Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch klar in der Verlustzone geschlossen. Für Beunruhigung sorgten Äusserungen des ehemaligen griechische Ministerpräsidenten Lucas Papademos über Vorbereitungen seines Landes für einen Austritt aus dem Euro, die er allerdings später in einem Fernsehinterview relativierte. Später am Vormittag trübten enttäuschende Wirtschaftsdaten aus Italien das Sentiment an den Börsen weiter ein. Auch der wenig verheissungsvolle EU-Sondergipfel, der am Abend des Berichtstages stattfindet, konnte die Anleger nicht entzücken. Kurz vor der Eröffnung hat denn auch der deutsche Finanzminister Schäuble der Einführung von Eurobonds eine klare Absage erteilt.
Die Gegenreaktion auf die seit Mitte April anhaltende Baisse, welche in den letzten beiden Handelstagen beobachtet werden konnte, hat denn auch ihr vorläufiges Ende gefunden. «Wie gewonnen, so zerronnen», brachte ein Händler die Situation am hiesigen Aktienmarkt auf den Punkt. Gestern sah alles gut aus, heute werden wir eines Besseren belehrt, hiess es weiter. Auch am Nachmittgag publizierte Makrodaten in den USA, die teilweise etwas besser als erwartet ausfielen, konnten das triste Bild an den Börsen weltweit nicht aufhellen.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor 1,56% auf 5’817,91 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 1,84% auf 874,21 und der breite SPI um 1,53% auf 5’437,51 Zähler.
Ins Auge stachen die Titel von Sonova (-0,1%), die den ganzen Handelstag über als einziger Wert deutlich im Plus notierten und sich damit vom schwachen Marktumfeld abhoben. Verkäufe bei der Schlussauktion drückten die Titel zuletzt jedoch in die Verlustzone. Der Hörgerätehersteller musste am Vortag nach einem enttäuschenden Jahresergebnis Kursverluste von rund 10% einstecken. Heute reagierten die Titel mit einer technischen Gegenbewegung. Von Analysten wurden die gestrigen Kursverluste mehrheitlich als übertrieben dargestellt.
Zu den grössten Verlierern gehörten am Vortag der Publikation der Uhrenexporte durch den Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FHS auch Richemont (-4,2%) und Swatch (-4,8%). Die ZKB geht für den Monat April von einem Anstieg der Schweizer Uhrenexporte um 6,7% auf 1,7 Mrd CHF aus. Im ersten Quartal lag das Plus aber noch bei 17%, so die ZKB.
Auch Logitech (-4,6%) verzeichneten grosse Abgaben. Die Titel avancierten die vergangenen fünf Handelstage, was einige Anleger zu Gewinnmitnahmen verleitet. Zudem wurden die Titel von Schwachen Zahlen vom US-Konkurrenten Dell belastet. Aber auch andere Zykliker wie Lonza (-4,5%), Adecco (-2,7%) oder Transocean (-2,8%) liessen deutlich Federn.
Unter Druck standen zudem die Finanztitel, wobei Julius Bär (-2,7%) und Credit Suisse (-2,3%) die deutlichsten Abschläge verzeichneten. Eine US-Tochter der Schweizer Grossbank hat von der Federal Reserve Bank of New York eine Tranche von komplexen Hypothekenanleihen (CDO) mit einem Nennwert von rund 0,69 Mrd USD erworben. Schwächer notierten zudem Zurich Insurance (-2,3%) und Swiss Life (-2,1%), während sich UBS (-1,3%) mit relativ moderaten Verlusten zeigten.
SGS (-0,9%) schlossen derweil etwas besser als der Marktdurchschnitt. Die Titel des Warenprüfkonzerns werden neu von den Analysten von Berenberg abgedeckt. Der zuständige Experte erachtet SGS in seiner Studie als bereits recht hoch bewertet, was im Sektorvergleich wenig Spielraum für Aufwärtspotenzial zulasse. Entsprechend bewertet er die Titel mit «Hold» und zieht im Sektor die Titel von Konkurrentin Bureau Veritas vor.
Die defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,6%) und Novartis (-1,1%) verloren ebenfalls etwas unterdurchschnittlich, während die Verluste in Roche (-2,1%) akzentuierter ausfielen.
Im breiten Markt legten Also-Actebis (+1,5%) zu, nachdem der IT-Grosshändler am Morgen über den Abschluss eines Distributionsvertrages mit Apple informierte. So sei gemäss Also-Actebis aus dieser Vereinbarung eine bedeutende zusätzliche Umsatz- und Gewinnsteigerung zu erwarten.
Deutlich im Minus notierten unterdessen Georg Fischer (-3,1%) nach den Gewinnen am Vortag. Nach dem am Dienstag kommunizierten Zukauf in den USA senkt die UBS wegen der Gewinnverwässerung im laufenden Jahr ihr Kursziel leicht, bleibt aber bei Buy.
Ems-Chemie gingen 1,9% tiefer aus dem Handel. In einer etwas geheimnisvoll angekündigten Medienkonferenz hat das Unternehmen am Mittwoch über ein Strafverfahren gegen drei ehemalige Mitarbeiter wegen Verletzung von Fabrikations- und Geschäftsgeheimnissen informiert und der Bundesanwaltschaft Versäumnisse vorgeworfen. (awp/mc/pg)