CH-Verlauf: Gewinnmitnahmen bei defensiven Werten drücken SMI unter 13’000

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Donnerstagvormittag schwächer. Damit kann der Leitindex die positiven Vorgaben aus den USA und aus Asien nicht übernehmen. Vielmehr belasten laut Händlern Abgaben in den defensiven Schwergewichten den Gesamtmarkt. Nach dem starken Lauf nähmen Anleger Gewinne mit und investierten bevorzugt in zyklische Sektoren. Denn diese dürften wegen der zu erwartenden und steigenden Ausgaben in Verteidigung und Infrastruktur besser performen, heisst es am Markt. Mit Spannung warteten die Anleger auch auf die EZB. Dabei steht heute Nachmittag weniger der Zinsentscheid – es wird eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte erwartet – als mehr ihr Kommentar und die neuen Wachstums- und Inflationsprojektionen im Fokus.
Zudem hatte US-Präsident Donald Trump am Vortag gesagt, die Einführung der die nordamerikanische Autoindustrie betreffenden Zölle solle um einen Monat verschoben werden. Dies einen Tag, nachdem er 25-Prozent-Zölle auf alle mexikanischen und kanadischen Importe verhängt hatte. Dies sei kurzfristig sicher positiv, aber das Hin und Her sorge für Ungewissheit. Zudem mehrten sich die Zweifel an der Ernsthaftigkeit solcher Entscheidungen. Dies dürfte erhebliche Auswirkungen auf das US-Wachstum haben, kommentierte eine Analystin.
Der Leitindex SMI notiert um 11.00 Uhr um 1,04 Prozent tiefer auf 12’976,29 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,98 Prozent ein auf 2110,70 und der breite SPI 0,91 Prozent auf 17’143,38 Zähler. Innerhalb des SLI überwiegen die Verlierer (22) klar die Gewinner (8).
Die Aussicht auf ein deutsches Infrastrukturprogramm in historischem Ausmass und auf massiv höhere Verteidigungsausgaben in Europa machten den Anlegern Appetit auf zyklische Titel. «Gekauft wird, was irgendwie von diesen Programmen profitieren könnte», sagt ein Händler. Dazu zählten zyklische Anteile wie die des Personalvermittlers Adecco (+3,8%), der baunahen Geberit (+2,5%) und Holcim (+0,2%). Dabei waren Geberit mit Verlusten in den Handel gestartet. Der Sanitärtechnikkonzern hat 2024 das Gewinn-Niveau des Vorjahres nicht ganz gehalten, will aber dennoch mehr Dividende zahlen.
Aber auch der Logistiktitel Kühne+Nagel (+1,9%) drehte nach anfänglichen Einbussen ins Plus. «Zollhoffnung und Konjunkturpaket lassen grüssen», meint ein Händler.
Weit oben bei den Gewinnern stehen zudem die Aktien von Swatch (+2,3%). Dagegen werden die Aktien von Rivale Richemont (-2,3%) aus den Depots gekippt. Richemont sind allerdings 2024 und auch 2025 viel besser gelaufen.
Logitech (+0,3%) profitieren von Aussagen am Kapitalmarkttag. Der Computer- und Gaming-Zubehörhersteller erwartet weiteres Wachstum. Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 wird bestätigt. Für das kommende Jahr ist das Unternehmen indes etwas zurückhaltender. Dafür winkt ein hohes Aktienrückkaufprogramm.
Dagegen sind SGS (-4,1%) unter Druck. Grund dafür ist Grossaktionär GBL, der seine Beteiligung am Warenprüfkonzern um 8,5 Millionen Aktien verringert hat. Auch nach dem Verlauf bleibt GBL mit rund 14,6 Prozent der grösste SGS-Aktionär.
Auch VAT (-3,8%) büssen klar an Wert ein. Möglicherweise trübe der verhaltene Ausblick des Branchennachbarn Comet (-10%) den Markt, heisst es weiter.
Den stärksten Beitrag zum Kursrückgang liefern aber die Anteile von Unternehmen mit einem defensiven Geschäftsmodell wie Nestlé (-1,2%), Novartis (-1,1%) und Roche (-1,3%). Sie hatten stark dazu beigetragen, dass der SMI 2025 in einem von Verunsicherung geprägten Umfeld 2025 zugelegt hat. Mit Sonova, Givaudan, Sandoz und Alcon geben weitere «Defensive» um bis zu 2,7 Prozent nach.
Unter Druck stehen am breiten Markt ausserdem Galderma (-5,5%). Händler sprechen von Gewinnmitnahmen nach Bilanzvorlage. Schwach sind auch Cosmo (-5,2%) nach Zahlen.
Dagegen ziehen V-Zug (+16%), R&S (+8,6%), Cicor (+4,9%) und Helvetia (+1,7%) nach Jahreszahlen an. (awp/mc/ps)