Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag einen schwachen Tag eingezogen. Belastet von negativen Vorgaben aus den USA und enttäuschenden Firmen-Ergebnissen schloss der Schweizer Leitindex knapp über dem Tagestief. Hierzulande reagierten die Marktteilnehmer vor allem «verschnupft» auf das Ergebnis des SMI-Schwergewichts Roche. Auf der anderen Seite waren Julius Bär und ABB nach Zahlen gesucht.
Am Vorabend hatte die US-Notenbank wie erwartet eine Zinspause eingelegt, dabei aber den Erwartungen auf baldige Zinssenkungen einen Dämpfer versetzt. Am Donnerstag publizierte robuste US-Daten, gepaart mit weiterhin recht hohen Inflationsraten, passten zum Kurs der US-Notenbank Fed, sich mit der Zinswende Zeit zu lassen. An Wall Street werden nachbörslich weitere Technologie-Giganten wie Apple, Amazon und Meta ihre Quartalsberichte veröffentlichen. Auch diese bergen angesichts der hohen Erwartungen vor allem Enttäuschungspotential, sagten Börsianer.
Der SMI schloss 1,05 Prozent tiefer bei 11’213,91 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI, bei dem die Schwergewichte gekappt sind, verlor 0,72 Prozent auf 1797,22 und der breite SPI 0,84 Prozent auf 14’650,45 Zähler. Im SLI dominierten die Verlierer das Tableau im Verhältnis zwei zu eins.
Stark unter Druck standen die Papiere von Roche, der Genussschein ging mit einem Minus von 5,5 Prozent aus dem Handel, das Inhaber-Papier gar mit -5,7 Prozent.Der Pharmariese hat einen weiteren Dämpfer erlitten: Sowohl der operative Kerngewinn als auch der Kerngewinn für das Geschäftsjahr 2023 lagen hinter den pessimistischsten Analystenschätzungen zurück.
Analysten erklärten sich dies mit der Kombination aus tiefer als erwartet ausgefallenen Medikamentenverkäufen und der Frankenstärke. Die Aktien von Novartis (+1,3%), die am Vortag nach Zahlenvorlage unter Druck gestanden hatten, profitierten von Umschichtungen.
Als Profiteur dieser Umschichtungen im europäischen Pharmasektor wurden auch Lonza genannt, die sich um 0,7 Prozent verteuerten. Stark verkauft wurden dagegen Sandoz (-4,0%). Allerdings werden die Papiere des Generikaherstellers seit ihrem Börsenstart im Oktober sehr volatil gehandelt.
Julius Bär schlossen 0,9 Prozent fester, blieben damit aber deutlich hinter ihrem Tageshoch zurück. Die Bank hat mit der vollständigen Abschreibung der Kredite an Signa reinen Tisch gemacht. Zudem musste CEO Philipp Rickenbacher den Hut nehmen. 2023 hat die Bank wegen der Abschreibungen einen um die Hälfte geringeren Jahresgewinn verbucht. Am Markt war gleichwohl von einem «Befreiungsschlag» die Rede.
UBS büssten dagegen 3,4 Prozent ein. Händler verwiesen auf den schwachen europäischen Bankaktienindex und den Kurseinbruch bei BNP Paribas nach der Bilanzvorlage. Dies könnte bei der Grossbank Gewinnmitnahmen vor der Zahlenpräsentation kommende Woche ausgelöst haben, hiess es.
Nach Zahlen zogen ABB um 1,7 Prozent an. Der Technologiekonzern hat im vierten Quartal Betriebsgewinn und Marge gesteigert, zudem soll die Dividende weiter erhöht werden und es soll weitere Aktienrückkäufe geben.
Holcim sanken hingegen um 1,6 Prozent. Die Aktien kosten damit wieder fast gleich viel wie vor dem Wochenende, also bevor die Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts von der Börse gefeiert wurde.
Deutlich fester waren Straumann (+3,8%). Der besser als erwartet ausgefallende Quartalsabschluss von Rivale Align habe für Käufe in den Aktien des Herstellers von Dentalimplantaten gesorgt, sagten Händler.
Auf den hinteren Rängen fielen Comet (+2,3%) auf. Das Technologieunternehmen hat 2023 zwar wie erwartet deutliche Umsatzeinbussen hinnehmen müssen. Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen aber wieder mit besseren Geschäften. Im Windschatten davon wurden auch Inficon (+0,8%) gekauft.
Gurit (Aktie: -1,5%) hat im Geschäftsjahr 2023 weniger Umsatz geschrieben als noch im Jahr davor. Vor allem der ungünstige Wechselkurs des Schweizer Frankens drückte stark auf die Einnahmen des Spezialkunststoffherstellers. Im Schlepptau wurden auch die Papiere des Mitbewerbers Schweiter (-1,7%) verkauft.
Mit DocMorris ging es um 2,8 Prozent nach unten. Laut Händler sind die Deckungskäufe der letzten Tage zuletzt wieder weggebrochen. (awp/mc/ps)