrössen Roche (-0,6%) und Novartis (-0,5%).

Swatch (unv.) hingegen hielten die Terrainrückgewinne der beiden Vortage.

Zu den wenigen Gewinnern gehörten die beiden Banken UBS (+0,6%) und CS (+0,9%), letztere beendeten die Sitzung gar als Tagessieger. Das Exposure der UBS gegenüber Evergrande ist laut ihrem CEO Ralph Hamers «unwesentlich». Die Grossbank musste aber einige Nachforderungen an Kunden mit besicherten Krediten stellen, wie Hamers gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg an einer Konferenz der «Bank of America» erklärte. Auch bei der CS hält sich das Engagement der CS-Fonds in engen Grenzen.

Im breiten Markt zogen Dufry (+2,3%) gegen den Trend klar an. Dem Duty-Free-Shop-Betreiber kam ein neues Gesetz in Spanien zugute, wonach auf spanischen Flughäfen die Höhe der Konzessionsgebühren an die Passagierzahlen gekoppelt wird, bis wieder das Passagierniveau von 2019 erreicht ist.

Noch etwas besser schnitten MCH Group (+4,1%) ab. Der Messebetreiber stehe angesichts der erfolgreichen Messe Art Basel wieder etwas höher in der Gunst der Anleger, hiess es dazu im Handel. (awp/mc/pg)

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